Julius Asal im Dialog mit Ravel: Siena Tapes

Mit gerade einmal 28 Jahren hat Julius Asal bereits eine beeindruckende Laufbahn vorzuweisen. Der mehrfach ausgezeichnete Pianist – darunter der 1. Preis bei den European Auditions der Young Concert Artists, die renommierte Terence Judd-Hallé Awards 2025 und der 2. Preis beim Internationalen Johannes Brahms-Wettbewerb – steht längst im Rampenlicht der Klassikszene. Auch die Deutsche Grammophon wurde schnell auf sein außergewöhnliches Talent aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Seine Debüt-LP "Scriabin - Scarlatti" aus dem Jahr 2024 sorgte für große Aufmerksamkeit bei Kritikern weltweit. Es war ein mutiger Schritt des Plattenlabels, bei einem Erstlingswerk auf so anspruchsvolle musikalische Stücke zu setzen. Im Vergleich dazu ist das Programm seiner neuen Platte "Siena Tapes" zugänglicher, ohne dabei an künstlerischem Anspruch einzubüßen.

"Siena Tapes" ist Maurice Ravel gewidmet, dessen 150. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird. Die vier Solo-Klavier-Kompositionen Ravels bilden das Herzstück des Albums. Dazu meint Asal: "Selbst seine feineren Klavierwerke enthalten eine Farbpalette und Kraft, die man sonst nur in einer komplexen Symphonie findet".

In einem spannenden künstlerischen Dialog mit Ravel ergänzt Asal diese Stücke durch vier eigene Kompositionen – "Cascades I-III" und "Prélude (3191)" – filigrane Miniaturen, die Ravels Stil subtil aufgreifen. Abgerundet wird das Programm durch das Stück "Petites Vagues", komponiert von Christian Badzura, dem Produzenten des Albums und Vizepräsident A&R Neues Repertoire bei der Deutschen Grammophon.

Das Album beginnt mit einem kurzen Produzenten-Spaß am Tonband, bevor Julius Asal mit dem ersten Teil von "Cascade" loslegt. Hier zeigt sich sofort die herausragende Qualität des jungen Pianisten. Mit einer faszinierenden Kombination aus Dynamik und Feingefühl entlockt er seinem Flügel glasklare, perlende Klänge, die den Zuhörer augenblicklich in ihren Bann ziehen. Wenn er anschließend zwei Miniaturen von Ravel interpretiert, spürt man seine tiefe Verbundenheit mit dem französischen Komponisten. Besonders "Jeux d’eau" erreicht einen emotionalen Höhepunkt – ein Moment, der, wie das gesamte Album, die ganze Aufmerksamkeit des Zuhörers verlangt und belohnt. Jede Note wird mit Spannung und Freude aufgesogen.

Die exzellente Klangqualität der Aufnahme trägt ihren Teil dazu bei, Klassikliebhabern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Vielleicht war es aber auch der besondere Zauber des Aufnahmeortes, der zur Magie beitrug: Das historische Städtchen Casole d’Elsa in der Toskana, wo Rick Rubin in einem alten Bauernhof ein Tonstudio errichtet hat. Für Julius Asal war es jedenfalls eine Quelle der Inspiration – und das hört man.

• Julius Asal - Piano