Jeder Vinyl-Liebhaber, der sich intensiv mit dem Thema Schallplatten beschäftigt hat, kennt das Problem: Weichmacher in LP-Innenhüllen. Was genau hinter diesen Weichmachern steckt, möchten wir hier im Blog etwas näher beleuchten.
Was sind Weichmacher und in welchen LP-Innenhüllen werden sie verwendet?
Vorweg: Ich bin kein Chemiker und freue mich über mögliche fachliche Korrekturen. Dennoch möchte ich versuchen, den Begriff "Weichmacher" verständlicher zu erklären und darzulegen, warum diese Stoffe in LP-Innenhüllen zum Einsatz kamen.
Wann genau die ersten weichen PVC-Folien für Schallplatten verwendet wurden, kann ich leider nicht sagen. Allerdings verweist der deutsche Hersteller Neoplastik darauf, dass auf deren Maschinen seit den 1960er Jahren ausschließlich HDPE-Folien zum Einsatz kamen – und dies bis heute so ist. Im Vergleich zu den weichen PVC-Folien, die früher für LPs verwendet wurden, sind diese PE-Hüllen etwas steifer und erzeugen beim Handling ein leichtes Knistern.
Weichmacher sind Substanzen, die Polyvinylchlorid (PVC) zugesetzt werden, um es flexibler, biegsamer und formbarer zu machen. Ohne Weichmacher wäre PVC in seinem Rohzustand spröde und kaum zu verarbeiten. Dabei unterscheidet man zwischen innerer und äußerer Weichmachung von Kunststoffen. Für detaillierte technische Informationen können die unten aufgeführten Quellen herangezogen werden.
Besonders wichtig erscheint mir der gesundheitliche Aspekt: In der Vergangenheit wurden in Produkten wie Bodenbelägen, Vinyl-Handschuhen oder Folien gesundheitsschädliche Phthalate nachgewiesen, weshalb sie heute weitgehend verboten sind. Allerdings gibt es verschiedene Weichmacher, die auch heute noch eingesetzt werden. Beispielsweise sind die Weichmacher in Blutkonservenverpackungen gesundheitlich unbedenklich. Es gilt also festzuhalten, dass Weichmacher nicht grundsätzlich schädlich sind. Ob und in welchem Umfang Phthalate in alten weichen LP-Folien verwendet wurden, lässt sich schwer sagen – es ist jedoch nicht auszuschließen.
Viel gravierender für Vinyl-Liebhaber ist ein anderer Punkt: das sogenannte Ausgasen solcher weichen Folien. Dabei kommt es zu einer chemischen Reaktion mit der Oberfläche der Schallplatte, die viele Sammler nur zu gut kennen. Die dabei entstehenden Rückstände lassen sich in der Regel nicht mehr vollständig entfernen und führen zu deutlich hörbaren Nebengeräuschen. In einigen Fällen haben sich bei mir sogar weiche Hüllen regelrecht mit der Schallplatte verbunden – ein Albtraum für jeden Sammler.
Aus diesem Grund empfehle ich ausdrücklich, alte, weiche Innenhüllen gegen neue, mit PE-Folie gefütterte Varianten auszutauschen. Eine weitere hervorragende Alternative sind die sogenannten Japan-Hüllen, die sich ebenfalls bewährt haben.
Weiterführende Informationen:
Wikipedia: Weichmacher
Umweltbundesamt: Weichmacher
Maschinenbau-Wissen: Weichmacher
Verbraucherzentrale: Kunststoffe
Universität Bayreuth: Weichmacher (PDF)