Ein weiteres Wundermittel oder doch etwas Voodoo? Ganz und gar nicht! Der sogenannte Sinnersche Kreis ist das genaue Gegenteil – ein Fachbegriff, der in der Berufswelt den Mechanismus effektiver Reinigung beschreibt. Ob Gebäudereiniger, Waschmaschinentechniker oder Desinfektionsexperten – sie alle kennen diesen Zusammenhang. Aber was hat das mit uns Vinyl-Fans zu tun, und warum ist es so wichtig? Genau das erfährst du in diesem Testbericht.
Der Sinnersche Kreis - die Schallplattenwäsche optimieren
Leidenschaftliche Plattensammler reinigen ihre Schallplatten traditionell mit einer Plattenwaschmaschine oder einem Handreinigungsgerät wie Knosti & Co. – eine bewährte Methode, die sich seit Jahren bewährt hat. Warum also etwas daran ändern? Muss man die Plattenreinigung zur Wissenschaft erheben? Sicherlich nicht. Doch wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigt, könnte neue Wege entdecken, um die Reinigungsroutine zu optimieren. Dieser Beitrag versteht sich daher weniger als ultimative Anleitung, sondern vielmehr als Inspiration und Denkanstoß. Ich habe selbst eine spannende Testreihe gewagt – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Was bedeutet der Sinnersche Kreis?
Bei jeder gründlichen Reinigung spielen vier entscheidende Faktoren zusammen – und zwar im perfekten Zusammenspiel:
1. Chemie
2. Mechanik
3. Temperatur
4. Zeit
Was bedeutet das konkret für die Reinigung von Schallplatten?
- Chemie: Hier verwenden wir eine speziell abgestimmte Reinigungsflüssigkeit. Diese besteht aus destilliertem Wasser, Alkohol und einer kleinen Menge Netzmittel, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
- Mechanik: Bei einer Reinigungsmaschine spielt die Bewegung der Schallplatte, der Kontakt mit Samtlippen, Bürsten oder einer Punktabsaugung sowie der Unterdruck beim Absaugen eine entscheidende Rolle. Bei der Handwäsche entfällt der Unterdruck, doch die mechanische Bearbeitung bleibt ein wichtiger Aspekt.
- Temperatur: Die Temperatur der Reinigungsflüssigkeit ist ein weiterer wichtiger Faktor, da sie den direkten Kontakt mit dem Vinyl beeinflusst.
- Zeit: Auch die Dauer, wie lange die Platte mit der Reinigungsflüssigkeit in Berührung kommt oder in einem Reinigungsbad verweilt, ist entscheidend für das Ergebnis.
Auf den ersten Blick mag das wie grundlegende Theorie wirken, doch die Magie liegt im Zusammenspiel dieser vier Faktoren – ein Konzept, das als "Sinnerscher Kreis" bekannt ist. Nur wenn alle Parameter optimal miteinander harmonieren, wird eine effektive Reinigung gewährleistet. Wird einer der Faktoren reduziert, muss ein anderer verstärkt werden, um das Ergebnis aufrechtzuerhalten. Fehlt ein Parameter ganz, ist die Reinigung nicht mehr so effektiv.
Die Testreihe
Um herauszufinden, wie sich die übliche Schallplattenreinigung weiter verbessern lässt, habe ich einige Experimente durchgeführt. Eine Überlegung war, den Alkoholgehalt in der Reinigungsflüssigkeit zu reduzieren – das könnte sowohl umweltfreundlicher sein als auch das Vinyl schonen und gleichzeitig Kosten sparen. Doch weniger Alkohol bedeutet, dass ein anderer Faktor stärkeren Einfluss gewinnen muss. Bei unserer Plattenwaschmaschine ist der mechanische Faktor weitgehend unveränderlich. Somit bleiben die Variablen Zeit und Temperatur. Beide habe ich genau unter die Lupe genommen.
Getestet wurde zunächst mit der Clearaudio Double Matrix Professional Sonic. Die verwendete Reinigungsflüssigkeit bestand aus doppelt destilliertem Wasser, Isopropylalkohol und Mirasol-Netzmittel. Die Schallplatten wurden zunächst normal gereinigt und anschließend gezielt mit Fettfingern (Salatöl + Butter) verschmutzt, um die Reinigungsleistung unter erschwerten Bedingungen zu testen.
Test 1: Normale Temperatur, kein Alkohol
Als erstes wurde die verschmutzte LP mit etwa 20°C temperiertem, reinem Wasser und einem Netzmittel (ohne Alkohol) auf der Clearaudio im Standard-Programm gereinigt. Doch der Test brachte ein überraschendes Ergebnis: Er scheiterte! Warum? Weil die LP – entgegen aller Erwartungen und trotz der kalten Reinigung – bereits sauber war! Um sicherzugehen, habe ich den gleichen Test mit einer Okki Nokki One wiederholt.
Auf der Okki Nokki One dauerte der Einweichvorgang jeweils drei Umdrehungen nach links und drei nach rechts (etwa 25 Sekunden). Anschließend wurde die Platte ebenfalls dreimal nach links und rechts abgesaugt (wiederum ca. 25 Sekunden), gefolgt von etwa 5 Sekunden ohne Absaugung zum Auslaufen.
Nach dieser Testreinigung waren an den zuvor verschmutzten Stellen noch gut erkennbare Flecken sichtbar. Auch die zuvor aufgeschmierte "1" war noch leicht zu erkennen – allerdings mit einem Schmiereffekt.
Test 2: Höhere Temperatur, kein Alkohol
Nun folgte ein weiterer Test mit derselben Schallplatte, jedoch an einer anderen Stelle. Die Bedingungen blieben unverändert: identischer Zeitablauf, dieselbe Verschmutzung und identische Wasser-Mischung. Dieses Mal wurde das Gemisch jedoch auf etwa 35-40 °C erwärmt – dank unseres gemütlichen Kachel-Ofens. Das Ergebnis? Die Schallplatte war optisch nahezu makellos sauber, lediglich minimale Wischspuren waren sichtbar. Ein klarer Hinweis darauf, dass es bei solchen Fettfilmen ohne Alkohol kaum funktioniert.
Test 3: Längere Einwirkzeit
Der dritte Test hatte das Ziel herauszufinden, ob der Wasser/Netzmittel-Mix, diesmal auf ca. 20°C temperiert, bei einer etwas längeren Einwirkzeit ein anderes Ergebnis liefert. Das Auftragen und gleichmäßige Verteilen der Flüssigkeit mit der Bürste dauerte etwa 1 Minute. Anschließend wurde die Mischung noch eine weitere Minute ohne Bürste einwirken gelassen, bevor die LP rund 25 Sekunden lang abgesaugt wurde. Die gesamte Reinigungsdauer betrug somit etwa 2 Minuten und 25 Sekunden.
Das Ergebnis war wenig überraschend: Auf den ersten Blick erscheint die LP sauber, doch bei genauerem Hinsehen bleiben leichte Schlieren im äußeren Bereich erkennbar. Die "3" ist nur noch teilweise als Schmierfilm sichtbar. Diese Methode zeigte sich somit etwas effektiver als die Reinigung im ersten Test.
Test 4: normale Reinigungsflüssigkeit mit Alkohol
Abschließend kommt die Standard-Reinigungsflüssigkeit von Vinylclean mit Alkohol zum Einsatz. Auch diese wird erwärmt und erhält eine kurze Einwirkzeit, ähnlich wie bei Test 3. Hier zeigt der Alkohol seine volle Wirkung: Von der zuvor aufgetragenen "4" ist nichts mehr zu sehen – auch keinerlei Schlieren bleiben zurück.
Fazit zum Test mit dem Sinnerschen Kreis
Eine erhöhte Temperatur der Reinigungsflüssigkeit führt bereits zu deutlich sichtbaren Verbesserungen. Auch eine längere Einwirkzeit auf der Schallplatte zeigt positive Effekte. Kombiniert man beide Ansätze und fügt vielleicht noch eine kleine Menge Isopropyl hinzu, lassen sich optimale Ergebnisse erzielen.
Zurück zum Prinzip des Sinnerschen Kreises: es funktioniert! Durch das Reduzieren der Alkoholmenge bei gleichzeitiger Verlängerung der Einwirkzeit oder Erhöhung der Temperatur konnten nahezu identische Reinigungsergebnisse erzielt werden.
Diese einfachen Tests sind keineswegs als endgültig zu verstehen. Sie sollen vielmehr dazu ermutigen, durch eigene Experimente und Erfahrungen die bisherigen Reinigungsergebnisse weiter zu optimieren.
Viel Freude beim Ausprobieren und Entdecken!
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