Schäden an Schallplatten und Plattencover

Immer häufiger beklagen Vinyl-Fans Schäden an brandneuen Schallplatten und ihren Covern, die direkt aus den Presswerken stammen. In diesem Blogbeitrag möchte ich zwei zentrale Fehler aufdecken und die Ursachen dahinter erläutern.

Durchgestoßenes Schallplatten-Cover | Schäden an Schallplatten und Plattencover

Vermeidbare Mängel bei der Verpackung frisch gepresster Schallplatten


Die Produktion einer Schallplatte ist ein deutlich komplexerer Prozess, als es sich viele Vinyl-Liebhaber vorstellen. Trotz moderner Automatisierung bleibt es ein anspruchsvolles Handwerk, das Präzision und Fachwissen erfordert. Nur wenn jeder einzelne Schritt – von der Herstellung der Lackfolie über die anschließende Pressmatrize bis hin zu sämtlichen Parametern beim Pressen (wie Temperatur, Druck, Sauberkeit etc.) – sowie die Wahl eines hochwertigen Vinyl-Granulats perfekt aufeinander abgestimmt sind, entsteht eine Vinylplatte in Spitzenqualität.

Angenommen, bis zu diesem Punkt wurde alles sorgfältig umgesetzt, gibt es dennoch mindestens zwei potenzielle Fehlerquellen (andere Aspekte, wie z. B. die notwendige Abkühlzeit von mindestens 24 Stunden, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen):

Kratzer durch falsche Innenhülle


Eine falsche Innenhülle? Um es genauer zu sagen: eine ungeeignete Innenhülle! Damit meine ich eine einfache (und oft günstigere) Papierhülle, wie sie auf dem Foto der LP zu sehen ist. Die raue Oberfläche solcher Hüllen kann nicht nur unschöne Oberflächenkratzer verursachen – wie in den unten folgenden Mikroskopaufnahmen deutlich zu erkennen ist – sondern auch tiefere Kratzer hinterlassen, die beim Abspielen hörbar werden können.

Warum also verwenden Presswerke nicht standardmäßig die deutlich hochwertigeren, gefütterten Innenhüllen? Diese Hüllen mit schützender Folie bewahren die empfindliche Oberfläche einer frisch gepressten LP wesentlich besser. Es wäre doch naheliegend, sie grundsätzlich einzusetzen. Doch hier kommen wir an einen entscheidenden Punkt: Die Presswerke würden solche Hüllen zwar verwenden, müssten die höheren Kosten aber an die Plattenlabels weitergeben. Und hier liegt oft das Problem – viele Labels lehnen dies ab, nicht immer aus rein finanziellen Gründen. Leider spielt auch mangelnde Erfahrung im Umgang mit Vinyl eine Rolle.


Coverschaden, LP falsch eingelegt


Eigentlich könnte es so einfach sein: wenn man die LP in der Innenhülle korrekt in das Cover legt, lassen sich Schäden wie durchgestoßene Plattencover (Seam Split) fast vollständig vermeiden. Man könnte vermuten, dass hier die Presswerke verantwortlich sind, doch letztendlich liegt die Entscheidung bei deren Auftraggebern, die diese Vorgehensweise oft nicht vorgeben. Warum das so ist? Ganz einfach: Es wird selten priorisiert.


Richtig gemacht, sollte die LP in der Innenhülle bei Klappcovern zwischen die beiden Taschen gelegt werden. Bei Einzelcovern wiederum sollte die offene Seite der Innenhülle mit der offenen Seite des Covers ausgerichtet werden. Diese einfache Methode verhindert effektiv Schäden wie Seam Split.

Warum wird auch das nicht standardmäßig umgesetzt? Wie bereits erwähnt, müssen die Auftraggeber dies verlangen. Dass es oft nicht passiert, hat sicher verschiedene Gründe. Doch alle Beteiligten sollten sich bewusst sein: Vinyl-Fans tolerieren solche Mängel bei den heutigen Preisen nicht. Sie reklamieren und tauschen solche LPs um – das verursacht nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern auch unnötigen ökologischen Schaden.


Mikroskop-Fotos von Oberflächenkratzer durch Papier-Innenhüllen


Hier siehst du Oberflächenkratzer, die durch Papier-Innenhüllen entstanden sind. Da diese lediglich den Steg zwischen den Rillen beschädigt haben, ohne in die Rillen selbst einzudringen, haben sie keinen hörbaren Einfluss auf den Klang.

Dieses Mikroskopfoto zeigt eine andere Stelle derselben Schallplatte wie im oberen Bild. Hier wird deutlich, dass der Kratzer etwas tiefer ist und bereits leicht in die Rille hineinreicht – ein Detail, das akustisch wahrnehmbar ist! Beim Anhören der Schallplatte habe ich in diesem Bereich ein leichtes, regelmäßiges Nebengeräusch festgestellt. Dieses war vor allem bei höherer Lautstärke und dem musikalischen Programm mit lediglich zwei akustischen Instrumenten hörbar.

Ergo: Oberflächliche Kratzer durch Papier-Innenhüllen sind in der Regel nicht hörbar. Je nach Musikstil können sie jedoch wahrnehmbar sein – bei lauteren Genres wie Rock fällt dies meist nicht ins Gewicht, während die Kratzer bei leiserer Musik durchaus auffallen können.


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