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Wir Vinyl-Fans sind im doppelten Sinne im Glauben, die besseren Musikhörer zu sein. Einmal schon wegen der „überlegenen“ Analogtechnik mit seinem „breiten Frequenzbereich“ und dann aufgrund unserer tollen Plattenspieler, die jeder digitalen Technik überlegen zu sein scheinen. Doch so einfach ist es nicht, das Problem beginnt bereits bei unserem Ohr, ganz analog!

 

Was hören wir wirklich?

Musik hoeren Kopfhorer

Mit diesem Bericht möchte ich ein wenig dazu beitragen, die Dinge beim Musik-Hören etwas zu relativieren. Egal, ob wir nun der CD oder Schallplatte lauschen, ob ein Stream oder gar nur MP3 läuft - eine Frage drängt sich auf: was hören wir wirklich? Die Älteren unter uns sind eh der Meinung, dass ihr Gehör nicht mehr sonderlich taugt. Doch ist es wirklich so und ist es wirklich wichtig, alles zu hören?

 

Die Hifi-Norm

Tonabnehmer Audio Technica AT33EV

Die Hifi-Norm DIN 45500 (heute EN 61305), die mittlerweile über ein halbes Jahrhundert alt ist, hat für uns Schallplattenfreunde folgendes zum Thema Frequenzgang parat: der Übertragungsbereich sollte mindestens 40 - 12.500 Hz liegen. Für Hersteller von Tonabnehmern ist das schon lange keine Hürde mehr, nahezu jeder Rillenkratzer gibt da 20 - 20.000 Hz an. Da sind bei edlen Stücken dann auch schon mal 20 -100.000 Hz drin, wer bietet mehr?

 

Stress für die Ohren

Das Gehör des Erwachsenen nimmt mit zunehmenden Alter ab, das ist kein Geheimnis. Wer über 50 Jahre alt ist, muss sich um die eben erwähnte Frequenz der Hifi-Norm keine Gedanken mehr machen, denn die obere Grenze von 12,5 kHz nehmen nur noch die wenigsten von uns wahr. Zu der ganz normalen Abnahme des Hörvermögens kommen viele Faktoren im Leben eines Menschen hinzu, von gesundheitlichen Einflüssen bis hin zu Schäden durch lauten Lärm während der Arbeit oder lauten Konzertveranstaltungen. Auch Musiker sind nicht selten von diesem Problem betroffen. Auf jeden Fall ist das menschliche Gehör vielen Belastungen ausgesetzt, insbesondere Stadtmenschen haben da meist schlechtere Karten als Bewohner auf dem Land.

 

Wie gut hörst du?

Wer es nicht glauben mag, sollte einfach mal einen Hörtest machen. Online geht das durchaus, hierzu sollte man jedoch zumindest einen Kopfhörer nutzen. Bitte verschiedene Test machen, denn da gibt es auf den verschiedenen Webseiten recht unterschiedliche Ergebnisse. Ausserdem solltest du zu dem Hörtest ausgeruht und nicht gestresst sein. Wer sicher gehen möchte, sollte einen Hörakustiker aufsuchen. Kleiner Tipp vorab: wer die 50 überschritten hat, sollte nicht erwarten, dass bei einer solchen Hörprobe mehr als 13 KHz drin sind.

 

Die Frequenzen akustischer Instrumente

Gitarre Foto Rene vanderVoordenFoto: Rene van der Voorden

So, wer nach einem Hörtest nun frustriert auf seinen Plattenspieler schaut, kann sich jetzt erst mal entspannen. Zumindest, wenn auf dem Plattenteller in erster Linie hochwertige Aufnahmen mit überwiegend akustischen Instrumenten landen. Magst du z.B. gerne Musik mit akustischer Gitarre, dann kannst du sie selbst als Opa noch prima hören - der Grundton-Bereich liegt etwa bei 80 - 5000 Hz. Der Violine würde man gefühlt recht hohe Frequenzen zuordnen, tatsächlich aber endet sie ebenfalls in einem ähnlichen Bereich, bis 3-4 KHz. Allerdings ist sie auch sehr reich an Obertönen, die dann durchaus 10 KHz erreichen. Dies gilt für eigentlich auch für alle Holzblasinstrumente (wobei diese teils bei Obertönen über 12 KHz kommen), etwas darunter liegen die Blechbläser. Nur eine Familie der akustischen Instrumente hat einen größeren Umfang an Frequenzen: die Schlagzeuge. So ein HiHat kann schon bis an die Grenze des menschlichen Gehör gelangen und zwar dem eines Kindes!

Wir sehen, im Großen und Ganzen ist selbst für ältere Hörer noch alles drin. Den Technikfreaks, die nicht nur mit hunderten von Watt protzen, sondern auch mit einem unglaublich breiten Frequenzgang ihrer Hifi-Anlage, mag dieser Bericht wenig gefallen. Doch alle anderen, die Wert auf Qualität legen, genießen selbst mit eingeschränktem Gehör in einem limitierten Bereich weit mehr. Denn auf die feinen Zwischentöne kommt es an und die hören wir alle! Zumindest bei guter Musik.

 

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