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11
Jan 2021
- Kategorie: Fan-Blog
- Geschrieben von Manfred Krug
Gläss Vinyl Cleaner Pro X - das Update 2020 im Test
Im Januar 2020 waren es bereits zehn Jahre, seit der Ultraschallreiniger Vinyl Cleaner von Gläss auf den Markt kam. Zum Jubiläum gönnten ihm die Königsbronner ein Update und nannten diese 2020er Version Pro X. Was sich gegenüber dem Vorgängermodell geändert hat und wie gut sie aktuell funktioniert, könnt ihr in diesem Testbericht lesen.
Ultraschall Schallplatten-Reinigungsmaschine Gläss Vinyl Cleaner Pro X - Version 2020
Foto 1: Komponenten der Cleaner Pro X
1: Sichtglas mit Schwimmer
2: Starttaster
3: Spülkammer
4: Reinigungswalzen
5: Antriebsrolle Single-Adapter
6: Libelle
7: Lüfter
Grundsätzliches Ultraschall-LP-Reinigung
Es gibt nicht wenige Vinylfreunde, die auf eine Schallplattenwäsche mit Ultraschall schwören. Allerdings gibt es da viele günstige Geräte aus USA und Asien auf dem Markt, sowie jede Menge DIY-Basteleien. Der große Unterschied zu Plattenwaschmaschinen wie Gläss, Klaudio oder Degritter ist jedoch deren Trocknung per Fön/Ventilator. Das bedeutet, die LP ist nach einem Reinigungsvorgang trocken und sofort abspielbereit. Alle sonstigen Billig-Lösungen sind lediglich einfache Ultraschallbäder, aus denen die LP nass herausgenommen und separat getrocknet werden, so wie wir es etwa von einer Knosti kennen.
Dass dieser Unterschied seinen Preis hat, dürfte klar sein. Doch es hat nicht nur den Vorteil einer sofortigen Nutzung, sondern auch den einer rückstandsfreien Vinyl-Oberfläche. Bei der Lufttrocknung auf einem extra Plattenständer kann die Reinigungsflüssigkeit, die ja auch die gelösten Schmutzpartikel etc. aus der Reinigung enthält, meist nicht vollständig ablaufen. Teilweise behelfen sich DIY-Fans damit, diese so gewaschenen Platten mit einem Tuch abzuwischen. Prima, damit wischt man dann wieder wunderbar den zuvor gelösten Schmutz in die Rillen hinein!
Unterschiede Vinyl Cleaner Pro und Pro X.
Äusserlich hat sich zur Pro-Version (Bericht siehe hier) erst mal nicht viel geändert. Das Gehäuse aus Hart-PVC ist identisch. Ein augenscheinlicher Unterschied zeigt sich in dem neuen Starttaster (Foto 2), der nicht auf Druck, sondern lediglich auf Berührung reagiert - sehr komfortabel. Dann befinden sich auf der Oberseite vier Buchsen, sie sind für den optionalen Single-Adapter gedacht. Dieser ist auch einer der wesentlichen Unterschiede zu dem Vorgängermodell.
Laut Vertrieb wurden auch leisere Ventilatoren eingebaut, die Lärmemission dürfte somit von 69,9 dB (A) auf ca. 65 dB (A) zurückgegangen sein. Auch die Mikroprozessor-Steuerung ist modifiziert worden. So etwa ist der Ablauf (Drehungs-Geschwindigkeiten der LP, Zeit-Intervalle und Trockendauer) geändert worden, mehr dazu weiter unten.
Single-Adapter
Der Single-Adapter ist meines Erachtens clever gelöst und leicht anzubringen.
Auf der Oberseite des Gerätes sind Löcher angebracht, in die man die beiden Rollenhalter (Foto 3) einsteckt. Dann werden die beiden Führungsrollen/Antriebsrollen (Foto 4), die an der Unterseite einen starken Magneten haben, auf die anderen, kleinen Führungsrollen (für die LP) einfach aufgesetzt. Alles ohne Mühe und ohne Werkzeug.
Die Libelle zur optimalen Ausrichtung ist zweifellos gut, perfekt wären aber noch Geräte-Füße, die höhenverstellbar sind und somit die Maschine zusammen mit dieser Wasserwaage exakt waagrecht aufzustellen.
Der Reinigungsablauf der Pro X
Vor der ersten Wäsche muss erst mal die Reinigungsflüssigkeit in die Maschine gefüllt werden. Dazu muss neben dem der Maschine beiliegenden Reinigungskonzentrat (30ml) noch 4,5 Liter destilliertes Wasser hinzugefügt werden. Leider stelle ich nach wie vor fest, dass so gut wie kein Händler und auch Gläss selbst nicht vor dem Kauf darauf hinweist, dass dieses essentiell notwenige Wasser NICHT im Lieferumfang enthalten ist. Wer sich also eine solche Maschine kauft und ggf. liefern lässt, sollte sich unbedingt auch parallel ein gutes destilliertes Wasser besorgen!
Gegenüber der vorherigen Version ist offensichtlich der Schwimmer verbessert worden, denn das nun eingefüllte Wasser wird jetzt korrekt im Schauglas vorne angezeigt. Im Übrigen ist auch die Bedienungsanleitung ausführlicher und anschaulicher, neben den 19 Seiten in Deutsch gibt es auch eine englische und französische Übersetzung.
Zunächst wird die LP in den Schacht der Spülkammer senkrecht reingestellt. Auch wenn man etwas Bedenken haben könnte wegen der Gummiabstreifer, die kann ich entkräften. Auch bei nagelneuen blanken (unbespielten) LP-Seiten konnte ich keine Kratzer feststellen.
Nach dem Starten wird die Reinigungsflüssigkeit in die Spülkammer gepumpt, die Walzen bewegen sich anfangs kurz an die LP und nach zwei Sekunden wieder zurück. Die Drehung der LP startet. Hier kann es passieren, dass sich die Platte nicht dreht. Dann muss man sie von oben am Plattenrand etwas nach unten drücken und schon wird sie vom Antrieb mitgenommen. Darauf muss man wirklich achten, das passierte mir auch, als der Waschvorgang schon im Betrieb war.
Ist die Kammer nun gefüllt, bewegen sich die vier Mikrofaser-Walzen wieder auf der Schallplatte und rotieren gegenläufig, um die Oberfläche der LP zu reinigen. Nach ca. 1 Minute wird die Flüssigkeit wieder abgepumpt. Es folgt das Gebläse, welches von beiden Seiten die LP föhnt. Wo die Ventilatoren sitzen, kann man aussen am Gerät an den beiden Lüftungsgitter (siehe Foto 1) erkennen.
Nach etwas über 3 Minuten ändert sich die Drehgeschwindigkeit für einige Sekunden in schnelleres Tempo und dann für den Rest der Zeit sehr langsam. Dies ist meiner Erinnerung nach bei der vorherigen Version anders gewesen und zeigt, dass an dieser Stelle eine Optimierung vorgenommen wurde. Denn bei meinem damaligen Test gab es immer wieder LPs, die nicht ganz trocken waren, dies ist nun Vergangenheit. Was auch wichtig ist: bei allen Platten, die ich mit der Pro X gewaschen habe, blieb das Label in der Mitte stets trocken.
Die LP läuft, von vorne gesehen, entgegen dem Uhrzeigersinn. Erst ganz am Schluss dreht der Antrieb kurz in die andere Richtung, wodurch die LP leicht angehoben wird und die Schallplatte somit besser entnommen werden kann.
Nun heißt es also das Ergebnis der Plattenwäsche zu begutachten und zu hören!
Test-Reinigungen
Es ist natürlich nicht ganz einfach, Testbedingungen herzustellen, die dem Alltag entsprechen. Ich habe zunächst eine ganze Reihe LPs mit normaler Verschmutzung gewaschen (gebrauchte LPs, die zuvor ungereinigt waren). Allesamt sahen danach sehr gut aus. Das also taugt eher wenig, die Leistungsfähigkeit einer Plattenwaschmaschine zu beurteilen. Also mussten härtere Voraussetzungen geschaffen werden.
Daher habe ich drei Schallplatten mit unterschiedlichen Verschmutzungen präpariert: Butter, Mehl und Salatöl, jeweils mit Fingern auf die Vinyloberfläche aufgebracht (Foto 8, 13 und 15). Das hört sich unrealistisch für den Alltag an („wer hat schon Mehl auf seiner Platte?“), bedeutet jedoch, dass verschiedene Stoffe auch entfernt werden sollten. Ob das mit der Pro X gelang, sehen wir anhand der nachfolgenden Fotos.
Butterfett auf der Schallplatte
Foto 8: Fettfinger auf der LP
Wie man sehen kann, sind die Fettfinger nach der ersten und zweiten Reinigung (jeweils Normalprogramm) nicht entfernt worden. Der dritte Durchlauf (Foto 4) mit maximaler Zeitdauer (plus 5 Minuten) schaffte nun die äusseren Flecken weitgehend, jedoch nicht ganz. Ein Quercheck mit der Clearaudio Double Matrix Professional Sonic ergab, dass die Fettflecken sehr wohl mit dessen Standardprogramm entfernbar sind, allerdings auch hier blieb im Bereich der Auslaufrille ein leichter Schmierfilm übrig (Foto 12).
Mehl auf der Schallplatte
Foto 14: Mehl - nach erster Reinigung
Hier waren keine weiteren Durchgänge nötig, das Mehl wurde von der Pro X problemlos herausgewaschen.
Salatöl auf der Schallplatte
Foto 17: Öl - LP nach der zweiten Reinigung
Salatöl war ebenfalls einfacher als Butterfett aus der LP zu lösen, dennoch waren hierfür zwei Durchgänge nötig.
Hörtest
Ich hatte von einer neuen ECM-LP (Anja Lechner / François Couturier - Lontano) zwei Exemplare zur Verfügung, eines mit der Clearaudio Double Matrix Professional Sonic und das zweite mit der Gläss Vinyl Cleaner Pro X gereinigt.
Hatte ich bei meinen früheren Tests mit dem Vorgängermodell Pro immer den Eindruck, dass die Musik nach einer Wäsche wie befreit schwebt und leicht, sehr feingeistig wirkt, so kann ich das nun in diesem direkten Vergleich nicht ganz bestätigen. Im Gegenteil: die Clearaudio beweist, wie genial und endgültig ihre Reinigung stattfindet.
Dennoch, die Unterschiede sind nur im direkten Hörvergleich möglich, denn das Waschergebnis ist bei Beiden sehr hochwertig! Die Unterschiede (stets bei exakter gleicher, weil unveränderter Lautstärke): die mit Clearaudio gereinigte LP wirkt insgesamt dynamischer, zeichnet die Instrumente (bei dieser LP waren es Cello und Piano) deutlicher und lebendiger durch. Besonders am Ende des dritten Stückes zu erleben.
Bei solchen Vergleichen spielt natürlich immer auch die Psyche und das „Unterschied-hören-wollen“ eine Rolle, weshalb ich auch immer wieder hin und her gehört habe. Auf jeden Fall ist dies höchst erstaunlich, dass hier hörbare Unterschiede verifizierbar sind. Es kann aber auch gut sein, dass dieses subjektive Ergebnis in weiteren Fällen anders bewertet wird. Wie auch immer: das Hörerlebnis mit der Ultraschallreinigung der Pro X ist top!
Fazit
Alle Probleme, die ich noch bei meinem ersten Test 2017 feststellen musste, wurden mit der 2020er Version Pro X behoben. Würde nun noch dem Kunden vor dem Kauf hingewiesen, dass man auch noch destilliertes Wasser benötigt, kann ich diese Ultraschallmaschine uneingeschränkt empfehlen. Zumal sie einen sehr robusten Eindruck hinterlässt, der Made in Germany unterstreicht. Bei genauer Betrachtung erkennt man auch den Gegenwert für die nur auf den ersten Blick gehobenen Preisen von der Maschine und dem Zubehör. Die Qualität rechtfertigt das meines Erachtens eindeutig.
PS. Es gibt die Pro X in den Farben Weiß, Rot, Grau, Schwarz.
Hersteller
Audiodesksysteme Gläss GmbH
Seestr. 1
89551 Königsbronn/Germany
Tel.: 0049 7328 – 7138
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.audiodesksysteme.de
Technische Spezifikationen (laut Hersteller)
- Vollautomatische, Mikroprozessor-gesteuerte, Ultraschall-basierte Reinigung und Trocknung - Aufrüstbar für 7"-Singles (kein Schellack)
- Programm für separaten Trocknungsvorgang
- Gehäuse aus Hart-PVC (Gewicht: unbefüllt 5,5 kg, Füllmenge: 4,5 Liter destilliertes Wasser)
- Maße: 33(B) x 27(H) x 20(T)cm
- Vinyl-Formataufnahme: nur 12" oder 7“ (keine 10“!)
- Robuster Antriebsmechanismus
- Zwei gegenläufig rotierende Mikrofaser-Reinigungswalzen-Paare für die Oberflächenschmutzbehandlung
- Zwei Wasserabstreifer in Parallelanordnung zum Schutz der Schallplattenetiketten
- Flüssigkeitsgemisch-Permanentfilterung während des Reinigungsprozesses über Nassfilterschwamm
- Äußerst robuste elektrische Pumpe mit hochwertigem Lager für den gezielten Flüssigkeitstransport
- Leistungsstarke, vollvergossene Lüfter, sehr leise (ca. 65 dB)
- Trocknungsprozess mit berechneten, unterschiedlichen Umdrehungsgeschwindigkeiten der Schallplatte
- Display mit akustischem Signal und LED
Preise
Vinyl Cleaner PRO X: 2.499€
Single-Adapter: 199€
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