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16
Mai 2020
- Kategorie: Fan-Blog
- Geschrieben von Manfred Krug
Okki Nokki One - Die neue Volks-Plattenwaschmaschine?

Eine komplett neu entwickelte Okki Nokki anno 2020
Haben Vinyl-Fans nun ein neues Spielzeug, um ihre Schallplatten künftig sauber und trotzdem günstig zu reinigen? Sie mutet sich quasi als „Volks“-Plattenwaschmaschine an, die dritte Generation der Okki Nokki - nun mit dem Zusatz „One“. Steht diese Plattenwaschmaschine für die Nummer Eins unter den aktuellen Geräten und ist sie wirklich ein „Schnäppchen“? Mehr dazu im folgenden Test-Bericht.
Okki Nokki ONE (2020) - die neue Plattenwaschmaschine im Test
Es sind tatsächlich bereits 15 Jahre vergangen, seitdem das erste Modell der Okki Nokki auf den Markt kam. Damals mit dem Zusatz „Cadence“ hat sie das seinerzeit noch recht schmale Angebot an Schallplatten-Waschmaschinen eindeutig bereichert. Diese Situation hat sich mittlerweile sehr verändert, die Auswahl hat sich erheblich vergrößert, von günstig bis teuer tummeln sich eine Menge Anbieter der Vinyl-Branche. Nur, unter 1000 EUR ist das Angebot heute auch noch eher bescheiden - die 2020er Version Okki Nokki „ONE“ ist mit dem derzeitigen Preis von 499 EUR schon fast als Schnäppchen anzusehen. Zumindest, wenn man die Veränderungen der neuen Maschine betrachtet. Doch wir möchten da ja mal genauer hinsehen!
Okki Nokki ONE - ein neues, cleveres Konzept
Das Gehäuse
Sie ist nicht verbessert, sondern wurde komplett neu entwickelt. Die Okki Nokki „ONE“ hat eigentlich nichts mehr mit dem Vorgänger zu tun (RCM 2, hier im Test zu lesen). Zunächst einmal hat sie nun ein Kunststoffgehäuse mit Doppelwand-Technik, während Modell 1 noch ein Holz-Gewand und die RCM II mit Alu-Compound-Äusseres daherkam. Dieses neue Gehäuse ist nicht nur in der Herstellung präzise zu fertigen, sondern ermöglicht auch neue Wege der Schalldämmung und der stromlinienförmigen Luftführung. Dass die damit verbundene Geräuschentwicklung davon profitiert, kann man recht gut hören. Trotz der kräftigen Absaugturbine hält sich der Lärm sehr in Grenzen. Im Vergleich zur Clearaudio Smart Matrix Silent ist der Ton zwar etwas heller, aber trotzdem noch angenehm und gefühlt etwa in der gleichen Lautstärke. Lobenswert ist eine nun beiliegende Gehäuse-Abdeckung aus Acrylglas.
Der Absaugarm
Bei Mouse-Over zu sehen: die Unterseite des Armes bei der Einstellung "Single"
Der Clou dieses neuen Modell ist zweifellos der neue Absaugarm in Edelstahl- und Kunststoff-Kombination. Wie bisher ist er mit Samtlippen ausgestattet, weshalb die ONE zu den sogenannten Flächensaugern zählt. Das Besondere aber ist ein Hebel, mit dem man den Arm auf die zu reinigende Plattengröße umstellen kann - also auf Single (7“), Mini-LP/Maxi-Single (10“) oder der normalen LP (12“). Im Inneren des Rohres wird dann z.B. bei der Single der nicht benötigte Teil im Ansaugschlitz abgedeckt und somit nur der Bereich der Vinyl-Fläche freigelassen.
Was mir hier jedoch fehlt, ist eine Beschriftung am Arm, um zweifelsfrei sofort die richtige Einstellung zu sehen. Im übrigen hat der neue Absaugarm gegenüber dem Vorgänger eindeutige Rasterpositionen (Ruheposition aussen und Betriebsposition innen), was sich beim Waschen durchaus nützlich erweist. Ausserdem hat er eine Sicherung, um nicht zu tief nach unten gedrückt zu werden.
Multifunktions-Knopf
Der neue Multifunktions-Knopf links neben dem Plattenteller wirkt zwar etwas wacklig und müsste meiner Meinung nach ebenfalls eine Positions-Markierung haben. Denn der äussere Drehknopf (Kunststoff), der für die Drehrichtung des Plattentellers verantwortlich ist, zeigt nicht, wohin man ihn drehen muss, wenn man mit dem Absaugen der LP fertig ist. Klingt jetzt übertrieben, aber sein Druckpunkt, wo er in die richtige Richtung gedreht den Motor startet oder stoppt, ist etwas fest - man könnte ihn da, in die falsche Richtung gedreht, mit der Zeit schon „überfordern“. Die Absaugung startet man mit dem Schalter (Metall) in der Mitte dieses zweiteiligen Multifunktions-Knopfes, im Handling also überaus praktisch.
Tank-Anzeige
Zwei weitere sehr nützliche und sinnvolle Details der 2020er Ausgabe bereichern das clevere Konzept: einmal die sehr simple, aber wirkungsvolle „Anzeige“ der Abwasser-Flüssigkeit im Tank der Maschine und andererseits Wahlmöglichkeit, einen kleinen oder großen Plattenteller verwenden zu können! Der „Wasserstandspegel“ ist einfach nur an einem hochgeklappten und elegant in eine Nut im Gehäuse eingefügter Schlauch ablesbar. Er dient gleichzeitig zum Ablassen der Flüssigkeit - eine einfach nur raffinierte Lösung!
Wechselbare Plattenteller
Der kleinere Plattenteller macht dann Sinn, wenn man der Meinung ist (so wie ich!), dass man eine gereinigte Plattenseite bei Umdrehen der LP nicht auf eine möglicherweise verschmutzte Plattenteller-Oberfläche legen sollte. Die Absaugung ist stark genug, dass selbst eine 220g (!) schwere und recht dicke LP gut angesaugt wird. Lediglich bei leicht verwellten LPs ist vermutlich der große Plattenteller nötig. Dass die Teller nur schwer von der Achse zu ziehen sind, soll die prima Idee des wechselbaren Plattentellers nicht wirklich schmälern.
Platten-Schraubklemme
Neu ist auch die Label-große Plattenklemme, die mit einem Gewinde auf die Tellerachse geschraubt wird, um die LP zu fixieren. Der innere Teil der Klemme ist aus Metall und besitzt praktischerweise in Nuten eingelegte Gummiringe, durch die das Festhalten der Klemme deutlich erleichtert wird. Weniger wertig wirkt das Innenteil gestülpte Labelabdeckung (Plastikteil), welches das Plattenlabel vor Benetzung schützen soll. Zum Glück funktioniert die Klemme im Test tadellos, weshalb ich hier nur gefühlt Punkte in Abzug bringen kann. Das Label-Papier der Platte wird also nicht nass, auch wenn man mal etwas zuviel Flüssigkeit aufträgt.
Die Reinigungsflüssigkeit
Sie ist ein essentieller Teil einer Plattenwaschmaschine! Bei der Grundausstattung der „ONE“ ist ein 50ml Fläschchen Konzentrat dabei, dieses muss erst mit einem Liter destilliertem Wasser gemischt werden. Einen entsprechenden Literbehälter braucht man natürlich erstmal, auch der benötigte Trichter zum Umfüllen und das destilliertes Wasser sind nicht im Lieferumfang enthalten.
Nachdem man nun das Ganze gemischt hat, füllt man über den Trichter das kleine Fläschchen wieder voll, um damit dann gezielt die LPs benetzen zu können.
Ich möchte übrigens, wie schon so oft darauf hingewiesen, besser wirklich destilliertes und nicht etwa nur demineralisiertes Wasser (wie auf der Flasche angegeben) zu verwenden. Die höhere, reinere Qualität macht sich einfach bemerkbar.
Die Bedienung
Sie ist einfach zu bedienen, zumindest dann, wenn man Erfahrungen mit einer Plattenwaschmaschine hat. Nach dem Auspacken (sehr solider Karton in Karton mit weiteren Schutzfolien) und dem Anbringen des Saugarm und dem Anschlusskabel kann es auch schon losgehen. Die Platte (oder Maxi oder Single) auflegen und festklemmen, am Absaugarm die richtige Plattentellergröße wählen und den Arm über die Platte drehen (90°).
Mit dem Drehknopf den Plattenteller-Motor (der ist übrigens ziemlich kräftig!) einschalten und dann solange die Wasch-Flüssigkeit aufträufeln, bis ein gleichmäßiger Film auf der Oberfläche der Platte entsteht. Meine Erfahrung in den Tests zeigte, dass man bei dem großen Plattenteller die Plattenbürste zum Auftragen gar nicht braucht. Denn der bereits über die LP geschwenkte Absaugarm verteilt die Waschflüssigkeit mit den Samtlippen bereits schon recht gut. Beim kleinen Plattenteller aber braucht man eine Bürste zum Verteilen der Flüssigkeit.
Jetzt die Absaugung aktivieren - bei meinen Versuchen dauerte es drei Umdrehungen links, drei rechts und noch einmal dreimal linksherum, bis die LP schön trocken ist. Die Absaugung wieder ausschalten, den Absaugarm anheben und wegschwenken und erst jetzt den Drehmotor abschalten. Diese Reihenfolge deshalb einhalten, damit sich mögliche Feuchtigkeitsreste am Arm, währenddessen sich der Plattenteller noch dreht, verflüchtigen können. Das wars, Plattenklemme öffnen und die saubere LP begutachten!
Das Ganze mit der zweiten Plattenseite wiederholen und schon steht dem Hörgenuss nichts im Wege. Nicht ganz, ich empfehle, noch zwei, drei Minuten zu warten, bis man die LP anhört. Denn bei der Verwendung von Alkohol (die Okki Nikki-Flüssigkeit dürfte dem Geruch nach auch Alk enthalten) kühlt die Oberfläche des Vinyls ab und nimmt erst nach kurzer Zeit wieder Raumtemperatur an.
Ein Tipp noch von mir: ich hab mir einen roten Punkt auf der Klemme angebracht, um die Anzahl der Drehungen kontrollieren zu können. Braucht man aber auch nicht zwingend. Nach ein paar LPs hat man es raus, wie lange das Absaugen nötig ist.
Bedienungsanleitung
Bei Mouse-Over: Die "Bedienungsanleitung" aufgeklappt
Sie ist - sagen wir mal - modern! Lediglich mit Bildern wird erklärt, wie man das Gerät nutzt. Ausser einigen Warn-und Sicherheitshinweisen (in Englisch) ist kein Wort zu lesen. Braucht man eigentlich auch nicht, das Wesentliche sagen die Bilder aus, erstaunlich, nicht wahr? Nun, ich sehe das ein wenig anders, denn viele der oben von mir erwähnten Erklärungen und Empfehlungen sind hier schlicht nicht vorhanden. Hier sollte meiner Meinung nach der deutsche Vertrieb helfend einspringen.
Die Fertigungsqualität
Der erste Eindruck beim Auspacken der Maschine und deren einzelnen Komponenten war aus meiner Sicht recht ernüchternd. Insbesondere, wenn man Maschinen von Clearaudio oder anderen deutschen Herstellern gewohnt ist. Plastikteile allenthalben, ein Gehäuse mit durchaus erkennbaren Spaltmaßen, ein teils schlecht entgrateter Plattenteller usw.! Man erkennt bei fast allen Teilen, dass hier nicht allzu viele teuere Materialien verwendet wurden. Doch nun das große Aber: dort, wo es notwendig ist, wurde keineswegs gespart. Und im Zusammenhang mit den insgesamt clever durchdachten Lösungen hat man den spitzen Bleistift genau da angesetzt, wo es Sinn macht.
So war es möglich, eine wirklich sehr gut funktionierende und vielseitige Plattenwaschmaschine zu entwickeln, die einen aus meiner Sicht konkurrenzlosen Preis aufruft. Selbst Pro-Ject, ein Mitbewerber in ähnlicher Preisregion, bietet die Summe der Bestandteile dieser neuen Okki Nokki „ONE“ nur optional oder gar nicht. In diesem Sinne erscheinen die fertigungstechnischen Notwendigkeiten durch Einsatz von viel Plastik nicht nur akzeptabel, sondern ermöglichen Vinyl-Fans kostengünstig Schallplatten erstklassig zu reinigen.
Fazit
Mit dem vorherigen Absatz habe ich das Fazit eigentlich schon vorweg genommen. Die Okki Nokki „ONE“ ist eine großartig durchdachte Maschine zum Reinigen von Schallplatten - Punkt! Die von mir gereinigten LPs sind tadellos sauber geworden, auch Fettflecken wurden mühelos mit der beigefügten Essenz entfernt.
Die Zugeständnisse bei der Verwendung der Materialien ist eine verschmerzbare Konsequenz, betrachtet man den günstigen Einstiegspreis. Eine vergleichbare und ungleich hochwertiger verarbeitete Clearaudio Smart Matrix Silent kostet über das Dreifache. Der Vinyl-Fan kann hier also entscheiden, worauf er Wert legt. Denn Plattenwaschen können beide Plattenwaschmaschinen!
Plus
- Vergleichsweise leise Absaugung
- Absaugarm auf Plattengröße einstellbar
- Großer und kleiner Plattenteller verwendbar
- Plattenklemme jetzt mit Labelabdeckung
- Füllstandsanzeige zur Kontrolle des Abwasserpegel
- Abdeckhaube inklusive
- Niedriger Preis
Minus
- Gehäuse nicht perfekt
- viel Plastik
- Wackeliger Multifunktionsknopf ohne Markierungen des Betriebszustandes
- am Hebel des Absaugarm keine Markierungen zur eingestellten Größe
- Bedienungsanleitung ohne detaillierte Beschreibung
- Fehlender Trichter zum Einfüllen der fertigen Reinigungsflüssigkeit
- Destilliertes Wasser muss extra gekauft werden
- Leerer 1 Liter Behälter fehlt
Lieferumfang
- Plattenwaschmaschine
- Abdeckhaube
- Zwei verschieden große Plattenteller
- Plattenklemme mit Labelabdeckung
- Einstellbarer Absaugarm
- Puck/Adapter für Singles (bei großem Mittelloch)
- Reinigungskonzentrat 50ml
- Reinigungsbürste Ziegenhaar
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
Technische Daten
Abmessungen: 33 x 33 x 24 cm, BxTxH inkl. Haube
Gewicht: 9,8 kg
(restliche Daten folgen)
Vertrieb
Brucknerstraße 17
70195 Stuttgart
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.wittmann-hifi.de
Lieferbar
ca. Ende Juni 2020
Preis (Stand Mai 2020)
UVP im Fachhandel 499.- EUR
(Bitte beachten: Vinyl-Fan.de ist kein Händler, bitte an den Fachhandel oder den Vertrieb wenden)
Kleiner Tipp: Wenn du dir diese Maschine beim Vertrieb bestellen möchtest, erwähne schöne Grüße von Vinyl-Fan.de, vielleicht bekommst du einen kleinen Bonus!
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