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Den Plattenspieler fit machen - Tipps für Einsteiger

Sie ist mir zuvorgekommen, denn ähnliches hatte ich auch schon seit längerem vor! Eine junge Lady aus Innsbruck in Österreich hat sich ins Zeug gelegt und einen Gastbeitrag für Vinyl-Fan.de geschrieben. Das Thema dürfte insbesondere Einsteiger in Sachen Plattenspieler & Co. interessieren. Viktoria Gasteiger gibt Tipps, wie man einen (neuen) Plattenspieler richtig einstellen und das Beste aus ihm herausholen kann.

 

Plattenspieler optimieren für Einsteiger

Schon seit einigen Jahren machen viele Musikliebhaber den Schritt zurück zum Vinyl. Auch wenn die meisten nicht komplett auf MP3s, Musik-Streaming und CDs verzichten wollen, freuen sie sich doch ihre Musik Zuhause über den Plattenspieler genießen zu dürfen. In vielen Fällen wird daher die Vinyl-Sammlung samt Plattenspieler aus den Kellern oder von den Dachböden geholt. Viele moderne Geräte kommen nahezu "gebrauchsfertig" aus der Schachtel. Es ist (scheinbar) nicht einmal mehr nötig, den Tonarm einzustellen oder die Nadel zu balancieren.

Um den neuen Plattenspieler jedoch bestmöglich einzustellen und zu optimieren sollte man auf einige Punkte auf keinen Fall verzichten. Nur so kannst du dich auch über einen tollen Klang freuen und deine Schallplatten sind vor zu großem Verschleiß geschützt.

 

33eindrittel tonabnehmer

Wo spielt überhaupt die Musik beim Plattenspieler?

Ein sehr wichtiger Bestandteil des Plattenspielers, das auch für die Übertragung der Signale verantwortlich ist, ist der Tonabnehmer. Der Tonabnehmer ist vorne am Tonarm befestigt und beherbergt neben einem sehr interessanten Innenleben auch die Nadel. Diese gleitet durch die Rillen der Schallplatte und "liest" die hier eingravierten Informationen. Anschließend werden diese mechanischen Informationen im Tonabnehmer in ein elektrisches Signal umgewandelt. Vorverstärker und Verstärker sind für die weitere Verstärkung des Tons verantwortlich.

Natürlich ist es wünschenswert, dass die Umwandlung der Signale und die anschließende Übertragung so störungsfrei wie möglich ablaufen.

Zu solchen Störungen zählen beispielsweise

  • Verzerrungen aufgrund schlechter Justierung des Tonarms, des Tonabnehmers oder der Nadel
  • Übertragungen von Vibrationen
  • Staubansammlungen auf der Schallplatte

Gegen viele dieser Einflüsse kannst du jedoch bereits im Vorhinein etwas unternehmen.

 

So optimierst du deinen Plattenspieler!

Der Plattenspieler ist nur so gut wie seine Einstellungen bzw. seine Bestandteile. Denn gerade in diesem Bereich macht eben auch das Zusammenspiel der einzelnen Teile die Musik. Nun geht es also um die einzelnen Punkte, die du beachten solltest, wenn du den Plattenspieler aufstellst und einrichtest.

33eindrittel plattenspieler einstellen

 

1. Plattenspieler aufstellen

Der Plattenspieler ist ein sensibles Gerät! Der Untergrund sollte daher stabil und resonanzarm sein. Am besten eignet sich dafür eine Wandhalterung. Viele Hersteller von Plattenspielern bieten sogar passende Regale bzw. Racks an.
Dann solltest du noch überprüfen ob Sockel und Plattenteller waagrecht ausgerichtet sind. Oft können kleine Anpassungen über die verstellbaren Füße des Plattenspielers gemacht werden.

 

2. Einstellung des Plattenspielers

Das korrekte Justieren aller Teile des Plattenspielers ist essenziell für eine gute Tonqualität. Hier lauern nämlich außer Verzerrungen und schlechtem Klang noch schlimmere Konsequenzen.
Wird beispielsweise die Auflagekraft zu schwer eingestellt, erhöht das den Verschleiß der Schallplatte. Doch welche Einstellungen solltest du dir hierbei genau anschauen?

Die Geschwindigkeit

Dazu benötigst du eine Stroboskopscheibe. Diese ist bereits zu einem sehr günstigen Preis erhältlich.

1. Leg die Scheibe mit der gewünschten Geschwindigkeit (z.B. 33 1/3, 50Hz) auf den Plattenteller.
2. Die Scheibe sollte nun mittels Kunstlicht angeleuchtet werden. Dies funktioniert nur mit einer netzbetriebenen Glühlampe (also nicht mit der Taschenlampe oder Energiesparlampe).
3. Als nächstes schaltest du die Drehung des Plattentellers ein (Start-Taste, sofern vorhanden).
4. Nun wird der Geschwindigkeitsregler (pitch control) eingestellt, bis der Ring aus Strichen "stillsteht"! Scheinen die Striche vor oder rückwärts zu wandern ist die Geschwindigkeit zu hoch oder zu niedrig.

Die Auflagekraft

Diese bestimmt, mit welchem Gewicht der Tonabnehmer und die Nadel auf die Platte gedrückt werden. Ist die Auflagekraft zu schwer, klingt der Ton stumpf. Wurde das Ganze zu leicht eingestellt, ist die Musik dünn. Die Auflagekraft kann über das Gegengewicht am hinteren Ende des Tonarms eingestellt werden. Genauere Infos zu den Einstellungen finden sich in der Beschreibung des Plattenspielers bzw. Tonabnehmers.
Generell gilt: Die Auflagekraft sollte zwischen 1,5-2,5 g liegen. Experten empfehlen die Auflagekraft tendenziell am oberen Ende dieses Werts einzustellen.

Das Antiskating

Das Antiskating sorgt dafür, dass die Nadel in der Mitte der Rille bleibt. Im besten Fall sind also beide Kanäle gleich stark. Zumeist wird das Antiskating auch über einen Drehregler in der Nähe des Gegengewichts eingestellt. Für die Einstellung dieser Kraft orientierst du dich grundsätzlich an der Auflagekraft. Anschließend stellst du das Antiskating auf einen geringeren Wert (auf ca. 70% des Auflagegewichts). Hör genau zu, wie der Ton klingt. Ist der Klang noch ungleichmäßig, erhöhst du den Wert ein wenig und testest erneut. Wenn beide Kanäle gleichzeitig und gleich stark sind, hast du die beste Einstellung gefunden.

Austausch des Tonabnehmers (TA)

Manchmal nützen jedoch auch keine Tricks mehr weiter, sondern nur noch der Austausch bestimmter Teile.

Kein anderes Bestandteil hat so viel Einfluss auf den Klang eines Plattenspielers wie der Tonabnehmer. Über die Nadel tritt dieser auch in Kontakt mit der Platte. Da die kostbare Schallplatte ja auch geschützt werden soll, ist es wichtig, gut auf den Zustand der Nadel zu achten. In vielen Einsteigermodellen werden oft sehr minderwertige Tonabnehmer verbaut. Das Gleiche gilt für so manch einen alten gebrauchten Plattenspieler. Viele Plattenspieler-Packages sehen zwar toll aus und setzen auf wertige, schwere Materialien, versagen aber völlig, wenn es um die Wahl des Tonabnehmers geht. Hast du beim Kaufen des Plattenspielers eine gute Wahl getroffen, kannst du den TA auch austauschen. Falls dein Tonabnehmer also durchwegs schlechte Bewertungen erhält, kannst du das gesamte Setting allein schon durch die Aufrüstung auf einen neuen (super) Tonabnehmer verbessern.

 

33eindrittel vinyl

 

3. Reinigung der Plattensammlung

Staub ist schlecht für den Klang und den Zustand deines Vinyl. Eine antistatische Bürste zum Entfernen des oberflächlichen Staubs sollte deshalb immer griffbereit liegen. Auch die Nadel sollte generell vor jedem Abspielen gereinigt werden: Am besten verwendest du dazu eine spezielle Nadelbürste bzw. Reinigungsflüssigkeit. Kaufst du deine Schallplatten gebraucht oder lagern sie bereits seit Jahren im Keller solltest du deine Platten dringend auch einmal gründlich reinigen. Dazu eignet sich eine Plattenwaschmaschine besonders gut. Wem die motorbetriebenen Geräte zu teuer sind, kann auch zu den preiswerten Handreinigungsgeräten wie Knosti etc. greifen.

 

Fazit

Wer gute Musik in bevorzugter (Vinyl-) Qualität hören will, sollte es nicht dabei belassen, sich nur einen neuen Plattenspieler zu kaufen. Erst mit einer kleinen Portion Aufmerksamkeit und Liebe kommen die besten Eigenschaften zutage. Das korrekte Einstellen des Plattenspielers mag am Anfang vielleicht schwierig sein – mit der Zeit bekommst du aber auch dafür ein Gefühl. Das Vinyl, wie auch Nadel und der Rest vom Gerät müssen gehegt und gepflegt werden. Ganz neben der tollen Qualität kann man sich dann übrigens auch nicht selten darüber freuen, sein ganzes Leben mit dem Plattenspieler verbringen zu dürfen.

 

Zur Autorin

33eindrittel autorin

Viktoria betreibt das Informationsportal 33eindrittel.com (Link siehe unten) und schreibt hier über alles zum Thema Plattenspieler! Bereits in ihrer Jugend stahl sie sich des Öfteren vom Abendbrottisch davon, um im Keller, wo der Plattenspieler aufbaut war, die Sammlung ihres "alten Herrn" durchzuhören (die im Übrigen viel cooler war, als sie ihm das zugetraut hätte).

Im Moment lebt sie in Innsbruck und studiert Psychologie. In ihrer Freizeit liest sie bis zu fünf Bücher gleichzeitig und hört dabei ihre Lieblingsplatte "Back in Black" von AC/DC (welche auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat). Was sie sonst noch mag: Zeichnen, Reisen und Skifahren.

 

 

Anmerkung von Manfred Krug:

Auch wenn der Inhalt dieses Berichtes redigiert wurde, gibt es doch einige Kleinigkeiten, die meiner Meinung nach diskussionswürdig sind und unter Umständen einer Korrektur bedürfen. Gerne können sich Experten in Sachen Analog in der Kommentarfunktion dazu äussern.