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Foto: Hans Bürkle

Kraan-Legende Hellmut Hattler hat seine Art der Lockdown-Bewältigung in eine unerwartete künstlerische Wendung übergeführt. Seine LP „Sundae“ klingt erst mal ungewohnt, sorgt dann aber schnell für eine chillige Atmosphäre. Warum diese Schallplatte das Zeug zum Dauerbrenner hat, versucht diese Rezension zu erklären.

 

Hattler - Sundae (LP, Vinyl)

Wie so viele Künstler traf es auch Hellmut Hattler während der Pandemie hart: keine Livekonzerte, neue Studio-Produktionen waren im gewohnten Miteinander der Musiker kaum bis gar nicht möglich. Wegbrechende Einnahmen sind aber nur die eine Seite, eine andere der tägliche Umgang mit dieser für uns alle völlig neue Situation. Hattler fand jedoch seinen Weg aus dieser Misere und münzte das in eine aussergewöhnliche Platte um.

 

Groove’n’Rock

Hattler Sundae VinylKlar ist, dass die neun Songs von der Pandemie mitgeprägt wurden. Allerdings ist das Ergebnis ganz anders, als man es erwarten würde.
Viele Künstler veröffentlichten während dieser Zeit ein Solo-Album, um so nicht nur Kosten zu sparen, sondern auch die schwierigen Möglichkeiten, mit mehreren Musikern Studioaufnahmen zu realisieren. Nicht jedoch Hellmut Hattler! Er nahm seine Files auf und sendete sie zu den Mitwirkenden, die er für diese Platte ausgewählt hatte. Diese konnten, ungeachtet kommerzieller Zwänge, ihren Beitrag dazu leisten und zum Schluss kam das Ganze zu einer verblüffenden Einheit zusammen. Ich staune deshalb, weil alle, ja wirklich alle neun Tracks einen unglaublichen Flow haben, dem man eher einem Soul-Musiker zuordnen würde.

Nein, „Sundae“ ist kein Soulalbum, auch die üblichen Schablonen Rock, Jazz oder Clubmusik passen hier nicht. Zumindest nicht absolut, dennoch ist deren Präsenz unüberhörbar. Will heißen, die Songs haben eine Menge Groove und leben von den beteiligten Musikern. Allen voran dürfte man da Fola Dada nennen, die als diplomierte Sängerin bereits bei einigen Hattler-LPs beteiligt war und mit ihrer tollen, warmen und vollen Stimme den Songs viel Flair verpasst. Dann ist da ebenso der großartige Trompeter Joo Kraus zu nennen, der ebenfalls mit Hattler seit langem zusammenarbeitete (für das prämierte Jazz-Duo Tab Two). Natürlich ist auch Torsten de Winkel mit seiner E-Sitar dabei, was einen gewissen exotischen Touch einbringt. Ansonsten sind weitere Musiker dabei, die auch auf der 2019er LP „Vinyl Cuts 3“ vertreten sind.

Mein persönliches Highlight ist das sehr coole „Random Conversation“, das mich schon stark an Songs von Sade erinnert, an dessen spannende Gestaltung und doch lässig dahinfließenden Beat. Ein mit viel Hall unterlegter Synthie-Sound wird durch die prägnante Bass-Spur und dem lässigen Gesang von Fola Dada genial in Szene gesetzt. Und das anschließende rassige funky „Rotten Rolls“ setzt da auch noch mal ein deutliches Ausrufezeichen!

 

Fakten

Veröffentlichung 7. Januar 2022
Label: 36Music / Bassball Recordings
Bestell-Nummer: LP36107
Pressung: Vinyl De Paris, Frankreich
Pressqualität*: 3-4
Inhalt: 140g Vinyl, Download-Code
Besonderheit:
Aufnahmen:

 

Besetzung

Hellmut Hattler - vocals, bass
Fola Dada - vocals
Ali Neander - guitar
Torsten de Winkel - e-sitar
Joo Kraus - trumpet, horns, vocals
Martin Kasper - keyboard, programming
Jürgen Schlachter - drums, percussion
Oli Rubow - drums
Moritz Müller - drums
Peter Musebrink - additional e-beats

 

Trackliste

Seite 1

1. The Times We Never Had 4:19
2. Faking News 4:10
3. Sundae 7:05
4. Die Blaue Frau 4:39

Seite 2

5. Pride 4:30
6. Silently Sliding 4:45
7. Random Conversation 5:11
8. Rotten Rolls 2:46
9. Anaheim Jive 3:10

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt