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Foto: Heikki Kynsijärvi

Kleinere Besetzungen oder Solo-Künstler konnten die Pandemie-Zeit und manchen Lockdown etwas leichter bewältigen, für Bigbands hingegen wurde dies zu einem echten Problem. Auch das finnische UMO Helsinki Jazz Orchestra hat es getroffen, doch sie haben nicht nur das Beste daraus gemacht, sondern ein ziemlich geniales Werk veröffentlicht: „Last Dance“ - hier die Review zu dieser klasse Schallplatte.

 

UMO Helsinki Jazz Orchestra - Last Dance (LP, 180g Vinyl)

UMO Helsinki Jazz Orchestra Last Dance Vinyl NLP4251Das UMO Helsinki Jazz Orchestra (früher bekannt als UMO Jazz Orchestra) wurde 1975 gegründet und hat über sechzig Alben veröffentlicht. Das Orchester ist mit Hunderten von Künstlern in Tausenden von Konzerten in Finnland und auf der ganzen Welt aufgetreten. Das vorliegende Album ist das erste unter der Leitung von Ed Partyka, dem derzeitigen künstlerischen Leiter des Orchesters.

Die Zusammenarbeit zwischen UMO und Partyka war kaum angelaufen, als Covid-19 im März 2020 die Welt eroberte. All die großartigen Pläne und glänzenden Ideen wurden zunichte gemacht, der "neue Alltag" begann. Der UMO-Hauptsitz in der alten Kabelfabrik Kaapelitehdas in Helsinki wurde in ein Studio umgewandelt, und gestreamte Konzerte und andere digitale Inhalte waren an der Tagesordnung. Dies war die erste Produktion in UMOs neuem Studio, wobei drei der vier Titel im September 2020 dort aufgenommen wurden. Ein weiteres entstand bei einem Livekonzert.

 

Die vier Tracks unter der Lupe

1. „G.G.’s Last Dance“ ist eine Originalkomposition von Ed Partyka und beginnt mit eindringlichen Altflöten über einem zarten Bassklarinetten-Duo. Der Clave-Rhythmus, der auf dem Floor Tom gespielt wird, führt zu einer schwermütigen Posaunenmelodie von Kasperi Sarikoski, die dann in ein Solo mündet. Das rhythmische "Rhumba"-Element bleibt bestehen, während im Hintergrund das gesamte Arsenal der verschiedenen Instrumente wirkungsvoll eingesetzt wird. Sarikoski macht sich die besonderen Eigenschaften der Posaune zunutze, indem er Mikrointervalle auf wunderschöne Art und Weise spielt. Der teils opulente Tanz nimmt das Orchester und seinen Solisten fest in die Hand, bis sich die Stimmung allmählich beruhigt.

2. Die schöne Melodie von „Para Nada“ wurde von der brasilianischen Pianistin Eliane Elias komponiert. Die tiefen Blechbläser mit Flügelhörnern schaffen ein weiches Fundament, auf dem die ruhige Klarinette von Mikko Mäkinen sanft einschweben kann. Der Kontrast zwischen der mitunter hellen Klarinette und dem tief schwingenden Fundament der tiefen Blech- und Holzbläser ist bei der Aufnahme hervorragend eingefangen worden. Nach dem Klaviersolo von Seppo Kantonen kehrt die Klarinette zur Melodie zurück, die einfach weiterläuft. Mäkinen und Kantonen führen schließlich das Stück gemeinsam zu Ende.

ed partyka Foto ollinurmi scaled

3. Von Kenny Kirklands „Dienda“ sind zahlreiche Versionen aufgenommen worden, von der Gesangsversion von Sting bis zur Sopransaxophon-Meditation von Branford Marsalis. Dies ist das erste bemerkenswerte Arrangement für Big Band, das vier hervorragenden Musikern eine solistische Plattform bietet.
Tatu-Pekka Paukkunen präsentiert anmutig die Melodie auf dem Waldhorn, die dann im Duett mit dem Altsaxofonisten Jouni Järvelä fortgesetzt wird. Die zugrunde liegenden tiefen Blechbläser erzeugen ein Gefühl der Spannung, in das sich ein Klaviersolo von Seppo Kantonen genial einfügt. Hinter allem steht das pulsierende Schlagzeugspiel von Jaska Lukkarinen, das schließlich in ein Solo übergeht, bei dem die offensichtliche Musikalität und Kraft des Schlagzeugers zur Geltung kommen.

4. „Do As I Say (Not As I Do)“ wurde im September 2020 bei einem Konzert im Helsinkier Savoy-Theater aufgenommen, das Publikum wurde auf zweihundert Personen begrenzt. Der solide Groove der Rhythmusgruppe unterstützt den kontrapunktischen Dialog der Blechbläser und Saxophone, Jaska Lukkarinen färbt dabei das Ensemble mit solistischen Perkussiv-Statements. Ville Vannemaa spielt ein äußerst melodisches Solo, das an Intensität zunimmt und sich zu einem spektakulären Höhepunkt aufbaut, der über dem gesamten Orchester schwebt.


Dieses Album gibt es nur als Vinyl-Version. Doch was heißt „nur“, akustisch ist diese LP hervorragend eingespielt, das Orchester bleibt bei all seiner wuchtigen Klanglandschaft sauber in seinen Einzelteilen verifizierbar, die Solisten sind fein austariert. So macht Big Band Sound wahrhaftig Laune! Zumal die Pressung auch top ist.

 

Fakten

Veröffentlichung 28. Januar 2022
Label: Neuklang
Bestell-Nummer: NLP 4251
Pressung: Pallas
Pressqualität*: 5
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Klappcover
Aufnahmen: 2.9. & 4.9.2021 in der Cable Factory in Helsinki sowie am 30.9.2020 live im Savoy Theatre in Helsinki, Finnland

 

Besetzung

Woodwinds
Ville Vannemaa - Alto Flute & Soprano Saxophone
Manuel Dunkel - Alto Flute & Soprano Saxophone
Mikko Mäkinen - Alto Flute & Soprano Saxophone
Jouni Järvelä - Bass Clarinet
Max Zenger - Contrabass Clarinet & Bass Clarinet

Teemu Mattsson (Lead), Timo Paasonen, Mikko Pettinen, Tero Saarti, Tomi Nikku - Trumpets
Tatu-Pekka Paukkunen - French Horn
Kasperi Sarikoski, Pekka Laukkanen, Mikael Långbacka (Bass Trombone) - Trombones
Mikko Mustonen - Tuba

Rhythm Section
Seppo Kantonen - Piano
Jori Huhtala - Bass
Jaska Lukkarinen - Drums

 

Trackliste

Seite 1

1. G.G.’s Last Dance 14:32
2. Para Nada 9:48

Seite 2

3. Dienda 11:29
4. Do As I Say 11:59

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt