Er ist eine Kultfigur, ein Aushängeschild der afrikanischen Musik des 20. Jahrhunderts und für viele Musiker ein Vorbild und ein Phänomen schlechthin: Fela Anikulapo Ransome Kuti - Erfinder des Afrobeat! Das amerikanische Plattenlabel Knitting Factory Records hat sich nun einigen LPs des Nigerianers angenommen und sie vorzüglich remastert neu veröffentlicht. Lest dazu die Rezensionen bei Vinyl-Fan.de.
Fela Kuti ist nicht einfach nur ein Musiker, der aus irgendwelchen afrikanischen Musikclubs auftaucht und versucht, die Welt zu erobern. Er stellte seine musikalische Laufbahn auf eine fundierte Basis und lernte vier Jahre an der Trinity College of Music in London Klavier, Komposition und Musiktheorie. Es dauerte nicht lange, bis er in Nigeria mit einer eigenen Band und unzähligen Auftritten, Ende der 60er dann auch in Amerika den Nährboden für das schuf, was ihn in den 70er Jahren auszeichnen sollte.
Alle hier vorgestellten LPs enthalten ein Beiblatt mit Linernotes von Chris May und einen Download-Code.
Die Kooperation mit Ginger Baker war ein Glücksfall. Auch wenn Kuti mit Drummer Tony Allen einen ganz wichtigen Musiker in seiner Band The Africa '70 hatte, so entstand durch die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Ex-Cream Schlagzeuger eine großartige Symbiose. Baker lernte Anfang der 70er auf dem afrikanischen Kontinent die Rhythmen dieses weiten Landes und seiner Menschen. So fiel es ihm nicht schwer, bei diesem Live-Auftritt das Publikum zu begeistern. In „Ye Ye De Smell" zeigt er nicht nur eines seiner besten Soli überhaupt, sondern integrierte sich perfekt in eine hypnotische Nummer, die den Geist dieser Schallplatte prägt.
Reissue 2014, Erstveröffentlichung 1971 | Knitting Factory KFR2003
Besetzung:
Am Anfang steht nur Kutis Keyboard und Tony Allen am Schlagzeug - ein bedächtiger und äusserst atmosphärischer Beginn einer Schallplatte, welche die große Kunst dieser Musiker deutlich macht. Denn kein wildes Trommeln oder furiose Tasten-Bearbeitung heischen um die Aufmerksamkeit des Zuhörers, sondern ein traumhaftes Zusammenspiel dieser beiden Protagonisten. Nach ein paar Minuten kommen die restlichen Musiker der vielköpfigen Band hinzu, der einzige Song dieser Plattenseite (das Stück heißt „Confusion Pt. I", auf Seite 2 befindet sich „Confusion Pt. II") entwickelt sich zu einem jazzigen Afrobeat mit vielen Bläser-Solis.
Während Part 1 noch instrumental eingespielt wurde, hören wir Kuti in Part 2 mit Gesang. Es ist ein grooviges Stück Afrika mit dem typischen Call And Response, eingebunden in den typischen Kuti-Sound, der sich so vortrefflich von anderen Afobeat-Platten unterscheidet. Und dazu gehören nicht nur die Keyboards und Bläser, sondern eben auch Felas charakteristische Stimme.
Die Cover-Reproduktion ist zumindest auf der Rückseite schlecht, die Texte kann man gar nicht lesen. Dagegen ist die LP klanglich vorzüglich remastert, das Schlagzeug kommt gut zur Geltung und Felas Gesang ist klar und akzentuiert.
Reissue 2014, Erstveröffentlichung 1974 | Knitting Factory KFR2010
Besetzung:
Wie bei Kuti üblich gibt es auch auf dieser LP aus dem Jahre 1975 überlange, die Plattenseite füllende Stücke. Seite 1 kommt mit dem Titeltrack „Expensive Shit" (13:13), eine ausladender, hypnotischer Beat mit seinem Yoruba-Gesang und üppigen Bläsern. „Water No Get Enemy" (11:00) auf Seite 2 gibt sich jazziger, aufbauend auf dem stoischem Beat von Tony Allen.
„Expensive Shit" ist Kutis Antwort auf die Repressalien der nigerianischen Polizei, die er lange Jahre ertragen musste. Heute gilt diese Platte als Kult-LP des Afrobeat.
Reissue 2014, Erstveröffentlichung 1975 | Knitting Factory KFR2015
Besetzung:
„He Miss Road" wurde von Ginger Baker produziert und zeigt einen anderen Charakter als die vorangegangenen Platten. Kuti wie auch der Background-Chor sang hier in Englisch (aber auch in Yoruba), er spielte ausladende Keyboard-Parts, beinahe schon in Stile der Progrock. Baker Handschrift wirkte sich aus. Ein deutlich zurückhaltender Beat und langsamere Tempi prägen die drei Nummern, insbesondere die Bläser sind weniger präsent, als bei den Africa '70 gewohnt. Dies liess viel mehr Raum zur Entfaltung der Instrumente, insbesondere das Schlagzeug von Tony Allen war in seinen Details weit präsenter. Aus diesem Grund ist dieses Reissue das klanglich Beste der hier vorgestellten Schallplatten. Auch die jazzigen Parts, insbesondere das Saxofon-Solo von Christopher Uwaifor in „It's No Possible" ist schon extrem klasse!
Reissue 2014, Erstveröffentlichung 1975 | Knitting Factory KFR2016
Besetzung (nicht bestätigt):