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23
Dez 2021
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- Geschrieben von Manfred Krug
Review: Leonie Pernet - Le Cirque de Consolation (Vinyl)
Die französische Musikszene ist nicht nur bekannt für ihre grenzüberschreitende Musik, sondern auch dafür, dass immer wieder neue interessante KünstlerInnen spannende Projekte entwickeln. So auch Leonie Pernet, die mit ihrer zweiten Schallplatte „Le Cirque de Consolation“ reizvolle Impulse als Multi-Instrumentalistin geschaffen hat.
Leonie Pernet - Le Cirque de Consolation (LP, Vinyl)
Die Spannbreite ist groß: Pop, verspielte Elektronik, tanzbare Clubmusik, afrikanische Elemente und sogar neoklassische Passagen versprechen aufgeschlossenen Musikfreunde so einige Abwechslung. Der Faktor Chanson scheint weitgehend ausgeschlossen, schimmert aber immer wieder durch. Schon alleine deshalb, weil die meisten Songs in französisch gesungen wurden. Leonie Pernet entwickelte dabei eine sehr ansprechende, ganz eigene Ästhetik, zumal sie die Gestaltung der LP sowohl in Komposition, Produktion und Performance in Eigenregie bewältigt hat.
Raffinierte Sounds
Für jemand wie mich, der akustische Instrumente vorzieht, sind Platten, die vorwiegend elektronisch erzeugt wurden, eher schwierig. Der Zugang ist einerseits der Gesang und andererseits eine attraktive Mischung verschiedener Musikstile. Klar, Leonie Pernet hat hier das Meiste im Alleingang eingespielt und am Computer bearbeitet, aber es tauchen auch mal Streichereinlagen auf, für die Arthur Simonini verantwortlich war. Die Balance zwischen vertrakten Elektronik-Nummern und verträumten Pop lässt dazwischen auch mal Gitarrenparts zu, der New Wave der 80er lässt dann kurz mal grüßen. Dass da mal ein melancholisches Solo-Piano wie in „Dandelion“ einfließen, gehört ebenso dazu wie das fordernde technoide „Hard Billy“ oder der verführerisch tanzbare Einstieg mit „Mon amour tu bois trop“.
Der zweite Track „Les chants de Maldoror“ hat mit seinen Drum-Beats und den afrikanischen Trommeln einen weiteren magischen Rhythmus, bei dem der Gesang eher im Hintergrund schwebt. Für mich ist dieser raffiniert gestaltete Song zugleich ein Trip in die Wave-Vergangenheit als auch weiterer Beweis für die afrikanischen Einflüsse in der französischen Musik. Leonies Vater stammt wohl aus dem Niger, laut ihren Aussagen hat sie ihn wohl erst unlängst wiedergefunden. Auch das folgende „À rebours“, welches anfangs dezent und gemächlich beginnt, wandelt sich in von Drums und pulsierenden Synthesizerbeats getragenen Rhythmen, die afrikanische Züge aufweisen. Ähnliche Ansätze weist auch „Intérieur Négro“ auf, eine rein instrumentale Nummer, lediglich stakkato-artige chorale Männerstimmen werden hier eingeworfen.
Die Pressung der Schallplatte geht in Ordnung, ein wenig Knistern trübt die Gesamtbilanz kaum, da der Sound durchaus Spaß macht (betrachtet man die teils tiefen Bässe).
Fakten
Veröffentlichung November 2021
Label: Infiné
Bestell-Nummer: CBBif 1066
Pressung: optimal media
Pressqualität*: 3-4
Inhalt: 140g Vinyl
Besonderheit: Beilage (Poster) mit Texten
Aufnahmen: Studio Putsch
Trackliste
Seite 1
1. Mon amour tu bois trop
2. Les chants de Maldoror
3. À rebours
4. Intérieur Négro
5. Vowel
Seite 2
6. Hard Billy
7. La mort de Pierre
8. Le cirque de consolation
9. Il pleut des hommes
10. Dandelion
11. Missing Love
* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt
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