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Die Band von Nicole Johänntgen auf einer Straße in New Orleans

Die Band in New Orleans | Foto: Daniel Bernet

New Orleans ist näher, als man denkt. Die Wiege des Jazz, so sagt man. Für die Saxofonistin Nicole Johänntgen ist diese berühmte Stadt nur eine von vielen Stationen, die sie in ihrer Kariere besuchte. Aber eine Wichtige! Und so widmete sie die LP „Henry III“ nicht nur ihrem Vater, sondern der Musik aus New Orleans - es groovt und rumpelt, beste Feierstimmung! Die Review zu einer rein analogen Aufnahme.

 

Nicole Johänntgen - Henry III (LP, Vinyl)

Nicole Johänntgen, Jahrgang 1981, ist in einer Musikerfamilie aufgewachsen. Zunächst stand bei ihr das Piano im Mittelpunkt der musikalischen Früherziehung, doch dann kam das Saxofon. Nach einem Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik Mannheim folgten zahlreiche Stationen und Engagements im In- und Ausland. Die Wege führten sie durch Europa bis nach Indonesien, China, Kanada und schließlich in die USA. Bei ihrem Aufenthalt in New York kam der Abstecher nach New Orleans, wo sie auf die drei Jazzer traf, mit denen sie das erste Album „Henry“ einspielte. Nach Teil 2 folgte nun ein Liveauftritt im Domicile Jazzclub in Pforzheim - Henry III.

 

Ein rein analoges Happening

Nicole Johaenntgen Henry III VinylMeine Güte, ist das altmodisch. Mit einem analogen Zweispur-Tonband ein Konzert mitschneiden, wer macht denn so etwas heutzutage noch? Wo es doch viel bequemere und weit kostengünstigere Wege gibt. In einem Übertragungswagen, der vor dem Jazzclub stand, befand sich die alte Telefunken Magnetophon M15A, ein Arbeitstier des deutschen Rundfunk der 70er! Dort wurde das Konzert aufgezeichnet und später sorgfältig bearbeitet.

Aber ja, genau das passt zu der Musik, welche die vier MusikerInnen auf der Bühne präsentieren. Nicht etwa aus nostalgischen Gründen, sondern um die so alten Stilelemente des New Orleans so authentisch wie möglich in die Neuzeit zu transferieren. Analog ist da eine gelungene Brücke. Und tatsächlich wirkt die Aufnahme sehr natürlich und lebendig. Sie vermittelt, ohne zu sehr in audiophile Bahnen abzugleiten, viel von dem musikalischen Geschehen an jenem Abend, bringt uns den New-Orleans-Jazz ins heimische Wohnzimmer.

Mit dem mächtigen Sousaphon, dem überwältigend Klang der Posaune, dem treibenden Rhythmus des Schlagzeugs und schließlich dem farbigen Sound des Alt-Saxofons ziehen sie uns auf diese Weise genauso in ihren Bann wie die Gäste an jenem Konzertabend. Nicole Johänntgen und ihre drei Jungs aus New Orleans tun dies mit einer Frische und Elan, der einfach ansteckend ist. Das ist alles andere als altbacken, sie haben dem archaischen Ursprungs des Jazz einen so zeitgemäßen Anstrich verpasst, dass man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Das kann mal euphorisch und fröhlich, dann auch mal melancholisch und nachdenklich klingen. Dabei ist es eine ausgesprochene Freude, dem nuancierten Spiel dieses Ensembles zu lauschen. Ein schönes Beispiel ist „Too Loose“, das träge beginnt und im Laufe der über sechs Minuten an Energie zunimmt und zurecht den Beifall des Publikums erhält.

Nicole Johänntgen und ihre Mitstreiter haben mit dieser leider sehr limitierten Schallplatte den Jazzfreunden ein launiges Stück Musikkultur geschenkt. Schon in ihrer Kindheit wurde sie vom Vater mit Posaunen-Klänge geweckt, das prägt!

 

 

Fakten

Veröffentlichung 28. Mai 2021
Label: Selmabird Records
Bestell-Nummer:
Pressung: MPO
Pressqualität*: 3-4
Inhalt: 160g Vinyl
Besonderheit: Download-Code, rein analog, auf 300 Stück limitiert
Aufnahmen: Live am 22. Oktober 2018 im Domicile Jazzclub in Pforzheim
Mastering: Thorsten Scheffner bei Organic Music

 

Besetzung

Nicole Johänntgen – Saxophon
Jon Ramm – Posaune
Steven Glenn – Sousaphon
Paul Thibodeaux – Schlagzeug

 

Trackliste

Seite 1

1. Life 6:06
2. Too Loose 6:15
3. Discoland 5:33
4. Guetnachtlied 1:11

Seite 2

5. Fahrtwind 5:11
6. Zydeco 8:33
7. Dig Deep 5:09

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt

 

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