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Sie können es noch, auch nach 50 Jahren Kraan! | Foto © Kraan

Kraan 2020 - schicke Melodien und harmonische Ausrichtung, ist das nun eine neue poppige Ausrichtung? Nein, der Kraan-Faktor blieb erhalten, unverkennbar. Was die LP „Sandglass“ alles zu bieten hat, verrät die Review.

 

Kraan - Sandglass (LP, Vinyl)

Irgendwann läuft die Zeit in jeder Sanduhr ab, ist das nun symbolisch für die vielleicht letzte Kraan-Schallplatte? Seit der Gründung der Band ist nun bereits ein halbes Jahrhundert vergangen und die letzte Studio-LP liegt immerhin auch schon seit rund 10 Jahre in den Plattenregalen der treuen Fan-Gemeinde. Mit „Sandglass“ haben die Gründungs-Mitglieder Jan Fride, sein Bruder Peter Wolbrandt und Hellmut Hattler das Etikett Jazzrock reizvoll erweitert.

 

Der Kraan-Faktor

Kraan Sandglass VinylÄltere Kraan-Fans werden sich zweifellos über diese neue Schallplatte ihrer Helden freuen. Trotzdem bleibt bei dem Einen oder Anderen ein wenig Wehmut übrig, dass frühere LPs Kraan mehr Biss hatten als etwa ihre letzte Studio-LP „Diamonds“. Wer sich „Sandglass“ in Ruhe anhört, wird sich zufrieden zurücklehnen und feststellen: die Jungs können es noch! Zwischen all den ungewohnt melodischen Arrangements finden sich jede Menge instrumentelle Feinheiten, virtuose Verspieltheit und raffinierte Wendungen.

Und tatsächlich grüßen Kraan bei ihrem Titelsong mit einer Mischung aus eingängiger Melodie und verwirrender Rhythmik gleich mal aus ihrem unvergleichlichen Klang-Kosmos. Das klingt tricky und setzt sich auch in den nächsten Songs fort. Mal mit mehrstimmigen Gesang, mal rein instrumental, die Jungs und ihre Gastmusiker wissen, wie man seine Fans mit abwechslungsreichen Songs begeistern kann. Mich hat z.B. „Funky Blue“ angesprochen: die Orgelläufe und der Wechsel zwischen kompletten Bandeinsatz und schlichtem Gitarren/Schlagzeug/Gesang erinnert mich das doch sehr an die 70er, etwa von Genesis & Co.!

Die meisten Nummern sind im mittleren Tempo eingespielt. Gegenüber der CD enthält die Vinyl drei Songs weniger - wenn man der Review in den Blauen Seiten vertraut, sind es wohl genau jene Tracks, auf die man als Kraan-Fan eher verzichten kann. Denn dort tritt der „Entspannung-Faktor“ zu deutlich in den Vordergrund, während die Vinyl-Auswahl doch die insgesamt rockige Seite offenbart. Trotzdem: „Sandglass“ ist irgendwie locker und cool, eine groovig-funky Nummer wie „Pick Peat“ (inkl. Bläser) gehört schon eher zu den tanzbaren Varianten. Klasse ist „Schöner wird's nicht“ mit seinem Santana-Feeling, selbst in der Ballade „Rescue“ erleben wir eine sehr schöne Gitarrenarbeit von Peter Wolbrandt.

Verträumt und doch raffiniert gestaltet wirkt „Hallo Kante“, vielleicht eine der schönsten Nummern dieser LP. Und immer wieder kommt der Bass von Hellmut Hattler mit beeindruckender Präsenz zur Geltung, ohne dabei die starken Drums von Jan Fride und natürlich Wolbrandts großartiges Gitarrenspiel zu missachten. In manchen Stellen der LP würde ich mir zwar ein etwas noch präziseres und detailreicheres Klangbild wünschen, um eben genau diesen instrumentellen Finessen besser folgen zu können. Doch insgesamt geht der Sound in Ordnung, das ist guter Studio-Durchschnitt. Im Blickpunkt ist hier jedoch der überzeugende Kraan-Faktor, der an ihre besten Zeiten erinnert - inklusive traditionellen Jazzrock, etwas Psychedelic und melodischer Songkultur.

 

Fakten

Veröffentlichung: 2. Oktober 2020
Label: Bassball Recordings / 36music
Bestell-Nummer: LP36103
Pressung: Pallas
Pressqualität*: 3-4
Inhalt: 150g Vinyl
Besonderheit:
Aufnahmen: 36music Studio in Leipheim

 

Besetzung

Peter Wolbrandt - guitars, synthesizer, vocals
Hellmut Hattler - bass, vocals
Jan Fride - drums, percussion

Gäste:

Martin Kasper - keyboards, back vocals
Shirley Fischer - flute
Joo Kraus - horn section, Wurlitzer piano
Jürgen Schlachter - tambourine

 

Trackliste

Seite 1

1. Sandglass 4:19 (Hattler)
2. Funky Blue 2:47 (Wolbrandt)
3. Solitude 4:01 (Hattler)
4. Pick Peat 5:44 (Hattler)
5. Rescue 3:12 (Wolbrandt)

Seite 2

6. Hallo Kante 4:57 (Wolbrandt)
7. Schöner wird's nicht 2:20 (Fride/Wolbrandt)
8. Path 4:35 (Hattler)
9. Gleis 10 4:58 (Wolbrandt)
10. Hippie Jam 3:12 (Hattler)

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt

 

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