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14
Sep 2020
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- Geschrieben von Manfred Krug
Review: The String Theory - The Los Angeles Suite (Vinyl)

Für diese Schallplatte werden The String Theory wohl einige Preise gewinnen - zurecht! | Foto: Malte Hagemeister
Die Grammy-Nominierung 2020 verdient das Berliner Ensemble The String Theory völlig zurecht! Ihre LP „The Los Angeles Suite“ begeistert selbst anspruchsvolle Hörer, denn hier werden die Grenzen zwischen Klassik, Pop und Elektronik völlig aufgeweicht und in neue kreative Dimensionen vorgestoßen.
The String Theory - The Los Angeles Suite (LP, 180g Vinyl)
Ein eindrucksvolles Klangerlebnis! Auch erfahrene Musikfreunde werden lange suchen müssen, um Vergleichbares zu finden, wenn überhaupt. Die Verbindung Orchestermusik und Pop gab es sicher schon öfter, doch der ganz besondere Mix aus Orchesterklang, Elektronik und herausragenden Sängerinnen ist schon in höchstem Maße ungewöhnlich. Zumal die Arrangements raffiniert und vielseitig gestaltet sind.
Ein Künstlerkollektiv mit Tiefenwirkung
Das, was man auf dieser Schallplatte hört, hat so gar nichts mit oberflächlichen Musikkonsum zu tun, genau das Gegenteil erlebt man hier. Dieses Berliner Ensemble wurde von den Produzenten/ Komponisten PC Nackt und Ben Lauber ins Leben gerufen. Was Anfangs noch in kleinerem Rahmen und eher in der Berliner Künstler-Szene stattfand, ist mittlerweile auf 40 Musiker angewachsen. Nach einigen Tourneen weltweit und der Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern, darunter der schwedische Sänger und Songwriter José González. Mit ihm absolvierten sie 2019 ebenfalls eine Konzertreise, die im April 2019 in Los Angeles endete. Die Band blieb noch einige Tage dort und nahm gleich mal zusammen mit 12 lokalen KünsterInnen in den Optimist Studios ein neues Album auf - mit insgesamt 60 MusikerInnen entstand „The Los Angeles Suite“!
Schon die erste Nummer mit seinem atmosphärischem Beginn und dem gefühlvollen Gesang des amerikanischen Singer/Songwriters Jens Kuross zeigt den Weg dieser neun Stücke: die Konzentration und Anspannung der Musiker im Aufnahmeraum ist förmlich zu spüren, wenn sich aus der Tiefe des Raumes die Klänge der Instrumente aufbauen. In „Jealous Days“ ist das Piano noch im Mittelpunkt, während das sanfte „California Lover“ breitwandiger inszeniert ist und mit Shana Halligan eine hinreissende Sängerin am Mikrofon steht. Sie hat auch ein wenig die musikalischen (TripHop-) Gene ihrer Haupt-Band Bitter:Sweet einfließen lassen, eine großartige Nummer. „Abundance (Suite No. 4)“ ist Elektronik-lastig, mit dem Sprechgesang/Poems des Rappers Zaire Black geht dieses Stück in eine gänzlich andere Richtung und trotzdem bemerkt man den roten Faden des Albums.
„Hollywood Calling“ hat ganz enorm etwas von der verruchten Atmosphäre, die bei „Babylon Berlin“ entstand, die Vocals stammen von Addie Hamilton (im Foto rechts zu sehen). Wieder in eine andere musikalische Richtung läuft „RoBolero“ mit dem Elektronik-Spezialisten Robot Koch, das wie in der berühmten Ravel-Komposition mit repetitiven Streichern und eine sich aufbauende Opulenz beeindruckt. Seite 2 der Schallplatte beginnt mit dem cinaestisch arrangierten „No On Believes A Ghost“ mit der amerikanischen Sänger Sarah Winters alias vōx, ehe das Instrumental „Stars And Hypes“ mit pumpenden Rhythmus eine eigenwillige Stimmung erzeugt. „Moon Landing“ mit Sängerin Grayson hat ein reizvolles Indierock-Feeling. Mit A cappella Gesang eröffnet das noch einmal opulente„Remember (Suite No. 1)“, aus den der beeindruckende Falsett-Gesang von Morgan Sorne nur dezent herausragt.
Mit diesem letzten Stück endet eine LP, bei der man erst einmal durchatmen muss, um das Gehörte zu verarbeiten. Das ist alles andere als üblich und auch in unserer so unglaublich vielfältigen Musikwelt einzigartig. Es würde mich nicht überraschen, wenn „The Los Angeles Suite“ in den Bestenlisten 2020 auftaucht und so manchen hochdosierten, internationalen Preis einheimsen wird!
Foto von Addie Hamilton: Fabian Fioto
Fakten
Veröffentlichung 25. September 2020
Label: Project C / Clouds Hill
Bestell-Nummer: PC001
Pressung: optimal media
Pressqualität*: 4
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Innenhülle bedruckt
Aufnahmen: Optimist Studios in Los Angeles/USA und Chez Chérie, Berlin
Mastering:
Trackliste
Seite 1
1. Jealous Days
2. California Lover
3. Abundance (Suite No. 4)
4. Hollywood Calling
5. RoBolero
Seite 2
6. No On Believes A Ghost
7. Stars And Hypes
8. Moon Landing
9. Remember (Suite No. 1)
* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt
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