Fragen zum Fan - Blog? info@vinyl-fan.de

Neueste Beiträge

Neu im Blog

Bewertung: 4 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern inaktiv
 

Eine Debüt-LP mit erstaunlichen Qualitäten - "Time" von Inger Nordvik | Foto: Charles Mignot

Beeindruckende Frauenstimmen sind schon immer etwas Besonderes in der Musikgeschichte. Deshalb lieben wir Kate Bush oder Björk, Sinéad O'Connor oder Joni Mitchell. Vielleicht wird eine junge Norwegerin in diesen erlauchten Kreis aufgenommen: Inger Nordvik! Ihre Debüt-LP „Time“ ist jedenfalls bereits ein aussergewöhnliches Statement - insbesondere, wenn man akustische Musik zu schätzen weiß! Die Review zu einer tollen Schallplatte.

 

Inger Nordvik - Time (LP, 180g Vinyl)

Erstaunlich, wie sehr die Umgebung, in der eine Musikerin aufwächst, die Musik prägt, die sie später einmal spielen wird. Inger Nordvik wurde in Harstad / Norwegen geboren - im hohen Norden zwischen den Bergen, das Meer in der Nähe. Die wilde Natur von Wasser und Land haben das Leben der Menschen dort seit jeher beeinflusst, die junge Sängerin, Komponistin und Pianistin Nordvik ist da keine Ausnahme. Zu hören ist dies in ihrer klaren und doch so eindrucksvollen Stimme, aber auch in ihren eigenen Kompositionen.

 

Songwriter-Pop und Kammermusik vereint

Inger Nordvik Time VinylDie Arrangements dieser Platte sind zumeist schlicht und auf den Gesang fokussiert. Der Einstieg mit dem Wiegenlied „Sleep“ ist sanft und lediglich mit Piano instrumentiert. In der nächsten Nummer „Woman“ gesellen sich dann der deutsch-norwegische Bassist Karl-Erik Enkelmann und der norwegische Schlagzeuger Dag Magnus Narvesen dazu. Es fällt auf, dass hier bei der Aufnahme viele Raumanteile hinzukamen - einige der Songs dieser LP wurden in zwei alten Kirchen eingespielt. So kommt es, dass die ausgezeichnete Akustik, Teil dieser faszinierenden Schallplatte ist. So kann es passieren, dass bei Tracks wie „For A While“, bei dem zum Solopiano noch dezent Streicher einsetzen und sich nicht nur aufgrund des fesselnden Gesanges von Inger Nordvik automatisch die Gänsehaut aufstellt.

Tatsächlich finde ich die Kombination der Musikstile von Kate Bush und Joni Mitchell als einen guten Anhaltspunkt dafür, sich die Stilistik dieser LP vorzustellen. Was mich ebenfalls sehr anspricht, ist die äusserst stilvolle Produktion, für die sich Soundtechniker Marco Birkner verantwortlich zeigt. Die Lieder zeigen sich elegant und dennoch geerdet. Selbst eine so ungewöhnliche Nummer wie „Lost“, bei dem Saxofonist Johannes Schleiermacher ein sehr jazziges Solo hinlegt, schmiegt sich angenehm dazwischen. Der kammermusikalische Anteil ergibt sich einerseits durch die Instrumentierung mit den Streichern, anderseits ist sie ein Resultat des Studiums von Nordvik in klassischem Gesang am Barratt Due Institute in Oslo. Man hört ihre ausgebildete Stimme in jeder Nummer, die Intensität und völlige Klarheit der Tonlagen.

Dass sie diese Ausbildung als Basis für ihren eigenen Weg nutzt, sich dabei künstlerische Freiheiten nimmt, ist wesentlicher Teil dieser Einspielung. Dass dabei auch die Texte eine wesentliche Rolle spielen, verwundert da sicher nicht. So etwa thematisiert „Pink Needles“ das Gefühl einer junge Frau, aus den Einschränkungen und dem seit Generationen vorgegebenen Weg auszubrechen zu wollen. Oder ob man sich wie in „Elser“ (im Hinblick auf deutsche Widerstandskämpfer im zweiten Weltkrieg) die Frage stellt, ob man heute tatsächlich bereit sei, dafür zu sterben, woran man glaubt. In einem religiös geprägten Haus aufzuwachsen, sensibilisiert zweifellos den Intellekt, den Inger Nordvik hier offenbart. Mit diesem Hintergrund zeigt diese Platte Qualitäten, die für ein Debüt mehr als bemerkenswert sind!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 7. Februar 2020
Label: Asta Records
Bestell-Nummer: AR001LP
Pressung: Pallas
Pressqualität*: 4-5
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Beiblatt mit Songtexten
Aufnahmen: Trondenes und Skånland Kirchen, RecPublica und AudioCue Studios


Besetzung

Inger Nordvik - Piano and vocals
Karl-Erik Enkelmann - Double Bass
Dag Magnus Narvesen - Drums
Agnes Elizabeth Pavelich - Viola
Runa Bergsmo - Cello
Eline Hellerud Åsbakk - Soprano
Anne Dragland - Alto
Jon Bjerkan - Baritone
Johannes Schleiermacher - Saxophone
Arnljot Nordvik - Guitar

 

Trackliste

Seite 1

1. Sleep
2. Woman
3. For A While
4. Lost
5. To Another One

Seite 2

6. Without You
7. Wolves And Sheep
8. Pink Needles
9. Elser
10. Time

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt

 

Aktuell sind 189 Gäste und keine Mitglieder online