Die Formation The Dukes of Stratosphear war ein clever Marketing-Gag, erfolgreich und nur von kurzer Dauer. Die nun vorliegenden beiden Reissues der Schallplatten „25 O’Clock“ und „Psonic Psunspot“ wurden von Steven Wilson neu abgemischt. Unter der Mitwirkung von Andy Partridge höchstpersönlich entstanden bei Loud Mastering durch Jason Mitchell klasse Vinyl-Schnitte, das Ergebnis stelle ich euch in dieser Rezension vor.
Als XTC-Kopf Andy Partridge 1982 körperlich am Ende war, die Band keine Konzerte mehr gab, schien die britische New-Wave-Formation am Ende. Doch dann tauchten vier Musiker auf, die kein Rockfan Mitte der 80er auf dem Schirm hatten: The Dukes Of Stratosphear! Auf deren Mini-LP „25 O’Clock“ reagierten sie sehr wohlwollend, die Platte verkaufte sich prima. Doch wer waren diese vier Herren?
Sir John Johns, The Red Curtain, Lord Cornelius Plum und E.I.E.I. Owen standen da als Musiker in den Credits. Für die Fans, die am 1. April 1985 diese Schallplatte in den Händen hielten, ein Rätsel. War es ein Aprilscherz, ein geschickter Marketing-Gag oder einfach nur die verrückte Idee einer Band, die seit Ende der 70er gewisse Erfolge hatte, aber nie richtig groß rauskamen? Das Alter Ego The Dukes of Stratosphear war für XTC jedenfalls ein gelungener Weg, die Musikwelt wieder auf sich aufmerksam zu machen - der Weg für ein wichtiges Werk „Skylarking“ war also geebnet.
Mit relativ geringen Aufwand entstanden in nur wenigen Tagen und jeweils nur ein oder zwei Takes eine Mini-LP mit dem Titel „25 O’Clock“, welche lediglich sechs Songs enthielt. Der Stil dieser Platte war an den Psychedelic Rock der sechziger Jahre angelehnt, mit starken Anleihen an die Beatles, Kinks, Pink Floyd, Yardbirds oder Jefferson Airplane. Also ein XTC-untypischer Sound, weshalb selbst Kenner bei Veröffentlichung der LP Anfangs nicht wussten, wer hinter den Namen steckte.
Schon das Intro zu „25 O’Clock“ mit den Uhrengeräuschen macht uns deutlich, dass diese Wiederauflage klanglich als gelungen bezeichnet werden darf. Ich habe kein Original der Erstauflage zum Vergleich zur Verfügung, bezweifle aber, dass ein solches an das breite Klangspektrum dieser 2019er Ausgabe herankommt. Obwohl ich persönlich mit Dynamik der teils recht hellen Tonlagen nicht so zurechtkomme (was wohl an den verwendeten Vintage-Instrumenten und der Produktion von John Leckie liegen dürfte), so offenbart diese LP eine Fülle an künstlerischen Ideen, die durch das Remastering ungefiltert zutage treten. Übrigens, gegenüber dem Original von 1985 ist auf dem heutigen Plattencover der Zusatz „XTC As“ oberhalb dem Schriftzug „The Dukes of Stratosphear“ zu lesen!
PS. Die Pressungen beider LPs stammen von The Vinyl Factory und sind makellos, so soll es sein!
Sir John Johns (Andy Partridge) - Gesang, Gitarre
The Red Curtain (Colin Moulding) - Bass
Lord Cornelius Plum (Dave Gregory) - Mellotron, Piano, Orgel, Fuzztone Gitarre
E.I.E.I. Owen (Ian Gregory) - Schlagzeug
Aufnahmen in den Chapel Lane Studios
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1. 25 O'Clock 5:02
2. Bike Ride To The Moon 2:23
3. My Love Explodes 3:49
Seite 2
4. What In The World?... 5:01
5. Your Gold Dress 4:42
6. The Mole From The Ministry 5:50
Nach dem ersten Werk, der Mini-LP „25 O’Clock“, folgte zwei Jahre später die zweite Schallplatte „Psonic Psunspot“ nun als vollwertige LP mit zehn Tracks. Auch diese LP wurde einem Steven Wilson-Remastering unterzogen und wandert nun als 200g-Vinyl-Reissue in die Plattensammlungen.
Die LP wurde im April und Mai 1987 in den Sawmill Studios in Golant aufgenommen. Tontechniker John Leckie hat wie schon zwei Jahre zuvor das ganze Potpourri des Psychedelic Rock einfließen lassen. Dazu gehören allerlei technische Spielereien und Tricks, Einfügen von Sound- und Stimmenspuren, wie wir schon aus „Sgt. Pepper“ „ Surrealistic Pillow“, „Their Satanic Majesties Request“ oder „S.F. Sorrow“ kennen.
Dass zwischen den beiden Dukes Of Stratosphear-Platten mittlerweile von XTC auch „Skylarking“ erschien, änderte wenig daran, dass die Musikfans Mitte der Achtziger diesen Retro-Psycho-Rock zu schätzen wussten. Auch „Psonic Psunspot“ offenbart klasse Sound-Gestaltungen, die dank des guten Remasterings auch eindrucksvoll aus den Lautsprechern tönen. Von einer Rock-Oper zu sprechen (Pitchfork) geht mir etwas zu weit, dennoch bietet die LP eine Musik, die den ganz großen Werken dieses Genres in nichts nachsteht. Klanglich finde ich diese LP deutlich besser als „25 O’Clock“. Der musikalische Höhepunkt: „Pale And Precious“ (die Beach Boys lassen grüßen!).
Sir John Johns (Andy Partridge) - Gesang, Gitarre
The Red Curtain (Colin Moulding) - Bass
Lord Cornelius Plum (Dave Gregory) - Mellotron, Piano, Orgel, Gitarre
E.I.E.I. Owen (Ian Gregory) - Schlagzeug
Aufnahmen in den Sawmills Studios
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1. Vanishing Girl (2:45)
2. Have You Seen Jackie? (3:21)
3. Little Lighthouse (4:31)
4. You're A Good Man Albert Brown (Curse You Red Barrel) (3:39)
5. Collideascope (3:23)
Seite 2
6. You're My Drug (3:20)
7. Shiny Cage (3:17)
8. Brainiac's Daughter (4:04)
9. The Affiliated (2:31)
10. Pale And Precious (4:54)
* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt