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27
Nov 2019
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- Kategorie: Fan - Rezensionen
- Geschrieben von Manfred Krug
Review: Yael Nachshon Levin (Vinyl)
Dass richtig guter Analogklang auch heute noch möglich ist, beweist uns LowSwing Records-Chef und Produzent Guy Sternberg einmal mehr mit einer fantastischen Einspielung: „Shining Long After They're Gone“. Die in Berlin beheimatete Sängerin Yael Nachshon Levin hat mit hochrangigen Gästen ein musikalisches Fest gefeiert, welches wir nun auf Schallplatte erleben können.
Yael Nachshon Levin - Shining Long After They're Gone (LP, 180g Vinyl)
Yael Nachshon Levin stammt aus Tel Aviv in Isreal. Ihr musikalisches Rüstzeug formte sich in der New School University of Music in New York, nach dem Studium dort landete die Sängerin im Jahre 2016 in Berlin. Dort leitet sie auch einen Kultursalon, wo Kunstszene auf die Musik trifft. Bei einem solchen Background überrascht es uns wenig, dass die LP „Shining Long After They're Gone“ alles andere als gewöhnlich ist. Was möglicherweise auch an ihrer erstklassigen Truppe gelegen haben dürfte. In nur drei Tagen entstand im Studio von LowSwing Records eine sehr, sehr feine Schallplatte!
Ein kunstvolles Musikereignis
Betrachtet man die Namen der Band, so darf man da schon ein wenig staunen: zu hören sind der israelische Star-Trompeter Avishai Cohen (ECM Records!) und sein Bruder Yuval Cohen (Saxofon & Wurlitzer), Bassist Haggai Cohen-Milo (Omer Klein Trio), Percussionist Itamar Doari (Johnny Greenwood, Omar Faruk Takbilek, Ester Ofarim) sowie Gitarrist Thomas Moked Blum (Fink, Patricia Kaas).
Avishai Cohen
Dabei muss ich gestehen, dass mich beim ersten Reinhören (was meist eher so nebenbei läuft) die Platte eher nicht so angesprochen hat. Die Songs kommen temporeduziert und mit einer gewissen Melancholie rüber. Als ich mich allerdings dann entspannt vor die Anlage gesetzt und die Schallplatte erneut aufgelegt hatte, entstand eine ganz andere Situation. Die rein analoge Aufnahme entfaltete eine magische Hörsituation: zwiespältig, ob man nun dem faszinierenden Klang lauschen und die feinen Nuancen genießen oder doch eher dem nun ganz anders wirkenden musikalischen Ereignis zuhören soll? Für mich war einmal mehr klar, dass eine exzellente Aufnahme und Überspielung das Tor zur künstlerischen Seite öffnet.
Haggai Cohen-Milo
Wie sanft und sensibel hier die Musiker miteinander kommunizieren, ist ein Genuss für sich. Yaels Stimme ist etwas dunkel timbriert, was den Melodien in langsamen Tempi perfekt entgegenkommt. Percussionist Itamar Doari schafft mit seinen gefühlvollen Spiel zusammen mit Bassist Haggai Cohen-Milo einen feinen rhythmischen Untergrund für die beiden Cohen-Brüder. Der so entstandene Klangkörper hat etwas federleichtes, das der zweifellos vorhandenen Melancholie einen lyrischen Charakter verleiht. Ein wunderbares Beispiel ist für mich die Tom Waits Komposition „Green Grass“, das eines der Highlights auf seinem starken Album „Real Gone“ (2004) war. Eine verruchte Bar in den 1920ern, spät in der Nacht, mag der Schauplatz für diese hinreissende Ballade gedient haben - Yael Nachshon Levin haben es großartig in Szene gesetzt.
Die musikalische Ausrichtung ist im Jazz angesiedelt, hat allerdings durchaus Varianten im Blues und trägt kabarettistische Züge. Die Stilistik eines Tom Waits ist da durchaus ein guter Vergleich zu einigen Stücken dieser LP. Und tatsächlich hätte meiner Meinung nach das Ganze auch gut als Soundtrack zu „Berlin Babylon“ getaugt. Kunstvoll werden wie in „Refugee Blues“ auch orientalische Klänge mit eingeflochten, da sind so manche clevere Ideen dabei. Und die Ballade „Hey Baby“ hat mit ihren poppigen Zügen das Zeug dazu, jede gehobene Radiosendung spät abends einen Glanzpunkt zu verleihen.
Mein musikalisch herausragender Plattentipp am Ende des Herbstes 2019 - auch wegen des atemberaubend natürlichen, samtenen und unglaublich detailreichen Klanges!
Fakten
Erstveröffentlichung: 29. November 2019
Label: LowSwing Records
Bestell-Nummer: LOSW004
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: rein analog produziert
Besetzung
Yael Nachshon Levin - vocals
Avishai Cohen - Trumpet
Yuval Cohen - saxophon, wurlitzer piano
Thomas Moked Blum - guitars, Viola
Guy Sternberg - modular synth
Haggai Cohen-Milo - bass
Itamar Doari - percussion, backing vocals
Yael Badash / Shani Nita - backing vocals
Aufnahmen im LowSwing Studio in Berlin
Trackliste
Seite 1
1. I'm Flying To The Moon
2. Not At All
3. Missing Piece
4. Green Grasss
Seite 2
5. Phenomenally
6. Refugee Blues
7. Inner Noise
8. Hey Baby
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