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Zwischen goldenem Glanz und rauen Heavy Rock: Tarja in Bestform | Foto: Tim Tronckoe

Mit „In The Raw“ hat die Edel-Rockerin Tarja ein beeindruckendes Album geschaffen. Zwischen Euphorie über ein musikalisch starkes Album und einem bedauerlichem „Schade“ weckt diese Doppel-LP viele Emotionen. Die Review zur Vinyl-Ausgabe.

 

Tarja - In The Raw (2 LP, 180g Vinyl)

Nach dem Ende bei Nightwish veröffentlichte die finnische Sängerin Tarja Turunen mehrere Solo-Alben, von denen ich hier im Blog bereits einige vorgestellt habe (siehe Tarja-Link unten). Bei ihrem 2019er Werk „In The Raw“ steht das Metall Gold im Mittelpunkt - sinnbildlich für den Kontrast zwischen dem üblicherweise glänzenden, edlem und hier im rohen Zustand. Ihre Musik soll etwas ursprüngliches und kraftvolles, aus der Tiefe der Seele kommendes widerspiegeln - es ist gelungen!

 

Rauer Rock trifft auf schimmerndes Gold

Tarja In The Raw VinylAuch wenn ihre bisherigen LPs immer wieder begeistert und überzeugt haben, so wirkt diese Einspielung für mich noch einmal als eine künstlerische Steigerung. Tarja (plus MIC) hat eine Produktion hingelegt, die eine beeindruckende Balance aus kraftvollem Sound, spieltechnischen Finessen und ihrer großartigen Stimme zeigt. „In The Raw“, das sind starke Gitarrenriffs, eine druckvolle Bass/Schlagzeug-Kombi und immer wieder raffinierte Wendungen, wie sie sonst bei ähnlichen Genre-Platten selten vorzufinden sind. Bombast trifft auf Melodie, Rock-Oper-Stilistik versus „Game Of Thrones“-Atmosphäre.

Schon die erste Nummer „Dead Promises“ kommt gewaltig, mit schweren Riffs und den tiefen Growls des schwedischen Sänger Björn “Speed” Strid. Die Power dieses Stückes wird im Verlauf der zehn Tracks weitgehend gehalten, sie wird nur bei etwas langsameren Stücken reduziert. Zum Glück wie ich finde, denn in einem Stück wäre die überbordende Kraft der ersten Minuten nicht bis zum Ende durchzuhalten. Auch die Notwendigkeit, die Schallplatten nach zwei oder drei Songs herumdrehen zu müssen, hat hier einen positiven Aspekt.

Die ausgebildete Gesangs-Stimme von Tarja rückt mal mehr und mal weniger in den Blickpunkt. In „You And I“ erleben wir Tarja dann aber ganz intensiv, eine reduzierte Komposition mit Keyboard und Streicher-Arrangements - eine Nummer mit Gänsehaut-Feeling. Ähnlich ist auch „The Golden Chamber“ gestrickt, man kann sich Tarja förmlich vorstellen, wie sie in der St. Michael’s Grotte auf Gibraltar zwischen golden schimmernden Wänden umher wandelt. Dass immer wieder elektronische Klänge eingebunden wurden, ist an dieser Stelle nur eine der Finessen dieses Albums.

Tarja In The Raw Schrift Plattencover

Ein Wort zur Gestaltung des Covers und der eigenartigen Schrift, die hier verwendet wurde. Sie ist mir unbekannt, scheint wohl extra für diese LP kreiert worden zu sein. Da Gold eines der gestalterischen Mittel darstellt - es glänzt und kann im polierten Zustand wie ein Spiegel wirken - haben die Leute von Jekyll & Hyde (die für das Artwork zuständig waren) wohl einfach einige Buchstaben gespiegelt und somit eine besondere Optik erzielt. Toll ist in diesem Zusammenhang auch die Frontseite des Platten-Klappcovers: das Kleid von Tarja wurde mit einer Lackierung auf der Oberfläche ausgeführt, was einen großartigen Effekt beim seitlichen Betrachten des Covers hervorruft.

Und zum Schluss dann doch noch ein Wermutstropfen auf dieses wahrhaftig gelungene Werk: der Klang wirkt komprimiert, was angesichts der üppigen Pegel der Aufnahme auch wenig überrascht. Die Techniker mussten da einfach Grenzen setzen. Wenngleich ich glaube, dass bei einer etwas ausgewogener Balance zwischen laut und leise durchaus mehr Dynamik möglich gewesen wäre.

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 30. August 2019
Label: earMUSIC
Bestell-Nummer:
Pressung: optimal media
Inhalt: 2x180g Vinyl, Download-Code
Besonderheit: Klappcover, Innenhüllen mit Songtexten


Trackliste

Seite 1

1. Dead Promises (with Björn “Speed” Strid)
2. Goodbye Stranger (with Cristina Scabbia)

Seite 2

3. Tears In Rain
4. Railroads
5. You And I

Seite 3

6. The Golden Chamber
a. Awaken
b. Loputon yö
c. Alchemy
7. Spirits Of The Sea

Seite 4

8. Silent Masquerade (with Tommy Karevik)
9. Serene
10. Shadow Play

 

Konzert Tournee

11.04.2020, Herford – X
13.04.2020, Mannheim– MS Connexion Complex
14.04.2020, Bochum – Matrix
15.04.2020, Hamburg – Markthalle
17.04.2020, Berlin – Columbia Theater
18.04.2020, Leipzig – Hellraiser
19.04.2020, Nürnberg – Hirsch
21.04.2020, München – Backstage