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Singersongwritercountryfolkpop, der auch live überzeugt: Mrs. Greenbird | Foto: Jens Fricke

Ein selbst erlebtes Phänomen: wie sich eine zunächst vorhandene leichte Antipathie in Begeisterung umschlägt. Die Stimme von Sängerin Sarah Nücken ist gewöhnungsbedürftig, sorgt aber dann für nachhaltige Zuneigung - Mrs. Greenbird hat mich mit ihrem dritten Studialbum „Dark Water“ überzeugt. Aus verschiedenen Gründen! Die Review zur Vinyl.

 

Mrs. Greenbird - Dark Water (LP, 180g Colored Vinyl)

Sie sind der der einzige deutsche Act, der auf dem Country2Country-Festival in Berlin (das wohl größte und populärste Country Musik Festival Europas) im März 2019 aufgetreten sind, Top-Acts dort waren Brett Eldredge oder Keith Urban. Doch mit ihrem neuen Studioalbum „Dark Water“ gehen Mrs. Greenbird keineswegs nur auf Country-Pfaden, sondern vielmehr auf einen Weg Back-to-the-roots!

 

Tiefe Wasser - ein Kölner Duo begeistert

Mrs Greenbird DarkWater VinylSie stammen aus Köln-Nippes und haben mit ihren bisherigen beiden Platten „Mrs. Greenbird“ (2012) und „Postcards“ (2014) - beide erschienen bei Sony Music - überaus beachtliche Erfolge erzielt: über 200.000 verkaufte Tonträger, zwei Echo-Nominierungen, ihr Debütalbum landete gleich mal auf Platz 1 der Charts und bekam eine Goldene Schallplatte. Die zweite LP „Postcards“ wurde gar in Nashville produziert. Alles also ein Grund dafür, den erfolgreichen Weg fortzuschreiten.

Die beiden Köpfe von Mrs. Greenbird - Sarah Nücken und Steffen Brückner - entschieden sich allerdings für eine komplett andere Vorgehensweise. Sie gründeten ein eigenes Plattenlabel namens Greenbird Records und realisierten dort die LP Nummer drei: „Dark Water“. Damit ging auch ein von jeglichem Ballast befreites Repertoire einher, das sie selbst als Singersongwritercountryfolkpop bezeichnen. Es ist eine handgemachte Musik ohne großen Schnickschnack, in der auch sogar mal Streicher integriert wurden.

Die Beiden haben bei den Aufnahmen in den eigenen Greenbird Sound Studios in „Nippessippi“ natürlich auch weitere Mitspieler begrüßt, die das akustische Songmaterial adäquat ausstaffieren konnten. So kamen zu Akustikgitarre und Lapsteel auch Bass, Schlagzeug/Perkussion, Piano und Mellotron sowie besagte Streicherarrangements hinzu. Für mich wirkt das sehr stimmig und authentisch, insbesondere aber sympathisch und wunderschön zugänglich. Im Zentrum ihrer Musik steht dabei der mehrstimmige Duett-Gesang.

Die kindlich klingende Stimme von Sarah Nücken ist zweifellos eigenwillig, für mich war sie zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Im Laufe der LP jedoch wurde sie mir immer angenehmer und entwickelte ein intensives Hinhör-Potential. Ein anderer Aspekt der LP sind die Kompositionen selbst. Sie balancieren zwischen schöner Schlichtheit und raffinierten Feinheiten, die immer wieder überraschende Ideen offenbaren. Da werden Viola-Saiten in einer sanften Ballade gezupft („The Simple Things“), pulsiert ein Bass in „Morals“, um der Nummer einen coolen rhythmischen Beat zu verpassen, der von allen anderen Instrumenten aufgenommen wird.

Alles unspektakulär und doch äusserst reizvoll arrangiert, das ein beeindruckendes Niveau zeigt. Mrs. Greenbird sind damit weit internationaler ausgerichtet als manche US-oder UK-Combo aus dem gleichen Genre-Umfeld des Folk & Americana. Die Sounds von „Dark Water“ sind erdig und doch luftig-federleicht, sie schmeicheln den Ohren und streicheln die Seele. Befreit von äusseren Diktionen machen sich Sarah Nücken und Steffen Brückner auf neue Wege, welche sie in 2019 auch zu vielen Konzerten führen werden, auf die sie sich jetzt schon freuen.

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 12. April 2019
Label: Greenbird Records / Edel Germany
Bestell-Nummer: MGREC-001LP
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g orange-transparentes Vinyl
Besonderheit:

 

Trackliste

Seite 1

1. Long Time No See
2. Midnight Rose
3. Careless Heart
4. Dark Waters
5. One Day In June

Seite 2

6. Morals
7. The Simple Things
8. Like A Song In My Head
9. 1965
10. Tides Are Turning
11. Learn How to Love You

 

Konzert Tournee

18.04. Cuxhaven, Captain Ahab's Culture Club
20.04. Hoyerswerda, Speicher1
21.04. Hoyerswerda, Speicher1 (Zusatzkonzert)
23.04. Hannover, Pavillon
24.04. Darmstadt, Centralstation
26.04. Zwickau, Alter Gasometer
27.04. Westhofen, Gut Leben am Morstein
29.04. Köln, Kulturkirche
03.05. Worbswede, Music Hall
09.05. München, Zehner
09.08. Xanten, Amphitheater
10.08. Ludwigsburg, Kulturgarten Eichen
23.10. Aschaffenburg, Color-Saal
29.10. Jena, Volksbad