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Joscho Stephan an der Gitarre, Volker Kamp am Bass und Sven Jungbeck an der Gitarre

Live in den Emil Berliner Studios zu einer Direktschnitt-Aufnahme: Joscho Stephan Trio

Am 6. Juni 2018 war eine Handvoll Besucher Zeugen eines des heutzutage seltenen Ereignis: einem Direktschnitt. Vor den Mikrofonen saß das Joscho Stephan Trio und spielte mit Leidenschaft heute kaum noch gehörte Musikrichtungen. Die Rezension berichtet über eine aussergewöhnliche Schallplatte.

 

Joscho Stephan Trio - Paris-Berlin (LP, 180g Vinyl, Direct Cut)

Bevor die Aufnahmen begannen, erklärte der Tonmeister Rainer Maillard, was es mit einer Direct-to-Disc-Produktion auf sich hat. Die staunenden Zuhörer erfuhren so, dass einem solchen Direktschnitt die live gespielte Musik nicht wie sonst auf ein Tonband, sondern direkt über das Mischpult den Schneidestichel befeuert, der schließlich die Musik auf Lackfolie bannt. Dies ist also der direktes Weg, den ein Musiksignal zum endgültigen Medium Schallplatte nehmen kann. Rein analog und ohne Umweg über Tonband sowie jegliche Bearbeitungsmöglichkeiten. Das heißt auch, das, was die Musiker spielen, ist später Einszuseins auf der Schallplatte zu hören, auch eventuelle Fehler. Im Falle der „Paris-Berlin“ ist ein solcher zumindest mir nicht aufgefallen.

 

Der Direktschnitt - 100 % Analog und 100 % Musik

Joscho Stephan Trio Paris BerlinDass die Musiker einen solch feinen Auftritt hatten, konnte man durchaus erwarten, sofern man die deutsche Jazzszene sehr gut kennt. Denn mit Joscho Stephan saß da ein mehrfacher Preisträger, der bereits international für Aufmerksamkeit sorgte. In der amerikanischen Fachzeitschrift Guitar Player wurde sein Debüt „Swinging Strings“ als CD des Monats gekürt. Zuvor gewann er bereits mehrere Landeswettbewerbe - zumeist aufgrund seiner virtuosen Leistung im Bereich des Gypsy Swing. Das Vorbild Django Reinhardt swingt unüberhörbar in seiner Musik mit, übrigens auch beim zweiten Gitarristen Sven Jungbeck. Der Bassist Volker Kamp zupft seinen Kontrabass mit gleicher Begeisterung für diese Musikgattung, was nicht nur bei den kurzen Soli schön zu hören ist.

Die Platte ist thematisch zweigeteilt und trägt demnach passenderweise den Titel „Paris-Berlin“. Während auf Seite 1 die frankophilen Stücke, also Gypsy Jazz und französisch geprägter Swing zu erleben ist, so kommt auf der zweiten Seite Berliner Kost zu tragen. Wer zuletzt die Serie „Babylon Berlin“ gesehen und die klasse Musik aus der Zeit um 1929 genossen hat, darf sich hier auf einige deutsche Gassenhauer freuen: eine rassige Version von „Mein kleiner grüner Kaktus“ (1934), die Ballade „Bei Dir war es immer so schön“ (1938) und schließlich Max Raabes „Kein Schwein ruft mich an“. Ein reizvoller Hauptstädtischer Wettbewerb also, der nur zwei Sieger kennt. Nein, genau genommen gab es noch weitere Sieger: das formidable Joscho Stephan Trio, die Zuhörer im Studio und jeden Musikliebhaber, der dieses herrliche Musikvergnügen aus klanglich höchstem Niveau zuhause genießen kann!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 1. November 2018
Label: Berliner Meister Schallplatten
Bestell-Nummer: BMS 1817 V
Pressung: Pallas
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit:

 

Besetzung

Joscho Stephan - lead guitar
Volker Kamp - double bass
Sven Jungbeck - rhythm guitar

Aufnahmen 6. Juni 2018 in den Emil Berliner Studios

 

Trackliste

Seite 1

1. Train To Paris (Joscho Stephan)
2. Are You In The Mood (Django Reinhardt / Stéphane Grappelli)
3. Valse de la Mer (Joscho Stephan)
4. Songe d'Automne (Archibald Joyce)
5. Vous et Moi (Roberto Bosmans)

Seite 2

5. Mein kleiner grüner Kaktus (Bert Reisfeld / Albrecht Markuse)
6. Hallo, kleines Fräulein (Fred Oldörp)
7. Bei Dir war es immer so schön (Theo Mackeben)
8. Kein Schwein ruft mich an (Max Raabe)
9. Wes Berlin (Joscho Stephan)

 

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