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Peter Piek - ein Künstler zeigt seine vielen Talente | Foto: Ari Fuchs

Die neue Schallplatte des Leipziger Musikers und Künstlers Peter Piek offenbart erstaunliche Blickwinkel und ist aus diesen Gründen heraus eine genauere Betrachtung in einer Rezension wert. „Electric Babyland“ ist nicht nur ein Tipp für Liebhaber des Elektropop, dessen Wurzeln weit bis in die 70er Jahre reichen - es kommen weitere spannende Aspekte hinzu.

 

Peter Piek - Electric Babyland (LP, Vinyl)

Als ich die Platte zum ersten Mal gehört habe, dachte ich mir erstmal: tolle Stimme. Und hab gleich mal überlegt, an welche Sängerinnen mich sie erinnert. Irgendwie eher dunkel, weich, ausdrucksstark und voller Klangfarben. Doch Überraschung: der Gesang stammt von Peter Piek! Eine seiner begnadeten Seiten also, damit können nicht sehr viele aufwarten. Doch das ist nur eine Seite von „Electric Babyland

 

Synthie-Pop mit hoher Ausdruckskraft

Peter Piek Electric Babyland VinylAuf dem Plattencover sieht man ein Baby in Windeln, umrahmt von bunten Schnipsel. Hier kommt einerseits etwas vom künstlerischen Schaffens des Maler, Autor und Multiinstrumentalisten Peter Piek zutage. Es steht für das Symbol des Neuanfangs, dem Neugeborenen, welches in eine Welt der Wegwerfgesellschaft eintaucht. Sehr sympathisch wirkt da auf mich das Resümee von Piek, dass auch sein neues Vinyl zu einem Wegwerfartikel werden könne: „Doch solange es diese eine Person gebe, die ich mit der Musik erreicht und glücklich mache, lohnten sich die Arbeit und das viele Reisen“. Auch Bescheidenheit ist eine Kunst und eine Tugend, die heute nicht mehr selbstverständlich ist.

Mit „Electric Babyland“ kehrt der Leipziger der Gitarre den Rücken und taucht in die Welt der Synthesizer ein. Ein Neuanfang also - musikalisch. Die Ästhetik ist auffallend bunt und stilvoll zugleich. Erinnerungen an Bands wie OMD oder noch weiter zurück an Kraftwerk sind auffällig, aber nicht aufdringlich. Piek schafft es, mit organisch wirkenden Pop-Melodien eine gewisse Zeitlosigkeit zu erzeugen. Auch wenn es nicht so viele Haltepunkte in den Songs gibt, die ein großes Wiedererkennen möglich machen, so wecken sie dennoch das Bedürfnis, die Platte wieder und wieder zu hören. Einen wesentlichen Anteil daran sehe ich tatsächlich im bemerkenswerten Gesang.

Die Stück sind alle englischsprachig, bis auf „Rot Gelb“, das Piek in deutsch singt. Der Beat ist eher langsam, die Arrangements reduziert. Mitunter erobern die Rhythmen auch die Dancefloors, mit flächigen Sounds und so manchem tiefen Bass erreichen sie sogar Klangfetischisten. Ich ertappe mich, in einigen Passagen beeindruckt zu sein, auch wenn meine sonstige Vorliebe für akustische Klänge klare Präferenzen zeigen. In „Colors“ wurde geschickt eine Elektrogitarre eingebaut, was sich erstaunlicherweise nicht als Fremdkörper erweist. Ein Indiz für die Klasse des Songwriting!

Auch wenn man insgesamt einen gewissen Retrotouch erkennen kann, so vermute ich, dass diese Platte sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft passen würde. Und eben in die Gegenwart, der Rückblicke ebenso gut tun würden wie den Ausblick in die kommenden Jahrzehnte!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 26. Oktober 2018
Label: What We Call
Bestell-Nummer: WWC 017
Pressung: optimal media
Inhalt: 140g Vinyl
Besonderheit: Innenhülle bedruckt


Trackliste

Seite 1

1. Green Blue
2. We Should Be High
3. Colors
4. Rot Gelb

Seite 2

5. Lines
6. Who You Are Is Here
7. You And I Will Last
8. C.O.T.D.S.
9. You’ll Never Be The Same