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Yasmine Hamdan sitzt an einer Mauer

Yasmine Hamdan - schön und musikalisch großartig, ihre neue Remix-Scheibe ist noch spannender | Foto: Tania Feghali

Sie ist zweifellos so etwas wie eine Botschafterin ihrer Heimat Libanon, vielleicht sogar der ganzen arabischen Welt: Yasmine Hamdan. Zumindest öffnet sie musikalisch Wege, die von einem kriegsgeplagten Land in die westliche Welt und wieder zurück führen. Mit der nun vorliegenden Remix-Schallplatte „Jamilat Reprise" entstand ein weiterer Blickwinkel. Die Rezension zur Vinyl-Ausgabe.

 

Yasmine Hamdan - Jamilat Reprise (LP, Vinyl)

Das Debütsolo-Album „Ya Nass" im Jahr 2013 war bereits ein deutliches Ausrufezeichen, das im modernen Frankreich seinen Ursprung hatte. Die Verbindung zur elektronischen Musik entstand zwar bereits bei ihrer ersten Band Soapkills in Beirut, doch erst auf Solo-Pfaden verknüpften sich die westlichen Musikwelten und die der Traditionen arabischer Musik. Die LP „Al Jamilat" setzte diese Entwicklung dann deutlicher fort und mündet nun in dieser Remix-Platte „Jamilat Reprise", die mich in ihrer Art doch sehr angesprochen hat!

 

Kulturen verschmelzen zu einem modernen Sound

Yasmine Hamdan-Jamilat Reprise VinylDer Gesang ist verführerisch! Yasmine Hamdan singt in ihrer Heimatsprache Arabisch. Für unsere westlichen Ohren ist Arabisch etwas schwierig, nicht aber bei Yasmine. Ihre stimmliche Akrobatik mündet in eine äusserst emotionale Darbietung, bei der das Arabische melodisch leicht wirkt und schnell ins Ohr geht. Das betört um so mehr, als durch die Rekonstruktionen und Remixe dem Gesang indirekt mehr Gewicht gegeben wird.

Deutlich wird das bereits bei der ersten Nummer „Assi", die von Greg Bauchau geschickt um die Stimme von Yasmine aufgebaut ist - schlicht und wirkungsvoll. Instrumentaler und technoider kommt im Gegensatz dazu der zweite Track: „Café" (bearbeitet von Acid Arab) - hier könnte man zeitweilig meinen, Depeche Mode wären bei der Überarbeitung dabei gewesen. Tanzbar und sehr cool wirkt „K2" (Cubenx), es übertrifft das Original deutlich an Emo­ti­o­na­li­tät. Auch das beliebte Trio Brandt Brauer Frick haben sich einem Stück angenommen, das nahe an der Originalversion liegt und doch entschlackter einem verführerischen Beat folgt: „Choubi".

Weniger gelungen finde ich die nervöse und enervierende Variante von „Al Jamilat", die Matias Aguayo von der ursprünglichen Album-Version weit entfernt hat (welche ich weit reizvoller finde, da sie die Verbindung arabische Musik und westliche Elektronik besser im Blick hat). Der Kontrast dazu heißt „Douss", bei der George Bshoum die akustischen Instrumente weitgehend beibehalten und lediglich mit einem treibenden Rhythmus den Song schwungvoller gestaltete. Auf „Al Jamilat" klingt dieser Song eher melancholisch, wenn auch irgendwie schön. „La Chay" hat Yasmine Hamdan selbst überarbeitet, was man schon als ziemlich radikal beschreiben kann. Schleicht die Album-Ausgabe mit bedächtigem Tempo über die Wüstenpfade, so spurten die Kamele im Remix wesentlich flotter los. Der Berliner Techno-DJ Shed gibt „La Ba'den" trotz einem House-Beat dem Gesang wieder mehr Geltung, so gestaltet könnte der Track auch auf einem Café del Mar-Sampler unterkommen. Den Abschluss dieser Platte macht „Balad", von der Elektronik-Musikerin Olga Kouklaki Club-tauglich bearbeitet und so dem traurigen Charakter des Originals entrissen.

Auch wenn die LP „Al Jamilat" durch ihren orientalischen Klänge fasziniert und vermutlich mehr der Intention - arabische Musik mit westlicher Elektronik-Sounds zu verbinden - nahe kommt als „Jamilat Reprise", so ist diese neue Variante aus der modernen Sicht attraktiver. Zumindest klingen die Songs fesselnder und weniger dem Weltmusik-Genre zugewandt. In einem After-Work-Club dürfte diese Scheibe jedenfalls für viel Aufmerksamkeit sorgen!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 8. Juni 2018
Label: Hamdanistan Records
Bestell-Nummer: CRAM 284LP
Pressung: optimal media
Inhalt: 140g Vinyl, Download Code
Besonderheit:

 

Trackliste

Seite 1

1. Assi by Greg Bauchau
2. Café by Acid Arab
3. K2 by Cubenx
4. Choubi by Brandt Brauer Frick

Seite 2

5. Al Jamilat by Matias Aguayo
6. Douss by George Bshoum
7. La Chay by Yasmine Hamdan
8. La Ba'den by Shed
9. Balad by Olga Kouklaki