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Die Musiker von Alpentines am Strand

Nicht alles ist auf dem Debütalbum ruhig: Alpentines mit "Silence Gone"

Wären alle Veröffentlichungen zeitgenössischer Popbands so wie diese von Alpentines gelungen, könnte man das Besondere gar nicht mehr erkennen. So aber bleibt uns bei dem Debütalbum „Silence Gone" der Moment des Staunens und der Freude, mal wieder etwas ganz Erhabenes, Schönes entdeckt zu haben. Die Rezension zu einer exzellenten LP.

 

Alpentines - Silence Gone (LP, 180g Vinyl)

Sie kommen alle aus Formationen, die zwar in Insiderkreisen bestens bekannt waren, aber nie den ganz großen Durchbruch geschafft haben. Musikalisch haben sie verschiedenste Einflüsse mitgebracht und in das Erstlingswerk der Kölner Band Alpentines einfließen lassen. Doch bei „Silence Gone" geht es nicht um eine Synthese aus unterschiedlichen Musikstilen, sondern um etwas eigenes, das frei von Schubladen ist. Und den Geist des Zeitlosen atmet.

 

Popmusik für Fortgeschrittene

Alpentines-Silence Gone VinylSänger Kay Lehmkuhl wollte einfach nicht mehr deutsch singen, so also hören wir hier englische Texte. Und Bläser, Gitarren, Keyboards, mehrstimmigen Back-Gesang - Zutaten für ein modernes und zugleich altmodisches Album. „Silence Gone" ist beides. Dabei verwenden sie die Instrumente geschickt und immer wieder überraschend. Über die ganze Länge hinweg wirkt das Album angenehm und sehr zugänglich, mal romantisch, melancholisch und trotzdem leichtfüßig. Verblüffend, dass rockige Parts ohne Bruch in dieses Konzept passen - ein Indiz dafür, dass Alpentines hier vieles richtig gemacht haben.

Sehr schön finde ich z.B. „It Opens", der Song hat eine schwelgerische Melodie im reduzierten Tempo, der man gerne folgt - eine Nummer mit Ohrwurm-Charakter. Der Titelsong „Silence Gone" wird mit akustischer Gitarre eröffnet, eine zunächst sanfte Ballade, die sich dann mit Bläsern immer breitwandiger öffnet - prima gemacht. Ähnlich zelebrieren sie auch in „OL 35". Das Anfangs langsame „Red" wird von den Hörnern der Heß-Schwestern sowie einer zum Ende hin wuchtigen Gitarren-Bass-Schlagzeug Breitwand geprägt. Nicht nur bei diesem Song denkt man an Radiohead oder Muse. Dass Kay Lehmkuhl eine klasse Stimme hat, kann man an dem Beispiel des opulenten „Yoga Yassin (The Bleeping)" gut erkennen, von Falsett in eher dunkle, raue Gefilde lässt sein Gesang erstaunliche Facetten erkennen. Mit „Abberations" - einer Piano-Ballade, die sich zum Ende hin voluminös aufbaut - endet diese Schallplatte, die einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Sie spielen geschickt zwischen schönen, lässigen Melodien und plötzlichen, dabei raffiniert eingesetzten Wendungen im Takt und der Instrumentierung. Dass „Silence Gone" ein Debütalbum ist, mag man nach dem Durchhören kaum glauben. Tatsächlich registriert man sehr schnell die Qualität und Erfahrung dieser Musiker - am Ende der LP bleibt einem nichts anderes übrig, als sie schnell herumzudrehen und von Neuem zu hören!

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 27. April 2018
Label: Take That Turn Records
Bestell-Nummer: TURNLP 001
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g Vinyl, Download-Code
Besonderheit: Klappcover

 

Besetzung

Kay Lehmkuhl - vocals, guitars
Marian Menge - guitars, lap steel, clarinet
Philipp Gosch - bass, guitars, keyboards
Kurt Fuhrmann - drums, piano, synthesizers, omnichord, timpani, metallophone, zither

Gastmusiker

Pascal El Sauaf - backing vocals, keyboards, drums, percussion
Judith Heß - backing vocals, trombone, trumpet
Carmen Heß - french horn, flugel horn
David Schütte - cello, viola
Eva Marxen - bass, guitar, keyboards

 

Trackliste

Seite 1

1. Take It Out
2. It Opens
3. Fragile
4. Silence Gone
5. OL 35

Seite 2

1. Red
2. Yoga Yassin (The Bleeping)
3. Dark Days
4. Mount Molehill
5. Aberrations