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Jazz-Saxofonist Karl Seglem 2016

Karl Seglem - ein Schelm am Saxofon | Foto: Oddleiv Apneseth

Wenn man ungewöhnliche Jazz-Saxofonisten sucht, die sich abseits der bekannten Pfade bewegen, dürfte man recht schnell auf den Namen eines Norwegers kommen: Karl Seglem! Weil er auch einer meiner Lieblings-Saxofonisten ist, will ich mal noch schnell die Rezension seiner 2016er LP „Nordic Balm“ nachholen, ehe dieser umtriebige Musiker im nächsten Jahr mit einem neuen Album kommt.

 

Karl Seglem - Nordic Balm (LP, 180g Vinyl)

Die Liste seiner Platten (vorwiegend auf CD veröffentlicht) ist lang, manchmal sind es gar mehrere pro Jahr. Das weckt Erinnerungen an frühe Jazzer, die so viele LPs aufnahmen, dass heute mancher Sammler gar nicht mehr durchblickt, wieviele Veröffentlichungen es von diesen Musikern überhaupt gibt. Im Falle von Karl Seglem interessieren uns in erster Linie die Scheiben von Ozella Music, da es davon auch viele auf Vinyl gibt. So auch die wieder einmal grandiose LP „Nordic Balm", von der ich in dieser Review berichten möchte.

 

Die Fattoria Musica Session von Karl Seglem

Karl Seglem-Nordic Balm Vinyl OZ1064Der 70m² großen Aufnahmeraum ist akustisch optimiert und das hört man! Toningenieur Stephan van Wylik (u.a. John Abercrombie, Larry Goldings, Gary Peacock, Nils Wülker) hatte die Aufgabe, diese perfekte Umgebung für die spezielle Art des Acoustic Quartet um Seglem so zu nutzen, dass am Ende die hohe Qualität der Musiker bis ins Feinste festgehalten wird. Und es gelang ihm, wie ich meine!

Anders als einige seiner vorherigen Alben ist „Nordic Balm" einerseits weniger Weltmusik-orientiert und mehr melodisch angelegt, andererseits offenbart es viele raffinierte instrumentelle Ideen. Seglem hat sie elegant in den Melodie-Fluss integriert, wodurch sie nicht zum Selbstzweck oder zur Effekthascherei verkommen. Da werden hier die Bass-Saiten malträtiert und dort dem Piano verblüffende Klänge entlockt. Allerdings nie so extrem, dass die besagte Songstruktur zerrissen wird, alles bleibt im Fluss. Ok, nicht immer. Denn Seglem ist ein Schelm, hört man sich etwa „Helgheim" an, dann kommt er mit seinem Saxofon schon mal schräg um die Ecke, wenn auch nicht enervierend - vielmehr verblüffend!

Gleiches, wenn auch auf andere Weise, hört man in „Myrull". Und zwar dieses Mal von Schlagzeuger Jonas Howden Sjøvaag, der mit seinen „throat vocals" (eine Art Kehlgesang) neben dem ebenfalls eigenwilligen Saxofontönen für eines der vielen kleinen Highlights dieser LP sorgt.

Dass sich die acht Stücke dieser Platte nicht zu sehr in Richtung eingängig bewegen, dafür sorgen die vier Musiker immer wieder. Etwa mit dem energiereichen Anfang von „Eldblome", das freilich dem Kontext des Gesamtwerkes zufolge sanft ausläuft. Und damit einen perfekten Übergang zu der nächsten, ruhigen Nummer schafft: „Februargras". Hier gilt es, die feine Akustik und das herrliche Zusammenspiel der Instrumente zu genießen. Und genau da sind wir an dem besonderen Punkt angelangt, worin sich diese so exzellente Aufnahme von anderen unterscheidet, die möglicherweise ähnliches Musikmaterial festgehalten haben: Man erlebt jede Note und jeden Ton präzise, warm klingend und doch so realistisch, als säße man im Studio dabei.

Je höherwertiger die Wiedergabe-Kette ist, mit der die Schallplatte von „Nordic Balm" abgespielt wird, desto mehr kommt man dem Liveerlebnis nahe, desto mehr gehen die Musiker und ihre Instrumente eine hinreissende Symbiose ein. Ein Dank gilt an dieser Stelle auch dem Vinyl-Mastering von Hans-Jörg Maucksch von Pauler Acoustics, der sicherlich einen nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen dieses akustischen Kleinodes hatte.

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 16. September 2016
Label: Ozella Music
Bestell-Nummer: OZ 1064
Pressung: Pallas
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Klappcover, Limitierte Auflage, DMM-Mastering

 

Besetzung

Karl Seglem - tenor saxophone, goat horn, voice
Andreas Ulvo - piano
Sigurd Hole - bass
Jonas Howden Sjøvaag - drums, percussion, throat vocals on Myrull

Aufnahmen 5. - 7. Januar 2016 in der Fattoria Musica in Osnabrück, Deutschland

 

Trackliste

Seite 1

1. Balsam 6:42
2. Lys i glaset 4:54
3. Helgheim 4:59
4. Myrull 5:42

Seite 2

5. Eldblome 5:43
6. Februargras 4:48
7. Ned dalen 5:14
8. Solhaug 4:45

 

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