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Ralph Kiefer alias The Soul Sessions

Two - Ein geniales Soul-Album von Ralph Kiefer | Fotos © janaondrej.de

Auch ich höre mir Tracks neuer LPs online an, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Wenn schließlich die Vinyl auf meinem Plattenteller landet, sind da meist Welten dazwischen - an Soundqualität natürlich, an emotionalen Erlebnissen und an den vielen, im MP3-Format verloren gegangenen Details! Das Album „Two" von The Soul Sessions ist da ein gravierendes Beispiel - mehr dazu in dieser Rezension.

 

The Soul Sessions - Two (2 LP, Vinyl)

Ok, man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Hier komprimierte Soundfiles aus dem Mac und da die volle Breitseite über die Hifi-Anlage via einem zugegeben nicht gerade billigen Analog-Laufwerk. Mir geht es auch nicht über die eigentlichen dramatischen Klangunterschiede, sondern vielmehr über das emotionale Gesamterlebnis, das auf der einen Seite fast verloren geht und auf der anderen sich in seiner ganzen Pracht entfalten kann. „The Soul Sessions - Two" macht als Vinyl Schallplatte tierisch Spaß, das kann ich schon mal vorwegnehmen.

 

Zeitloser Soul mit der besonderen Note

SOUL SESSION two VinylSoul ist Bauchmusik, keine Frage. Und er geht in die Beine. Je nach stilistischer Ausrichtung kann es modern und zeitgemäß sein, junge Clubgänger wären dann die Zielgruppe. Oder oldschool, womit die Jugend zwar ebenso gut kann, aber auch die älteren Soulfans, die etwa in den 70er oder 80er Jahren die Tanzflächen der Diskotheken (ja, so hieß das damals) bevölkerten. Ich darf euch sagen, beide Altersgruppen werden sich in dieser Doppel-LP wiederfinden! The Soul Sessions alias Ralph Kiefer, Multi-Instrumentalist, Komponist und Produzent hat mit dem Longplayer „Two" ein ganz starkes Statement abgeliefert, wie ganz schnell mal 3-4 Jahrzehnte musikalisch verschmelzen können.

Das meiste, was wir in diesen elf Songs hören, war in diesem Zeitraum schon mal da und doch klingen die Nummern alles andere als altbacken oder wurden all zu sehr auf retro getrimmt. Vielmehr scheint es so - mein Eindruck - hier hätten ein paar Leute richtig Bock auf zeitlose Soulmusik gehabt. Da kommt gleich zu Beginn mit „Quantraversa" ein fetter Beat, der sich langsam-schleppend, aber druckvoll aus den Lautsprechern breit macht. Bereits hier erleben wir die erste Gastsängerin, die ich wegen ihrer rauchig-dunklen Stimme sehr schätze: Georgia Anne Muldrow! Das nächste Highlight schließt sich gleich daran an: ein Dub-Reggae in „Sun Shines Softly", deren Mittelpunkt die ebenfalls überragende Anaj bildet. Die Berlinerin Anaj hat in ihrem Gesang alle Attribute, die nötig sind, um die Zuhörer in ihren Bann zu schlagen. Ich sag nur: genial! Nicht weniger packend: „The Passage“ mit der großartigen Sängerin Tokunbo Akinro (sie kennen wir von der Acoustic-Soul-Band Tok Tok Tok).

Gastmusiker sind bei diesem Album also ein wesentlicher Bestandteil und da gehören auch Stars dazu, wie etwa der Brite Omar! Omar Lye-Fook kennen vermutlich die meisten von seiner Hit-Single „There's Nothing Like This" (1991), hier gibt er seine unverkennbare UK-Soul-Note in „Wish The Beat To Never Stop" ab. Mich persönlich macht aber die nächste Nummer „Never Let Me Go" mit starkem Acid-Jazz-Feeling weit mehr an - wohl auch wegen der verführerischen Stimme von Fatma Tazegül, einer Vollblut-Soulsängerin aus Mannheim. Das folgende Stück wird schön mit Akustikgitarre eingeleitet und mündet mit einem relaxten und doch fesselnden Groove, rhythmisches Kopfnicken inklusive: „Live Your Life" - auch wieder mit Anaj am Mikro.

LP-Seite 3 kommt jazzig - „You Are Everything" könnte gut aus einer Blue Note Platte entnommen sein. Um ein meditatives Piano-Motiv kreisen Flöte und Perkussions. Die intellektuelle Botschaft ist hier eine Rezitation von Jiddu Krishnamurti, einem indischen Philosoph. Daran schließen sich zwei Suiten an, die sich als Herzstück des Werkes „Two" offenbaren.

Die dreiteilige „Kalimba Suite" ist rein instrumental. „Kalimba" präsentiert natürlich einmal das entsprechende afrikanische Lamellophon, erweist sich allerdings als ein jazzig ausgerichtete Komposition mit stringentem Beat. Während hier das Piano und Schlagzeug das Geschehen bestimmen, treten in „Steely Dan" die Rhodes in den Mittelpunkt und in „Transformation" fügt sich noch ein futurischer Synthesizer ein, alles schön im Fluss und mit wippendem Fuß goutiert!

Von dieser geschmackvollen und stilsicheren „Kalimba Suite" gehts auf Seite 4 zur ebenfalls dreiteiligen „Liberation Suite", in der wir wieder Anaj begegnen. „Got To Go Where To Go" hat nicht nur einen ultracoolen Funkbeat, sondern auch klasse 70er Flair. Ich möchte sehen, wer auf der Dancefloor zu dieser Nummer so alles erscheint - ich möchte wetten, dass sich hier Mutter und Tochter oder gar Opa und Enkel treffen. Und alle finden es einfach tierisch gut! Anajs Gesang und deren Phrasierung erinnert mich hier ein wenig an die unsterbliche Grace Jones - definitiv ein Killertrack! Übergangslos hat der DJ nun auf eine Samba-House Kombi umgeschwenkt und doch passt es perfekt - bei „Samba De Alfama" verlässt keiner die Tanzfläche. „Liberation" erinnert an „Funky Nassau" von 1971 oder der 2001er Variante der Blues Brothers. Nur, dass hier der Housebeat massiv in die Beine geht. Insgesamt also eine Dance-Suite, die sich richtig gut anfühlt.

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 22. September 2017
Label: Agogo Records
Bestell-Nummer: AR081VL
Presswerk: Pallas
Inhalt: 2x 150g Vinyl
Besonderheiten: Klappcover, Download-Code

 

Trackliste

Seite 1

1. Quantraversa (feat. Georgia Anne Muldrow) 4:18
2. Sun Shines Softly (feat. Anaj) 6:26
3. The Passage (feat. Tokunbo) 5:55

Seite 2

4. Wish The Beat To Never Stop (feat. Omar) 5:48
5. Never Let Me Go (feat. Fatma Tazegül) 4:14
6. Live Your Life (feat. Anaj) 3:57

Seite 3

7. You Are Everything (feat. Krishnamurti) 4:52

Kalimba Suite
8. Kalimba 4:10
9. Steely Dan 4:04
10. Transformation 1:52

Seite 4

Liberation Suite
9. Got To Go Where To Go (feat. Anaj) 4:39
10. Samba De Alfama (feat. Anaj) 6:08
11. Liberation (feat. Anaj) 2:44

 

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