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Das Johannes Motschmann Trio überrascht mit spannenden Klängen | Foto: Harald Hoffmann

Mit dieser Review möchte ich euch eine LP vorstellen, die für viele Freunde der elektronischen Musik der 1970er eine Entdeckung sein dürfte: „Electric Fields" vom Johannes Motschmann Trio. Wir denken an Namen wie Tangerine Dream, Kraftwerk, Jean Michel Jarre und landen nun bei dieser Schallplatte!

 

Johannes Motschmann Trio - Electric Fields (LP, 180g Vinyl)

Nun bin ich kein Kenner der Elektronik-Szene, insbesondere die zeitgenössischen Interpreten sind mir allenfalls aus dem Dancebereich geläufiger. Daher war mir der Name des Hamburger Komponisten und Musiker Johannes Motschmann nicht bekannt, als ich darauf aufmerksam wurde. Erste Hörproben online von der Plattenfirma machten mich extrem neugierig darauf, wie „Electric Fields" auf Platte klingt. Und dann kam sie mit der Post. Karton aufgerissen, LP gewaschen und schon lag sie auf dem Plattenteller, die Nadel senkte sich in die Rille - Freude kam auf!

 

Electric Fields - eine Brücke zwischen Tradition und Moderne

Johannes Motschmann Trio-Electric Fields VinylSie hat wie viele Elektronik-LPs einen satten Bass-Sound (oh, vielleicht gefällt sie mir deshalb?), das Klangbild wirkt räumlich und plastisch. Dies mag daran liegen, dass alle Instrumente im selben Raum aufgenommen worden sind. Es spricht aber auch einiges dafür, dass das Aufnahme-Team beste Arbeit geleistet hat. Spannend ist das allemal, bedenkt man, dass hier neben den unterschiedlichsten elektronischen Instrumenten (u.a. dem berühmten CP-70-Piano) auch ein akustisches Piano, Streicher, Bläser und Perkussion zum Einsatz kamen. Diese akustisch so unterschiedlichen Musikwerkzeuge galt es ebenso geschickt miteinander zu vereinen wie die verschiedenen musikalischen Ebenen und Zeitlinien, in denen sie entstanden.

Tatsächlich verknüpft Johannes Motschmann ambient-artige Stilelemente mit sanften Synthie-Sounds der 70er/80er Jahre und moderner Klassik. Wenn wie in „Echoes and Drones" Wurlitzerklavier auf einen Steinway-Flügel trifft oder im Anschluss daran harte Industrial-Beats mit flächigen Synthesizern hinterlegt wird, dann ist man weit jenseits des Mainstream angelangt. Diese kunstvollen Klangskulpturen finden auf Seite 1 mit dem Stück „Rotor" ihren Höhepunkt. Ein mächtiger Moog-Bass umspült den rotierenden Wurlitzer-Sound, unterstützt von dezent eingesetzten Drumcomputer-Beats - ein berauschendes Klang-Erlebnis. Auch Seite 2 bietet einige weitere Highlights, darunter das sanfte „Hidden Tracks" am Schluss der Platte oder einen tanzbaren Techno, nämlich das Titelstück „Electric Fields". Mein Tipp: laut hören!

Das Trio mit Johannes Motschmann, Boris Bolles und David Panzl versteht es geschickt, getragene Syntie-Klänge, wie man sie von Tangerine Dream oder Jean Michel Jarre kennt, mit pulsierenden Takten und überraschenden Breaks zu kontrastieren. Die Spannungsfelder zwischen elektronischer Tanzmusik, moderner Avantgarde und orchestralen Klangsphären vergangener Tage sind wesentliche Elemente dieser Platte.

 

Fakten

Erstveröffentlichung Vinyl: 8. April 2017
Label: Neue Meister Music / Edel Germany
Bestell-Nummer: 0300708NM
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Klappcover, Innenhülle bedruckt, Download-Code

 

Besetzung

Johannes Motschmann - piano, synthesizer
Boris Bolles - synthesizer, violin
David Panzl - multi-percussion

Gäste:
Bach, Blech & Blues - brass
Jakob Süskind - cello

 

Trackliste

Seite 1

1. Skywhite 2:48
2. Parhelia 5:07
3. Echoes and Drones 3:01
4. Flow Expansion 3:36
5. Rotor 3:58

Seite 2

6. Headland 5:10
7. Electric Fields 6:28
8. Tenebrae 4:38
9. Hidden Tracks 9:03

 

Tourdaten

02.06.2017: Dresden, Tonne,
07.06.2017: Leipzig, Horns Erben
08.06.2017: Düsseldorf, FFT
10.06.2017: Berlin, Quasimodo
29.06.2017: Hamburg, Elbphilharmonie (ausverkauft)