Bewertung: 3 / 5

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Ein kraftvolles, intensives und zugleich zeitloses Rockalbum: "Liquid" von Blind Ego | Foto: Gentle Art Of Music

Liebe Rock-Fans, ihr müsst bei eurer Suche noch aufregenden Scheiben nicht unbedingt nur internationale Acts suchen und bei großen Namen hängenbleiben. Auch aus deutscher Produktion stammen hervorragende Schallplatten und von einer solchen möchte ich in dieser Rezension berichten. Kalle Wallners drittes Solo-Werk „Liquid" unter dem Bandnamen Blind Ego gehört zu den geilen LPs, die ich mir nach Erhalt gleich mehrmals anhörte!

 

Blind Ego - Liquid (LP, 180g Vinyl)

Blind Ego 180g VinylIch bin kein sonderlicher Freund von Alternative Rock, Indie-Gefrickel und obskure Mischungen von allerlei Stilrichtungen, mit denen Bands dann prahlen, völlig „neue" Wege zu gehen. Andere dagegen lassen es einfach krachen, kompromisslos und trotzdem überraschend - ohne das Ganze selbst überzubewerten. Solche Acts gefallen mir weit besser, insbesondere, wenn die Taten - also die Musik selbst - überzeugt. So wie Blind Ego mit „Liquid"!

Kurz gefasst kann man sagen, die acht Tracks dieser Platte kommen wuchtig, abwechslungsreich und sind ausgezeichnet produziert. Dazu kommt auch ein sehr ordentliches Mastering bzw. eine gelungene Aufnahme, was das Anhören um so attraktiver gestaltet.
Damit hab ich zwar das Fazit vorweggenommen, macht aber nix. Denn wenn dich diese LP nun interessiert, erzähle ich dir auch weitere Einzelheiten dazu.

 

Die Besonderheiten von Blind Ego

Wer ist Kalle Wallner eigentlich? Der Gitarrist aus Freising hat mit seiner Band RPWL anfangs Songs von Pink Floyd interpretiert und sich damit einen Namen gemacht. RPWL wird meistens mit Prog- und Artrock in Verbindung gebracht. Diese Gene sind auch bei Blind Ego zu hören, was es aus meiner Sicht schon mal attraktiv macht. Die damit verbundene Dramaturgie hebt sie schon mal über das belanglose Geschrubbe mancher zeitgenössischer Rockbands hinaus. Was mir aber besonders gefällt, ist die Integration akustischer, dezent arrangierter Passagen, die in ein spannendes Laut-Leise-Schema eingebunden sind. Hier macht es sich auch positiv bemerkbar, dass Kalle mit verschiedenen Sänger Variationen die unterschiedlichen stimmlichen Charakter fein herausarbeitete.

Schon bei den ersten Takten, die raffiniert gestaltet sind, wird der Rockfan überwältigt und bekommt einen wässrigen Mund mit Appetit auf mehr! „A Place In The Sun" zeigt schon mal einerseits die Virtuosität von Kalle Wallner an der Gitarre, andererseits, dass Bass und Schlagzeug mächtig Druck erzeugen können. Das anschließende „Blackened" ist tempomäßig reduziert und sehr melodisch angelegt, der Niederländer Arno Menses (Subsignal) übernahm den Gesangspart. Trotz anfänglicher akustischer Gitarre nimmt dieser Song ordentlich Fahrt auf und wird zum Schluss hin immer breiter und opulenter. „What If" ist ruppiger mit polterndem Schlagzeug, auch der Gesang des Schweden Erik Blomkvist ist eher die Nummer des Whiskey-geschwängerten Rauhbeins. Das folgende „Not Going Away" hat mit über sieben Minuten schon epische Züge und ist entsprechend ausladend gestaltet.

Seite 2 beginnt entspannt mit Akustikgitarre, anfangs! Denn das fast acht Minuten dauernde „Never Escape The Storm" kommt wuchtig, hier stand wieder Blomkvist am Mikro. „Tears And Laughter" ist der Track für Headbanger, aber auch hier kommen durch Arno Menses melodische Momente zu tragen. Knackig ist die Instrumentalnummer „Quiet Anger", bei der Bassist Heiko Jung (Panzerballett) starke Auftritte hat und Kalle mit feinen Soli brilliert - ein klasse Track! Mit „Speak The Truth" entlässt uns Blind Ego ebenfalls mit einer relaxten Ballade, bei der Aaron Brooks (Simeon Soul Charger) mit einem großartigen Gesang der Platte einen schönen Abschluss mitgibt.

Liquid" ist ein kraftvolles, intensives und zugleich zeitloses Rockalbum, welches sowohl alte Hasen als auch jüngere Leute anspricht. Es lässt sich gut anhören und geht schnell ins Ohr. Dabei hinterlässt es böswilligerweise seine Spuren: man kann nicht davon ablassen, es wieder und wieder zu hören, der Suchtcharakter ist hoch. Und dabei entdeckt man immer wieder neue Facetten, was für gelungene Arrangements spricht.

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 21. Oktober 2016
Label: Gentle Art Of Music
Bestell-Nummer: GAOM047LP
Pressung: optimal media
Inhalt: 180g Vinyl, Innenhülle mit Songtexten bedruckt
Besonderheit: Download-Code

 

Besetzung

Kalle Wallner - guitars, bass, backing vocals, keyboards, programming
Arno Menses - vocals
Erik Ez Blomkvist - vocals
Aaron Brooks - vocals
Sebastian Harnack - bass
Ralf Schwager - bass
Heiko Jung - bass
Michael Schwager - drums

 

Trackliste

Seite 1

1. A Place In The Sun (6:11)
2. Blackened (3:56)
3. What If (6:21)
4. Not Going Away (7:26)

Seite 2

5. Never Escape The Storm (7:53)
6. Tears And Laughter (4:46)
7. Quiet Anger (5:29)
8. Speak The Truth (6:01)

 

Konzerte

12.01.2017 D-Rüsselsheim, Das Rind (w/ Subsignal)
13.01.2017 B-Verviers, Spirit of 66 (w/ Subsignal)
14.01.2017 NL-Zoetermeer, De Boerderij (w/ Subsignal)
15.01.2017 D-Bremen, Meisenfrei (w/ Subsignal)
18.01.2017 D-Freising, Lindenkeller (w/ Subsignal)
19.01.2017 D-Oberhausen, Zentrum Altenberg (w/ Subsignal)
20.01.2017 D-Hamburg, Logo (w/ Subsignal)
21.01.2017 D-Berlin, Maschinenhaus (w/ Subsignal)
31.03.2017 D-Reichenbach, Neuberinhaus, V. Artrock-Festival