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Ernst Reijseger am Cello

Ernst Reijseger am Cello

Ernst Reijseger / Harmen Fraanje / Mola Sylla - Down Deep

Es war ein harter Tag mit jede Menge nerviges Zeugs. Und wie so oft war am Ende des Tages mehr Arbeit übrig als Zeit... Zeit zum Heimgehen! Zuhause kam dann etwas unerwartetes.

 

Eine Schallplatte, die Dinge wieder ins Lot bringen kann: Down Deep!

Nun ist es ja so, dass gerade an einem stressigen Tag mal Ruhe einkehren sollte. Bei mir ist das oft etwas anders, denn Plattenrezensionen schreibe ich nun mal nur zuhause an der eigenen Anlage. Und weil Musik für mich nicht im Geringsten belastend ist, sondern im Gegenteil entspannend wirkt, kommt da meistens wieder alles in ruhige Bahnen. Mit \"Down Deep\" war das aber noch eine ganz Ecke anders.

Ich war erst spät zuhause, eigentlich war nicht mehr die Zeit dazu, sich vor die Anlage zu setzen. Aber ich war neugierig auf eine neu eingetroffene LP, die schon alleine durch die Besetzung interessant zu werden versprach. Und sie stammte von einem renommierten Plattenlabel aus München, von dem bereits ein Titel als 180g Vinyl erschien, der allerdings bereits vergriffen war. Winter & Winter hatte mit Paul Motian \"The Windmills Of Your Mind\" die erste LP herausgebracht, limitiert auf 500 Stück, rein analog produziert und nun eben bereits ein Sammlerstück.

Ein ungewöhnliches Trio - ein ungewöhnliche Aufnahme

Die zweite LP, die ich nun also auf den Plattenteller legen durfte, war von einem ganz ungewöhnlichen Trio: Ernst Reijseger, ein holländischer Cellist, sein Landsmann Harmen Fraanje am Piano und Mola Sylla aus dem Senegal. Schon die ersten Takte machten deutlich, dass hier einiges anders war als bei den meisten zeitgenössischen Aufnahmen. Dass sie rein analog aufgenommen und produziert wurde, ist zwar schon ungewöhnlich im Jahre 2012. Aber trotzdem ist das Ergebnis phänomenal. Man fühlt sich hineingezogen in den Aufnahmeraum, sitzt nur wenige Meter weg von den Musikern und erlebt jede Nuance hautnah.

Die wahre Begeisterung weckte aber eigentlich die Musik selbst. Ich muss dazu sagen, dass ich schon ein Faible für Weltmusik und zugleich Jazz habe. Und da war ich bei \"Deep Down\" genau richtig! Besonders der Gesang von Mola Sylla fasziniert mich, so oft ich auch diese Schallplatte höre (und das war mittlerweile schon sehr oft!): seine tiefe Stimme hat einen packenden Ausdruck, kann weich und einfühlsam, aber auch enervieren klingen.

Wenn Bilder entstehen

Ein sehr schönes Beispiel, dass ich auch immer wieder gerne vorspiele, ist \"Hemisacraal\". Bedächtig klingt das Piano, mit dezenten Perkussions begleitet, Sylla beginnt mit fast rezitativem Gesang und im Hintergrund hören wir noch die Stimme von Ernst Reijseger. Diese getragene Melodie ließ bei mir Bilder vor den Augen entstehen, die unmittelbar durch die Musik anregt wurden: man sitzt irgendwo in Afrika auf der Veranda einer Farm, die Sonne geht am blutroter Himmel allmählich unter, der Blick schweift in die Ferne, wo sich eine Herde Giraffe wie in Zeitlupe bewegt - ein malerischer Anblick.

Immer wieder vereinen sich bei dieser Platte afrikanische Folklore mit jazzigen und zuweilen sogar klassisch anmutenden Arrangements, kein Stück klingt wie das andere und doch wirkt die LP wie aus einem Guss. Für mich verfliegt die Zeit viel zu schnell, von dieser Art Musik kann ich gar nicht genug haben.

Hier gibt es die Vinyl noch zu kaufen.

 

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