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17
Aug 2016
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- Geschrieben von Manfred Krug
Review: Don Friedman - Remembering Attila Zoller (180g Vinyl)
Die Begegnung Jazz und Kunst geht in die 16. Runde und macht uns Vinyl-Freunden deutlich, dass sich Qualität immer wieder durchsetzt. Die famose Edition Longplay - ein Beispiel der seltenen Gattung von Vinyl-only-Plattenlabels - hat im Juni 2016 in New York ein Konzert von Don Friedman mitgeschnitten und nun als 180g LP veröffentlicht. Erfahre hier in der Rezension, warum Friedmans letzte Aufnahme auch musikalisch eine Besonderheit ist.
Don Friedman - Remembering Attila Zoller / Live At Kitano (LP, 180g Vinyl)
Am 16. Juni 2016 starb Don Friedman im Alter von 81 Jahren - kurz nach dem Konzert im New Yorker Club Kitano. Der Krebs besiegte einen Musiker, der bis zuletzt seiner Leidenschaft nachging: dem Piano-Jazz mit all seinen Schattierungen.
Zu seinen Stationen zählten Auftritte mit Chet Baker, Buddy Collette, Shorty Rogers, Ornette Coleman und im Jahre 1956 eine Tournee mit Buddy DeFranco, danach die Zusammenarbeit mit Jazzern wie Scott LaFaro, Booker Little, Pepper Adams, Jimmy Giuffre, Charles Lloyd, Chuck Wayne, Herbie Mann und Dave Pike. 1964 nahm Don Friedman dann eine Platte mit Attila Zoller auf. Nun, 52 Jahre später, erleben wir eine Hommage an den legendären Gitarristen Zoller - mit seinem Schüler Peter Bernstein. Dieser amerikanische Musiker gehört mittlerweile zu den gefragtesten Jazz-Gitarristen in den USA, unter anderem spielte er mit Diana Krall, Joshua Redman, Lou Donaldson, Roy Hargrove und Lee Konitz.
Die Live-Aufnahme im Kitano
2012 entstand die Lounge Bar und zugleich Jazz Club im Hotel Kitano in New York City. Und wie es sich für einen schicken Rahmen gehört, treten dort Jazz-Musiker auf, die im Schmelztiegel dieser Metropole Anerkennung finden. So fand natürlich auch der Piano-Veteran Don Friedman mit seinen Bassisten Harvie S, dem Schlagzeuger Klemens Marktl und natürlich Gitarrist Peter Bernstein den Weg in diesen Jazz Club in der 66 Park Avenue.
Sie profitieren von der intimen Atmosphäre, bei der Musiker und Publikum engen Kontakt haben, das Geschehen zu einem interaktiven Miteinander gerät. Erstaunlicherweise sind die Zuhörer bei dieser Schallplatte eher selten zu hören, dann aber hört man deren Begeisterung. Jimmy Katz, der die Aufnahme leitete, rückte die Mikrofone näher an die Instrumente, so dass weniger Rauminformation und somit auch weniger vom Publikum zu hören ist. Nach meiner Vermutung hatten die vielen, großflächigen Spiegel im Raum großen Einfluss darauf, dass Jimmy Katz diesen Weg wählen musste. Dafür erleben wir Vinyl-Fans die sehr unmittelbaren Klang-Charakteristik der Instrumente und somit eine feine Brillanz dieser Einspielung.
Das musikalische Geschehen
Don Friedman ist ein Pianist der alten Garde und das hört man. Und man wundert sich einmal mehr, wie ein 81-Jähriger diese Vitalität an den Tag legt, die einem Jungen zugute stünde! „Remembering Attila Zoller" ist nicht nur eine Hommage an den berühmten Gitarristen, sondern auch an die Zeit der späten 50er und der 60er Jahre, als der Jazz immer wieder neue Facetten zeigte. Dieser Live-Mitschnitt ist ein Zeugnis dieses Wandels: feine Bop-Melodien werden mit modernen Elementen aufgefrischt, kontrastierende Phrasen mischen sich in flüssige Akkorde. Dank der erstklassigen Aufnahme-Qualität nehmen wir auch viele Nuancen wahr, die dieses Quartett in die vier Stücke einbaute, von denen natürlich drei Kompositionen von Attila Zoller stammen. Jedes der Tracks ist knapp 10 Minuten oder länger, sie sind spannungsreich aufgebaut - gleich ob in der Ballade oder im quirligen Diskurs.
Erstaunlicherweise ist keiner der Vier vordergründig zu hören, das Zusammenspiel ist homogen, trotz der zutage tretenden Soli. Trotzdem möchte ich neben dem unglaublich agierenden Friedman insbesondere Peter Bernstein erwähnen, der hier sein großes Talent unter Beweis stellt. Man darf an dieser Stelle ruhig Schallplatten von Größen wie Wes Montgomery, George Benson, Joe Pass oder Barney Kessel aus dem Plattenschrank holen und mit Peter Bernstein vergleichen!
Rainer Haarmann hat mit dieser LP-Einspielung viel Gespür bewiesen und dieses nicht im traurigen Sinne, da es die letzte Aufnahme von Don Friedman sein sollte. Vielmehr wusste oder ahnte er, dass an jenem Abend ein Quartett auf der Bühne stand, welches erstklassigen Jazz der alten Schule zu bieten hatte. Wie vital und lebendig diese vier Stücke von „Remembering Attila Zoller" klingen sollten, das war sich Rainer erst nach dem Verlassen der Musiker unter großem Beifall im Kitano bewusst. Nun dürfen sich weniger als 500 Jazz-Fans auf diese Vinyl-Platte freuen, denn eine dreht bereits auf meinem Plattenteller die Runden - immer wieder!
Fakten
Erstveröffentlichung: 2016
Label: Edition Longplay
Bestell-Nummer: EL16
Pressung: Celebrate Records GmbH
Inhalt: 1 LP / 180g Vinyl, Klappcover mit Beiblatt und Download-Code.
Besonderheit: Auf 500 Stück limitiert. Cover-Gestaltung Kerstin Kartscher.
Besetzung
Don Friedman - piano
Peter Bernstein - guitar
Harvie S - bass
Klemens Marktl - drums
Live-Aufnahmen am 8. und 9. April 2016 im Club Kitano in New York.
Trackliste
Seite 1
1. Israel 10:10
2. Meant To Be 9:30
Seite 2
3. Hungarian Rhapsody 11:19
4. When It's Time 10:00
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