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Das Hidden Jazz Quartett im Studio | Foto: Irène Zandel

Du willst coole und groovige NuJazz-Sounds? Dann hör dir das Debüt-Album „Raw And Cooked" des deutschen Ensemble Hidden Jazz Quartett an! Wie cool diese Band nicht nur für Jazz-Fans, sondern auch internationalen Künstlern ist, verrät der Blick auf die Gästeliste - zu hören sind Omar, Greg Blackman, Anthony Joseph, Bajka und Tim Hollingsworth! Eine Schallplatten- Rezension/Review von Vinyl-Fans.de.

 

Hidden Jazz Quartett - Raw And Cooked (2 LP, Vinyl)

cumberlandFreitag Abend. In der Calamari Moon Suite - einer angesagten Bar in Hannover - steppt der Bär. Jazzige Klänge und coole Beats tönen aus den Lautsprechern, das Feeling ist großartig. Das war die Keimzelle für eine Band, die nun anno 2016 ihr Longplay Debüt veröffentlicht. Die Cumberlandsche Galerie, die zwischen 1883 und 1886 als Erweiterung des Museums für Wissenschaft und Kunst gebaut wurde, bietet den attraktiven Rahmen für ein Publikum, welches tanzbare Grooves und hippe Sounds zu schätzen weiß. Genau damit kommt das Hidden Jazz Quartett und liegt genau richtig.
Wer nun an Partystimmung denkt, liegt nicht ganz richtig, aber auch nicht falsch. Zumindest empfehle ich erstmal Seite 4 der Doppel-LP aufzulegen. Sie bietet zwei Remixe und eine Instrumentalversion, insbesondere ragt hier ein Stück heraus, das es auch als Video zu bewundern gibt: „Luvlite" mit der großartigen Sängerin Bajka im Jon Kennedy Remix - very sexy!

Danach ist man vorbereitet für den eigentlichen Teil des Albums, die Seiten 1 bis 3. Sie eröffnen den tieferen Einblick in das musikalische Œuvre des Hidden Jazz Quartett, welches ein Kaleidoskop verschiedener Elemente zwischen Jazz und Soul darstellt.

 

Die Band & ihre Gäste

Das Hidden Jazz Quartett ist ein Ensemble. Es besteht aus gestandenen Männern, die ihr Handwerk verstehen. Das Saxofon von Stephan Abel steht naturgemäß oft im Vordergrund, klangbestimmende Instrumente sind hier aber auch die Gitarre von Ulle Rode und die Hammondorgel, bedient von Lutz Krajenski. Das Rhythmus-Duo Olaf Casimir (Bass) und Maze Meusel (Schlagzeug) aber braucht sich nicht zu verstecken, es sorgt für den wahren Beat dieser Schallplatte. Ups, das sind aber nun fünf Jungs, wieso also Quartett? Nun, Ulle Rode (spielte u.a. für BAP, Cassandra Steen, Konstantin Wecker, Roger Cicero und Rosenstolz) stieß zur Quartett-Besetzung dazu, um an diesem Projekt mitzuwirken.
Er ist aber nicht der einzige Gastmusiker, eine Reihe prominenter SängerInnen fanden ebenso den Weg ins Studio, um mit HJQ ein großartiges Album einzuspielen. Den Anfang macht Omar, der „Father of British Neo Soul" (Allmusic), gefolgt von dem smoothen Greg Blackman, dem legendären Soul-Poeten Anthony Joseph, der verführerischen Bajka und einem Tim Hollingsworth, der mit seiner bassigen Stimme manches Frauenherz erweicht.

Hidden Jazz Quartett-Raw And Cooked VinylRaw And Cooked" ist ein grooviges Jazz-Album geworden - tanzbar (u.a. „His Footlocker"Tap On The Backdoor") und klassisch im 60er Jahre-Jazz verwurzelt. Und es bietet immer wieder klasse Überraschungen. Eine davon ist „Kimberley Hotel", geprägt von den Spoken Words Lyrics von Anthony Joseph. Im einen lässigen Beat der Rhythmusgruppe kommt das Keyboard von Lutz Krajenski zum Einsatz und erinnert dabei an Herbie Hancock, das Saxofon ist hier etwas im Hintergrund agierend.
Die nächste Überraschung: „Wälzer"! Ein Akkordeon-Intro eröffnet das Tango-Feeling, das schließlich das Tenorsaxofon von Stephan Abel in den Mittelpunkt rückt. Nicht nur wegen des einsetzenden Drum-Set erinnert mich diese Nummer auch an „Hatari" von Henry Mancini. Eine kurze, aber knackige Nummer, klasse!
Ein weiterer Höhepunkt für mich: „Nardis"! Ein ultracooler Reggae mixt sich hier mit einem berühmten Klassiker, der Komposition von Miles Davis, die hier eine aufregende Interpretation erfährt.
Und wer bis dahin noch nicht genug gestaunt hat, darf sich mit der Ballade „Lush Life" ein gutes Late-Night-Feeling holen. Tim Hollingsworths beeindruckende Stimme vergisst man so schnell nicht!
Vergessen zu erwähnen sollte man ganz sicher nicht die drei Versionen von „Luvlite", welches es als feine NuJazz-Nummer, im oben erwähnten Remix und als Instrumental gibt.

Nun, damit wäre „Raw And Cooked" durch und ganz klar bei mir angekommen. Die 12 Stücke sind modern und doch mit der Tradition des Jazz verbunden. Das Hidden Jazz Quartett steht damit im Hier und Jetzt, schauen lässig auf die Geschichte des Jazz zurück und machen ihr eigenes Ding. Die beiden LPs machen Laune und eine gute Stimmung. Auch klanglich ist das gute Stück gelungen: Die Aufnahmen entstanden im Time Tools Studio in Hannover, für das Mastering und den Schnitt ist Hans-Jörg Mauksch von Pauler Acoustics verantwortlich, die ca. 150g schwere Pressung ist sehr ordentlich gefertigt.

 

 

Fakten

Label: Agogo Records
Bestell-Nummer: AR 067 VL
Inhalt: 150g Doppel-Vinyl, Klappcover, inklusive Bonus-CD

 

Besetzung

Stephan Abel - saxophones
Ulle Rode - guitar
Lutz Krajenski - hammond & keys
Olaf Casimir - bass
Maze Meusel - drums

Christian Decker / Ralf Zitzmann - production

 

Trackliste

Seite 1

1. High Heels feat. Omar
2. His Footlocker
3. Tap On The Backdoor feat. Greg Blackman

Seite 2

4. Kimberley Hotel feat. Anthony Joseph
5. Soulosophy feat. Bajka
6. Wälzer

Seite 3

7. Luvlite feat. Bajka
8. Nardis
9. Lush Life feat. Tim Hollingsworth

Seite 4

10. High Heels feat. Omar (Lack Of Afro Remix)
11. Luvlite feat. Bajka (Jon Kennedy Remix)
12. Luvlite (Instrumental Version)