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11
Jan 2016
- Hauptkategorie: Fan-Blog
- Kategorie: Fan - Rezensionen
- Geschrieben von Manfred Krug
Review: Maria Markesini feat. Klazz Brothers - Studio Konzert
Auch wenn man glaubt, alles zu kennen, so offenbaren sich in der weiten Welt der Vinyl-Schallplatten doch immer wieder Überraschungen auf. Eine solche ist Griechin Maria Markesini, von der es nun erstmals eine eigene LP gibt - und was für eine! Lest hier in meiner Rezension, warum diese Sängerin bei mir so eingeschlagen hat und warum die AAA-Produktion aus den Bauer Studios so begeistert. Eine Review bei Vinyl-Fans.de.
Maria Markesini feat. Klazz Brothers - Studio Konzert (180g Vinyl)
Ich finde es einfach wunderbar, immer wieder so schöne Erlebnisse mit Schallplatten zu haben, die einem neue Künstler präsentieren, von denen man zuvor als Vinyl-Fan noch nichts wusste - zumindest fast. Dabei sind Maria Markesini und insbesondere auch die Klazz Brothers durchaus schon mit CDs seit Jahren am Musikmarkt präsent.
Maria Markesini - ein großes Talent
Maria Markesini, geboren auf der Insel Kefalonia in Griechenland, lebt heute in den Niederlanden. Bereits sehr früh wurden ihre musikalischen Talente deutlich, im zarten Alter von fünf Jahren saß sie am Piano, wo andere Kinder mit den Puppen spielten. Am Athens Conservatory studierte sie dann klassisches Piano bei Popi Efstratiadi. Die Wege waren also vorgezeichnet und sie sollten Maria über verschiedene Stationen nach Belgien und Holland führen. In dieser Zeit entwickelte sich ihre zweite Passion: der Gesang! Hört man diese nun vorliegende Platte mit ihrem Studio Konzert in den Bauer Studios, so darf man feststellen, dass die Stimme von Maria Markesini zu den beeindruckendsten in Europa zählt.
Ihre Platten
Mit „The Mimis Plessas Songbook" begann die Diskografie im Jahre 2007, es folgten „Kosmo" (2009) und „Cinemapassionata" (2014). Diese Titel erschienen bislang nur auf CD, ausserdem gibt es noch einige CDs, auf denen Maria zu hören ist. Darunter auch der Sampler „Uncompressed World Vol. II" und dies ist die einzige Ausnahme zu obiger Information: denn „Uncompressed World Vol. II" ist seit Ende 2015 auf Vinyl erhältlich und man kann darauf auch einen Song mit Maria Markesini bewundern.
Klazz Brothers - Preisträger mit cleverer Idee
Das Trio Klazz Brothers besteht aus Kilian Forster (Kontrabass), Tobias Forster (Piano) und Tim Hahn (Schlagzeug). Ihre Idee mit dem Namen entstand aus dem Gedanken, Klassik und Jazz zu verbinden: Klazz war geboren. Eine bedeutende Stufe auf der Treppe ihres Weges nach oben, war wohl das Treffen mit den kubanischen Percussionisten Alexis Herrera Estevez (Timbales) und Elio Rodriguez Luis (Congas), mit denen sie fortan immer wieder zusammenspielten. Und dafür erhielten sie nicht nur Preise beim Echo Klassik in der Kategorie „Klassik-ohne-Grenzen" (2003 und 2006!), sondern wurden 2005 auch für den Grammy Award in der Kategorie „Best classical crossover album" nominiert.
In ihrer Diskografie finden sich mehrere CDs mit dieser musikalischen Verbindung (Classic Meets Cuba). Für das Studio Konzert am 3. Dezember 2014 in den Bauer Studio (Neuklang Label) hingegen widmeten sie sich stärker dem jazzigen Part ihrer künstlerischen Seite und damit wären wir auch schon beim musikalischen Inhalt dieser rein analog aufgenommenen LP.
Die Songs
Mich freut es besonders, dass Maria sowohl in englisch als auch in ihrer Heimatsprache singt. Obwohl ich bei den ersten Hörbeispielen - ohne die Biografie gelesen zu haben - an portugiesisch dachte (man möge mir meine sprachliche Unkenntnis verzeihen) und geglaubt hatte, sie sei brasilianischer Abstammung, so ist dies doch eine wunderbare Überraschung für mich gewesen. Denn Maria Markesini warme und volle, dabei klare Stimme fesselt einem von Beginn an.
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Mit „Never On Sunday" beginnt Maria standesgemäß. Dieser berühmte Song aus ihrer Heimat, bei uns besser bekannt als „Sonntags... nie!" aus der gleichnamigen Komödie aus dem Jahre 1960, stammt von Manos Hatzidakis, einem griechischen Komponisten. Maria singt dieses Stück sehr eindringlich, anfangs in ihrer Heimatsprache und nur in Begleitung von Bruno Böhmer Camacho am Klavier, ehe das Trio komplett einsetzt und der Gesang auf englisch wechselt.
Bei „I Agapi Mas" eröffnen Bruno am Klavier und Kilian Forster am schnurrenden Kontrabass eine ebenfalls alte Komposition aus griechischen Landen (Mimis Plessas). Maria Markesini und die Klazz Brothers haben daraus eine hinreissende Ballade gezaubert. Fans von Diana Krall oder Patricia Barber werden daran ihre Freude haben - der anschließende Applaus unterstreicht die Klasse dieser Nummer.
Das nächste Stück, das Klassikfreunden wohlgekannt ist: „Ode an die Freude", spielen Bruno und Kilian dann im Duett und dauert nur 2 Minuten - trotzdem: sehr gelungen!
Eine echte Gänsehaut-Nummer ist „Papa Can You Here Me" - hier zeigt sich die große Klasse dieser Sängerin, die Dynamik, Energie, Leidenschaft und Feingefühl auf faszinierende Weise vereint.
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Wie oft mag „Moonriver" wohl schon interpretiert worden sein, seit ihn Henry Mancini für den Film „Frühstück bei Tiffany" komponiert hat? Die an diesem Dezember Abend aufgenommene Version dürfte manchen überraschen: so gefühlvoll und hinreissend hat man dieses Stück lange nicht mehr gehört. Das Tempo ist stark gedrosselt, Tim Hahn lässt den Besen dezent über das Becken gleiten, der Bass schnurrt genüsslich - das ist Stoff für Connaisseure!
Nicht minder bekannt ist „Amazing Grace", zumal es eine weit ältere Melodie ist und weit in Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Tim sorgt mit einem konstantem Rhythmus für den Background, den Maria auf inbrünstige Weise hingebungsvoll auffüllt - standesgemäß in englisch gesungen.
Es folgen die beiden Eigenkompositionen dieser LP: die sinnlich-verträumte Ballade „Love Scene No. 1" stammt von Bruno Böhmer Camacho - begleitet wird er hier nur von Kilian Forster am Kontrabass. Zu guter Letzt: „Gee The Bee" stammt aus der Feder von Maria Markesini. Dieses bedächtig inszenierte Stück eignet sich prima, um dem Hörer sanft auf den Abschied vorzubereiten. Damit endet eine exzellente LP, die zurecht begeisterten Beifall im Publikum hervorrief.
Ein Klangerlebnis
So wünscht man sich eine Liveaufnahme! Wie bei allen Studio-Konzert-Mitschnitten ist auch diese LP wieder rein analog produziert, das heißt also, keine Bits stören den Fluss analoger Ströme. Im Ergebnis äussert sich dies mit einem warmen und vollen Klangbild, das dennoch extrem sauber und präzise wirkt. Die Balance zwischen der kräftigen Stimme und den Instrumenten ist schlicht perfekt. Wohl dem, der diese Platte auch noch mit feinem und trotzdem kraftvollen Röhren/Horn-Equipment erleben kann, dies dürfte wohl sehr nahe an einem realen Konzertabend sein. Dieser Tonträger jedenfalls ist die ideale Voraussetzung dafür!
Ein lustvoller, emotional aufwühlender Livemitschnitt in den Bauer Studios, der uns nicht nur eine großartige Sängerin und ein perfekt aufspielendes Jazz-Trio präsentiert, sondern auch großartige Interpretationen bekannter Melodien bietet.
Trackliste
Seite 1
1. Never On Sunday
2. I Agapi Mas
3. Ode an die Freude
4. Papa Can You Here Me
Seite 2
5. Moonriver
6. Amazing Grace
7. Love Scene No. 1
8. Gee The Bee
Die Besetzung
Maria Markesini - vocals
Bruno Böhmer Camacho - piano, fender rhodes
Kilian Forster - double bass
Tim Hahn - drums
Aufnahme 3. Dezember 2014 in den Bauer Studio, Ludwigsburg.
Technik
Rein analoges direct-to-2-track-recording:
Mikrofone: Audix D6, Neumann U 47/67, Shure SM57, AKG C 414/480/D112, Beyerdynamic M 88 N, Schoeps MK 5
Analogen Effektgeräte
Analoge AMS Neve VXS Konsole 60-Channel Patchbay
Studer A 820 Bandmaschine
Konzerte
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