Bewertung: 4 / 5

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Ich komm aus dem Staunen nicht mehr heraus! Ist das nun eine Blues-Scheibe oder doch eher Jazz? Dann hat sie etwas Psychedelisches und eigentlich ist sie doch auch rockig: „Hey Joe Opus Red Meat" ist das geniale Werk des amerikanischen Blues-Musikers Otis Taylor. Platte der Woche 6-2015 bei Vinyl-Fan.de - lest hier die Rezension. Leider ist die LP mittlerweile ausverkauft!

 

Otis Taylor - Hey Joe Opus Red Meat (2 LP, 45rpm, 180g Vinyl)

otis taylor-hey joe opus red meat vinyl7:38 Minuten dauert der erste Teil der „Hey Joe" Interpretation von Otis Taylor. Und schon hier tauchen Violine und Kornett auf, es verwischt die Erinnerungen an die berühmte Hendrix-Version. An dieser Stelle wird klar, dass der Mann aus Chicago keinen Aufwasch von „Hey Joe" Marke Jimi Hendrix versuchte, sondern etwas ganz Anderes im Sinn hatte. Und das war nicht so ganz sicher, bei den unzähligen Varianten dieser Komposition, deren Urheberschaft noch nicht einmal ganz geklärt ist, wie so oft bei berühmten Songs. Inhaltlich geht dabei um den eifersüchtigen Mann, der seine Frau wegen eines Liebhabers ermordet und dann in Mexiko untertaucht. Hört man Taylors Version genau, so hört man sowohl die Verzweiflung als auch die Entschlossenheit, die der Betrogene durchlebt.

Ein weiterer Höhepunkt ist das anschließende, instrumentelle „Sunday Morning" als spannende, psychedelische Rock-Nummer inszeniert. Das Duett zwischen Gitarre und Kornett gehört zu den Reizpunkten dieser LP. Dieser Song ist dreiteilig auf dem Album zu finden.

Seite 2 beginnt im Stile eines Muddy Waters, hier erleben wir den „klassischen" Otis Taylor. „Heart Is A Muscle Used To Play The Blues" ist schlicht instrumentiert - Gitarre, Bass, Schlagzeug und Taylors erotische Stimme - eine Gänsehaut-Nummer par excellence! Tja, und wir staunen weiter: der Folkblues „Red Meat" könnte gut auf eine Eric Bibb-LP passen, ein sehr schöner Track.

Auf Seite 3 leitet das Instrumental „They Wore Blue" elegant und wahrlich raffiniert den anschließenden zweiten Teil des „Hey Joe"-Tracks ein: Taylors Gitarren-Solo wird von dem sehnsüchtigen Klang des Kornetts abgelöst. Der nahtlose Übergang zum Titelsong ist sanft-groovig, von einer Orgel, Violine, Banjo, Akustikgitarre und Bass/Schlagzeug klasse instrumentiert. Hier hören wir auch Gastmusiker Langhorne Slim mit einem Gesangapart. Damit wären wir auch bei den beteiligten Musikern, von denen ich besonders den Super-Gitarristen Warren Haynes erwähnen möchte. Sein Solo in diesem Stück ist einmal mehr stark, er spielt auch bei den meisten anderen Songs mit.

Auch wenn die klangliche Seite dieser Doppel-LP ebenfalls beeindruckend ist, ein satter Bass und eine saubere räumliche Staffelung (DMM-Mastering) sorgt für audiophile Freuden, so ist hier doch die überragende musikalische Darbietung der eigentliche Star. Ich kann dieses Album wirklich nur jeden Musikfreund empfehlen, es hat das Zeug zu einem Meilenstein der Musikgeschichte!

 

Besetzung:

Otis Taylor - Gesang, Gitarre
Anne Harris - Violine
Todd Edmunds - Bass
Larry Thompson - Drums
Ron Miles - Cornet
Taylor Scott - Gitarre
Daniel Sproul - Gitarre
David Moore - Banjo, Piano
Steve Vidaic - Orgel
Gus Skinas - Moog Synthesizer

Gäste:

Warren Haynes - Gitarre
Bill Nershi - Akustik-Gitarre
Langhorne Slim - Gesang, Akustik-Gitarre

 

Trackliste:

Seite 1

1. Hey Joe
2. Sunday Morning

Seite 2

3. Heart Is A Muscle Used To Play The Blues
4. Red Meat
5. Peggy Lee

Seite 3

6. They Wore Blue
7. Hey Joe
8. Sunday Morning

Seite 4

9. Cold At Midnight
10. Sunday Morning