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Foto: Shamrockraver

Drei Schallplatten möchte ich euch diesen Monat Oktober 2024 noch empfehlen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch unbedingt einen Plattentipp wert sind. Pop, Jazz, Klassik - lasst euch überraschen. Hier die Kurz-Reviews dazu:

 

Vinyl-Neuheiten 10-2024 - Die Plattentipps in Kurz-Reviews

 

Mark Ambor - Rockwood (LP, 180g Vinyl)

Mark Ambor Rockwood Vinyl 2024

Ein gut aussehender junger Musiker, mit Dreitage-Bart und Löchern im T-Shirt kommt er auf dem Plattencover auffallend sympathisch rüber, einer wie du und ich? Nein, Mark Ambor ist ein Shooting-Star, die Single "Belong Together" hat die Top 40 der Billboard 200 erreicht, stand in 20 Ländern an der Spitze der Charts und wurde über 350 Millionen Mal gestreamt.

Diese schmissige und eingängige Nummer ist Teil eines Konzeptes, das zuvor Musiker wie Jack Johnson, Amos Lee oder John Mayer bereits höchst erfolgreich umgesetzt haben. Soll man den jungen US-Sänger deshalb gleich als Marketing-Objekt einer nach Umsätzen schielenden Plattenfirma abtun? Ich denke nicht. Denn eines ist beim Durchhören der Schallplatte deutlich: die Songs gehen sofort ins Ohr, sie strahlen eine positive Stimmung aus. Genau nach so etwas sehnen sich die Menschen - zurecht.

Mit seiner leicht heiseren, angenehm warmen Stimme vermittelt Mark Ambor das Gefühl, dass er es ernst meint. So erklärt er: "Ich möchte, dass dieses Album eine Art Zuflucht für die Leute ist. Ich möchte, dass sie sich gut fühlen, wenn sie diese Lieder hören". Wenn Musik das erreicht, kann sie eigentlich nur gut sein!
Klappcover mit bedruckter Innenhülle und Textbeiblatt, die Pressung ist sehr ordentlich.

Hundred Days Records / Virgin Music Group, Veröffentlichung 11. Oktober 2024


 

Avishai Cohen - Brightlight (LP, 180g Vinyl)

Avishai Cohen Brightlight Vinyl 2024

Sollte dich das Bass-Intro nicht emotional anmachen, dann ist eine Überprüfung der Hifi-Anlage dringend nötig. Denn das, was da aus den Lautsprechern kommt, ist schon sehr packend - erstmal klanglich, aber natürlich auch musikalisch. Denn Avishai Cohen ist nicht nur ein begnadeter Bassist, er verfügt auch über kompositorische Fähigkeiten, die überzeugen: variable und dabei reichlich komplexe Arrangements wirken erstaunlich melodisch, das passt.

Die LP "Brightlight" ist mit ihren elf Stücken extrem kurzweilig, man ist auf jeden nächsten Track gespannt. Instrumentell ist die Besetzung breit aufgestellt, neben der Rhythmusgruppe (zu der ein Piano gehört) sind auch Bläser (Saxofon, Trompete, Posaune) mit dabei. Immer wieder darf sich ein Solo-Instrument in den Vordergrund rücken, ohne dabei den Gesamtkontext der Melodie zu verlassen. Beeindruckend ist das vitale Spiel der Schlagzeugerin Roni Kaspi, hier zeigt sich die dynamisch gut ausbalancierte Aufnahme. Guy Moskovich hingegen fügt seine Piano-Klänge sehr feinfühlig und harmonisch ein, das ist sehr genussvoll inszeniert. Diese drei Musiker bilden quasi den Kern, in den sich die weiteren Musiker immer wieder raffiniert hinzugesellen.

Eine Höhepunkt ist der Gassenhauer "Summertime", bei dem wir Cohen auch mit Gesang erleben. Erweitert wird diese berühmte Nummer mit forschen Bläsern und klasse Piano-Einlage. Rhythmisch sehr stark, so wie eigentlich das gesamte Album - sehr empfehlenswert.

Naïve Records, Veröffentlichung 25. Oktober 2024


 

Bruce Liu - Tchaikovsky: The Seasons (LP, 180g Vinyl)

Bruce Liu The Seasons Vinyl 2024

Was treibt einen international gefragten Musiker wie Bruce Liu dazu, ein Klassik-Werk zu spielen, das einst von Tchaikovsky lediglich für Amateurpianisten komponiert wurde? Nun, seine technische Virtuosität musste der kanadisch-chinesische Pianist Bruce Liu hier nicht unter Beweis stellen. Die Herausforderung der zwölf Charakterstücke (eines für jeden Monat des Jahres) bestand für ihn darin, die intimen und poetischen Ansätze des Komponisten herauszustellen und die musikalischen Freiräume zu nutzen.

Die Jahreszeiten von Peter Tchaikovsky hört man auf Konzertbühnen selten, sie sind weit von der Popularität der "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi entfernt. Eine Ausnahme bildet "Barcarolle" (Juni), die in diversen Varianten mit Orchester oder alternativen Instrumentierung häufig als Zugabe präsentiert wird. Bruce Liu hingegen dürfte es schaffen, bei seinen Auftritten dafür zu sorgen, dass diesem 12-teiligen Werk für Solo-Piano künftig mehr Beachtung als bislang zukommt. Die Hingabe, jedem Monat einen ganz individuellen Charakter zu verleihen, ist unverkennbar und der besondere Reiz dieser Schallplatte. So etwa schließt der Zyklus mit seinen typisch russischen Motiven mit einem feierlichen Walzer in "Christmas" (Dezember) und hinterlässt den Hörer mit einem stillen Lächeln.

In den Linernotes von Jessica Duchen im Klappcover wurde es zurecht "Eine musikalische Atempause" genannt - zwischen all den Superlativen unserer heutigen Musikwelt ist "The Seasons" zweifellos eine wohltuende Alternative.

Deutsche Grammophon, Veröffentlichung 1. November 2024

 

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