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Foto: Katha Mau

Das ist die wohl schönste „Joni Mitchell“-LP, die nicht von Joni Mitchell stammt! Es sind neun Lieder, mit denen uns die österreichische Singer-Songwriterin und Jazzsängerin Veronika Morscher verzaubert. Dabei sollten die exzellenten MusikerInnen nicht vergessen werden, die hier mitgewirkt haben. Aber mehr dazu in der Rezension über diese wunderbare, rein analog produzierte Schallplatte.

 

Veronika Morscher - Blooming (LP, Vinyl)

Die LPs aus dem Hause LowSwing Records haben mittlerweile fast schon Kultcharakter, zumindest aber einen hervorragenden Ruf. Der Grund: alle LPs werden komplett analog aufgenommen, gemastert und ohne jegliche Computer-Manipulation ins Presswerk gebracht. Und mittlerweile hat sich LowSwing-Chef Guy Sternberg auf das normale Plattengewicht 140g festgelegt und beschreibt dies auch im Booklet, welches auch bei dieser LP beiliegt. Dies sind ideale Voraussetzungen dafür, dem Musikliebhaber eine Schallplatte zu geben, die einen ganz besonderen Musikgenuss ermöglicht. „Blooming“ ist aber noch mehr als das!

 

Wenn Musik aufblüht

Veronika Morscher Blooming Vinyl 2024Zunächst möchte ich auf die Band eingehen, die mit Veronika Morscher diese Platte eingespielt hat. Auch wenn das Musikmaterial auf „Blooming“ dazu geführt hat, dass vier MitspielerInnen eher einen begleitenden Part haben, so füllten sie dies perfekt aus. Kein Wunder auch, die Besetzung ist künstlerisch top: am Piano, Wurlitzer und Hammond Organ spielte kein geringerer als Kit Downes, dem Gewinner des BBC Jazz Award und British Jazz Award. Der Gitarrist Hanno Busch tourte u.a. mit der NDR Bigband feat. Bobby McFerrin und Peter Herbolzheimer, am Bass zupfte Lisa Hoppe, die für den Deutschen Jazzpreis nominiert wurde und am Schlagzeug saß Amir Bresler, der bereits auf so bedeutenden Bühnen wie Antibe, Malmo Festival, Nice Jazz Festival oder dem Django Rheinhardt Festival die Sticks wirbelte.

Nun zu Veronika Morscher. Warum ich eingangs vom Zaubern sprach, wird dem Hörer der LP sofort klar: hier singt eine Frau, deren Stimme ausgebildet ist (ab dem 14. Lebensjahr erhielt sie Gesangunterricht und studierte später Jazzgesang am Berklee College of Music) und sie damit ganz großartig umgehen kann. Mühelos jongliert sie durch die Tonlagen, versteht es, mit diesem Organ Achterbahn zu fahren. Ähnliches kenne ich von der ebenfalls zu Beginn erwähnten Joni Mitchell, wenngleich ich bei Veronika Morscher einen noch ausgereifteren, weil geschulten Gesang feststelle. Ein Quercheck zu der legendären und von mir geliebten LP „Chalk Mark In A Rain Storm“ von 1988 macht dies durchaus deutlich. Dass Veronika 2017 mit dem Kulturpreis des Landes Vorarlberg und 2019 mit dem Bonner Jazzpreis ausgezeichnet wurde, sei hier nur am Rande erwähnt.

Kit Dawnes Foto Katha MauBlooming“ („Blühend“) ist nach dem 2013er Debüt-Album „My Heart On A String“ ihr zweites Album mit eigenen Kompositionen. Wobei es mich etwas wundert, dass die Songtexte in dem sehr schön gemachten 8-seitigem Beiheft nicht abgedruckt wurden. Denn sie haben eine schöne Lyrik und folgen dem Charakter einer anspruchsvollen Songwriter-Platte. Immerhin werden die Songs von Veronika beschrieben, so etwa auch das Titellied „Blooming“. Die Inspiration dazu kam von einem Graffiti, welches sie in Nepal gesehen hat und diesen Text zeigte: „Eines Tages wirst du zurückblicken und sehen, dass du die ganze Zeit geblüht hast“. Dass sie erst später feststellte, das dies vom Musiker und Poeten Morgan Harper Nichols stammte, gehört wohl zu den Geschichten, die einem Künstler immer wieder begegnen.

Musikalisch bewegen sich die neun Stücke in einem jazzigen Umfeld, sind aber sehr melodisch ausgeprägt und allgemein dem klassischen Songwriter-Pop zuzuordnen. Der sanfte und zurückhaltende Charakter der Instrumentierung rückt den Gesang in den Mittelpunkt - völlig zurecht. Die Arrangements wirken auf mich sehr rund und fein abgestimmt. Man wird förmlich umgarnt von einem extrem wohlklingenden Zusammenspiel aller Komponenten - von den Instrumenten über die Stimme hin zu den Raumanteilen, die an zwei Tagen im Tritonus Tonstudio entstanden sind. Die hervorragende Aufnahmequalität lässt uns in den Aufnahmeraum hineinblicken, wobei die Fotos im Booklet durchaus dabei unterstützen.

37 Minuten Musik-Genuß!

Foto: Katha Mau

 

Fakten

Veröffentlichung: 7. Juni 2024
Label: LowSwing Records
Bestell-Nummer: LOSW011
Pressung: optimal media
Pressqualität*: 4-5
Inhalt: 140g Vinyl, 8-seitiges Booklet
Besonderheit: AAA-Produktion, limitierte Edition Plattencover handnummiert
Aufnahmen: September 2023 im Tritonus Tonstudio in Berlin
Lackschnitt: Sidney Clair Meyer in den Emil Berliner Studios

 

Besetzung

Veronika Morscher - Vocals
Hanno Busch - Electric & Acoustic Guitar
Kit Downes - Piano, Wurlitzer, Hammond Organ
Lisa Hoppe - Bass, Upright Bass
Amir Bresler - Drums

 

Trackliste

Seite 1

1. Flutter, Flutter, Breathe
2. Blooming
3. Is It What They Call Love
4. Art Of Loving
5. Follow The Line

Seite 2

6. Worth The Extra Thought
7. The Pedal Point Of Life
8. Addicted
9. Tangled Up In You

 

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt

 

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