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12
Jan 2023
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- Geschrieben von Manfred Krug
Review: Richard Bargel - Dead Slow Stampede (Vinyl)
Foto: Tobias Thiele aka Toni Wave
Man kann ihn ruhig als Urgestein der deutschen Rock- und Bluesmusik bezeichnen: Richard Bargel. Sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feierte der Kölner zu Beginn der Aufnahmen seiner neuen Platte „Dead Slow Stampede“ und zugleich auch gleich mal seinen 70. Geburtstag! Und dass dieses Werk eine gewisse Ausnahmestellung im aktuellen Musikbusiness darstellt, wird diese Rezension beleuchten.
Richard Bargel - Dead Slow Stampede (LP, Vinyl)
Seine Karriere ist vielschichtig und keineswegs auf die Musik begrenzt. Richard Bargel ist Schauspieler, wirkte bei Fernsehshows mit, schrieb Filmmusik und arbeitete als Regieassistent sowie Bühnenbildner. Für uns ist allerdings der Musiker Richard Bargel interessant und da steht der fast zwei Meter große Hüne mit der dunklen, rauchigen Stimme immer wieder im Blickpunkt der aufmerksamen Musikkritiker - so gewann er zweimal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik und war weitere zweimal auf deren Nominierungsliste. Dass er auch mit den Blues-Stars der internationalen Szene auf einer Bühne stand bzw. mit ihnen zusammenspielte, unterstreicht das Qualitätsniveau seiner bisherigen zehn LPs. Nummer Elf setzt da noch einen drauf und überrascht musikalisch!
Blues mal anders
Die Instrumentierung dieser Schallplatte ist nicht nur vielfältig, sondern macht auch deutlich, dass sich Bargel und seine Band nicht in eine Genre-Ecke drängen lassen wollen. Man könnte Blues sicherlich als Basis für die neun Songs ansehen, doch da gibt es jede Menge weitere stilistische Zutaten. Ein wichtiges und immer wiederkehrendes Element ist dabei das altmodische Mellotron, mit dessen Hilfe wie bei modernem Sampling Klänge anderer Instrumente über die Spur der sonstig gespielten Instrumente legt. So tauchen da Chöre und Streicher Orchestrierungen auf, wo man sie nicht erwarten würde. So etwa bereits beim ersten Stück „One Way Ticket“, das zugleich mit Mandoline und Akustikgitarre ein Stück weit Americana-Feeling verbreitet.
Überhaupt schielen so einige Tracks dieser Schallplatte über den großen Teich und das nicht nur wegen der ziemlich ursprünglich angesetzten Blueswurzeln. Besonders die Pedal Steel Guitar oder das Banjo sorgen immer wieder für Country-Stimmungen, „I Go Blue“ oder die Ballade „Heart Shine Girl“ sind da schöne Beispiele. Die geheimnisvolle Nummer „Grizzly Bear“ könnte gut in den Sümpfen von New Orleans entstanden sein und bei dem schwerfällig schleppenden Rhythmus in „Break The Chain“ könnte man sich gar unselige Sklaven vorstellen, die vor langer Zeit in die USA verschleppt wurden. Zum Abschluss des Albums scheint sich alles noch einmal kulminieren zu wollen: das beinahe filmisch inszeniertes Stück „Time For Mr. Blues“ zeigt, dass Richard Bargel und seine aktuelle Band Dead Slow Stampede (ja, sie gab der LP auch gleich mal den Titel) eine unkonventionelle Darstellung des Blues zelebriert haben.
Die Aufnahmen entstanden in den altehrwürdigen Maarwegstudios im Westen Kölns, mit uralten Equipment und Mikrofonen, mit Vintage-Instrumenten. Ganz in Sinne einer „Live“-Einspielung standen die Musiker gemeinsam im Studio und nahmen die Takes in einem Stück auf. Einer der neben Bargel wohl wichtigster Protagonist war Multiinstrumentalist und Produzent Fabio Nettekoven, der auch für die Arrangements zuständig war. Das bunte Bild der Musik und die Vielzahl der Instrumente sind sicher ein Gewinn, was sich meiner Ansicht nach aber auch ein wenig in ein etwas überladenes Klangbild niederschlägt, das sich zu wenig differenziert darstellt. Doch was solls, die Musik hat Klasse, macht Spaß und hat Qualitäten, die man heute nicht mehr oft findet.
Die LP gibt es als normale 140g LP mit schwarzem Vinyl und in einer Version in „translucent blue“, auf 100 Stück limitiert!
Fakten
Veröffentlichung 9. Dezember 2022
Label: Clementine Music
Bestell-Nummer: CMN-002
Pressung:
Pressqualität*: 3
Inhalt: 140g Vinyl
Besonderheit: (Papier-) Innenhülle bedruckt, Beiblatt mit Songtexten
Aufnahmen: Dezember 2021 im Maarwegstudio 2 in Köln
Besetzung
Richard Bargel - vocals, acoustic guitar, 12-string acoustic guitar, electric guitar, resonator guitar
Fabio Nettekoven - electric guitars, resonator guitar, pedal steel guitar, mandolin, banjo, cavaquinho, Mellotron M 400, Philicorda organ, Wurlitzer electric piano, castagnettes, tubular bells, backing vocals
Jo Didderen - upright & electric bass
Geert Roelofs - drums, percussion
Pete Coutts - choir
Nora Catharina van Rijn - choir, backing vocals
Tobias Thiele - backing vocals
Trackliste
Seite 1
1. One Way Ticket
2. Risk And Chances
3. I Go Blue
4. Break The Chain
5. Heart Shine Girl
Seite 2
6. Grizzly Bear
7. I Will Die For You
8. What A Fool I Am
9. Time For Mr. Blues
* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt
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