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26
Dez 2022
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- Kategorie: Fan - Rezensionen
- Geschrieben von Manfred Krug
Jazz Is Dead Vinyl Special 2022

Foto: Adrian Ali
Worin unterscheidet sich Jazz aus der USA zu dem europäischer Herkunft? Die Jazz Is Dead-Reihe gibt eine spannende Antwort: die zumeist jungen Musiker, die Ali Shaheed Muhammad und Adrian Younge hier präsentieren, atmen den Geist von Jazz-Genies wie John Coltrane, Eric Dolphy oder Archie Shepp. Da ist so manches tief mit den archaischen Wurzeln verbunden und doch so quicklebendig. Auch klanglich machen diese Schallplatten richtig Freude!
Jazz Is Dead Vinyl Special - Tradition trifft auf modernen US-Jazz
Foto: Adrian Ali
Wird Zeit, dass ich auf diese klasse Schallplatten-Reihe aufmerksam mache: Jazz Is Dead! Jeder Teil seit Nummer 2 ist einem Musiker gewidmet (Teil 1 war noch ein Sampler mit verschiedenen Künstlern, die man bei weiteren Ausgaben entdecken konnte). Die Initiatoren Ali Shaheed Muhammad und Adrian Younge haben eine ungewöhnliche und musikalisch sehr attraktive Plattenreihe ins Leben gerufen, die auch klanglich und gestaltungstechnisch herausragt. Younge, Produzent und Musiker aus L.A., spielt auf den LPs meist als Keyboarder oder Gitarrist und Muhammad kennen viele von A Tribe Called Quest.
Der rote Faden ist in den hier vorgestellten drei LPs gut zu erkennen: die Verbindung zu den großen Epochen des Jazz ist stets vorhanden und trotzdem weist jede Einspielung einen stets eigenen, auf die jeweiligen Musiker zugeschnittenen modernen Stil auf. Nur eines haben sie gemeinsam: höchst spannende Arrangements, die Lust auf mehr machen, die mal grooven und dann wieder klasse avantgardistische Züge haben. Als Jazz-Fan kann man sich darin verlieren - als Jazz-Neuling wiederum den Weg zu den vergangenen Jahrzehnten finden und trotzdem im Hier und Jetzt Spaß haben.
Die Schallplattencover kommen mit einem Schuber, dessen Schriftzug Jazz Is Dead ausgestanzt ist. Dieses Design hat jede LP und generiert einen unweigerlichen Sammlertrieb. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die legendären Impulse!-LPs, sowohl künstlerisch als auch klanglich und dem eben stets ähnlichen Gestaltungsprinzip der Plattencover. Die JID-Schallplatten klingen nicht typisch audiophil mit ultra hochauflösenden Klangbild, sondern wirken einfach unglaublich musikalisch und irgendwie natürlich. Kurzum: sie machen richtig Spaß - meine Top-Empfehlung!
Noch ein Hinweis: es gibt diese LPs teils als limitierte farbige Versionen, die meist recht schnell ausverkauft sind. Die hier vorgestellten LPs stammen von schwarzen Vinyl.
Katalyst, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Jazz Is Dead 13 (LP, 180g Vinyl)
„Jazz Is Dead 13“ beleuchtet die Jazz-Szene von Los Angeles, speziell richtet es den Blick auf das in Inglewood ansässige Katalyst Collective mit jungen Musikern. Der moderne, zeitgenössische Stil der 2014 gegründeten Formation atmet unüberhörbar die Gene vergangener Jazz-Generationen. Bandleader und Drummer Greg Paul und seine Mitstreiter sorgen dafür, dass die Black Music unüberhörbar im Mittelpunkt steht, aber auch Jazz-Funk Marke Roy Hargrove oder Lonnie Liston Smith durchschimmern. 70er Jahre sind hier omnipräsent und doch schaffen es die Jungs von Katalyst, dem Ganzen einen zeitlosen Faktor zu verpassen. Altmodische Keyboards und Synthesizer schaffen einen gewissen Vintage-Charakter, der sich trotzdem nicht lähmend über die sieben Songs stülpt, sondern wie Brückenpfeiler zu den vergangenen Jazzwelten fungiert. Ein grooviges und zugleich enervierendes, vitales Jazz-Erlebnis.
Jazz Is Dead, Bestellnummer: JID013
Henry Franklin, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Jazz Is Dead 14 (LP, 180g Vinyl)
Ein Jazzalbum, das ganz intensiv auf den Bassisten zugeschnitten ist, gibt es nicht so häufig. JID 14 rückt den Bass selbst in den quirligsten Passagen in den Mittelpunkt, grandios, wie Franklin da immer wieder die Saiten schnalzen lässt. Henry "The Skipper" Franklin ist rund doppelt so alt wie seine Mitspieler, was ihn wohl zur Führungsrolle prädestiniert. Seine Zeit mit so berühmten Musikern wie Gerry Mulligan, Woody Shaw, Donald Byrd und vor allem Roy Ayers und Hugh Masekela prägen irgendwie auch diese LP, was einen spannenden Diskurs zum modernen, zeitgenössischen Jazz offenbart. So geraten hier West Coast, Funk, afrikanische Rhythmen und Latin wild aufeinander - eine Flöte liegt im fröhlichen Wettstreit mit Saxofon, E-Gitarre, Perkussion und Hammondorgel. Dabei treibt Franklin seine Jungs derart dynamisch und emotional an, dass es nur so eine Freude ist. Lässig und gemächlich sind dagegen die Nummern „Cafe Negro“ und „A Song For Sigrid“, eine Art Verschnaufen zwischen den all den treibenden Songs dieser Platte.
Jazz Is Dead, Bestellnummer: JID014
Garrett Saracho, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad - Jazz Is Dead 15 (LP, 180g Vinyl)
In Teil 15 der JID-Reihe erleben wir einen Musiker, der den allermeisten Jazz-Fans unbekannt sein dürfte: Garrett Saracho. Seine einzige LP „En Medio“ erschien 1973 bei Impulse! Records und wurde jüngst zum RSD Black Friday wiederveröffentlicht. Zusammen mit Adrian Younge, Ali Shaheed Muhammad und vielen weiteren Musikern hat der Pianist Saracho eine neue LP eingespielt, die mit einer spannenden Mischung aufwartet: Latin, Soul, Funk und Psychedelic Jazz mischen sich zu einem heißen Gebräu. Die rhythmischen und stilistischen Wendungen sind eines der herausragenden Merkmale dieser Platte, bei der das Piano mit den Perkussion und dem Schlagzeug, mit den Bläsern und Flöten einen aufregenden Wettstreit eingeht. Wurde sein 73er Debütalbum ein Opfer der damaligen Ölkrise, so blüht sein musikalisches Genie im Rahmen der JID-Reihe um so bunter und intensiver auf. Die Anerkennung einer neuen Jazz-Generation dürfte ihm sicher sein.
Jazz Is Dead, Bestellnummer: JID015
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