Der deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte

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Der Schallplattenladen 33 1/3 in Duisburg

Endlich wird der Ort gewürdigt, der so viel mehr ist als ein Konsumtempel, in den man etwas einkaufen kann.
Und so kommt es nun zum ersten Mal: der deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte wird am 1. Dezember 2024 in Köln verliehen! Hier die Infos dazu:

EMIL 2024 - Der 1. deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte

Der Name EMIL ist natürlich bewusst gewählt worden - eine Reminiszenz an Emil Berliner, der einst mit seinen Erfindungen der Musikwelt den Tonträger Schallplatte geschenkt hat. Über Jahrzehnte konnte man Platten nur in Fachgeschäften kaufen, ehe das Internet kam und alles veränderte. Um so wichtiger scheint es, dass heute eine Initiative geschaffen wurde, die einer bedeutenden Kultureinrichtung neue Impulse geben könnte.

So kommt im Dezember 2024 zum ersten Mal ein Einreichungspreis, der in der Folge jährlich an unterschiedlichen Orten vergeben wird: EMIL.

Realisiert wird er vom Verband unabhängiger MusikunternehmerInnen (VUT) in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Am 1. Dezember 2024 findet in Köln die Preisverleihung statt. Eine neun-köpfige Jury aus Experten und Expertinnen der Musikbranche hat dafür im Vorfeld aus den Bewerbern die Kandidaten ausgewählt. Insgesamt 16 Schallplattenfachgeschäfte werden in vier Kategorien ausgezeichnet und dürfen sich nebenbei auf attraktive Preise freuen.

Die vier Preis-Kategorien von EMIL

1. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Neugründung (mit 1x 25.000 EUR dotiert)
2. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – Innovation (mit 1x 25.000 EUR dotiert)
3. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft – strukturschwache Region (mit 1x 25.000 EUR dotiert)
4. Bestes Schallplattenfachgeschäft (mit 10x 15.000 EUR dotiert)

Warum Plattenläden so wichtig sind

In Regalen mit tausenden Schallplatten wühlen, die Plattencover betrachten, den Geruch wahrnehmen, die Interaktion mit anderen Musikliebhabern, das Fachsimpeln mit den Verkäufern und schließlich das Reinhören in die neuen LPs - all das bietet nur der Schallplattenladen! Kein noch so guter Online-Shop bietet nur annähernd das Gesamterlebnis in einem solchen Fachgeschäft.

Ein gewichtiges Argument höre ich immer von LP-Käufern, die nur im Internet bestellen: der nächste Plattenladen ist zu weit entfernt und man findet dort nicht immer das, was man möchte. Es greift also das Henne-Ei-Prinzip: je weniger Plattenläden existieren, um so mehr kaufen ihre Schallplatten online und je mehr das tun, desto weniger Läden können überleben.

Natürlich gibt es Großstädte, in denen man mitunter eine ganze Reihe an Shops vorfindet, doch auf dem Land sieht es da meist ziemlich mau aus. Ob hier eine neu ins Leben gerufene Preisverleihung etwas ändern kann? Letztendlich entscheiden ausschließlich wirtschaftliche Gründe. Doch vielleicht könnte zumindest das Augenmerk der Käuferschaft, die in Deutschland immens groß ist, in eine neue (alte!) Richtung gelenkt werden.

Immerhin: Inhabergeführte Plattenläden tragen gerade als wichtige soziale und gesellschaftliche Orte wesentlich zum Erhalt einer vielfältigen Musikkultur in Deutschland bei, gerade auch im ländlichen Raum. Immer wieder berichten Vinyl-Fans, dass sie wegen einer bestimmten Platte in einen Laden gingen und mit einer ganzen Reihe ganz anderer Scheiben wieder rausgingen - allesamt Plattentipps des Verkäufers und zufällige Funde, die man etwa online so nie gemacht hätte!

Foto: Andreas Carl

Und so ganz nebenbei sind Plattenläden auch ein Absatzmarkt für Musiker und Bands, die als Newcomer erst Fuß fassen müssen und nicht selten in Plattenläden ihre ersten Gigs starten. Livemusik beim Stöbern in den Plattenregalen - Entdecken unbekannter Musik, vieles spricht für den Besuch im stationären Laden. Im Foto oben: ein Live-Gig bei Mono-Ton in Nürnberg.

Empfehlenswert: die Unterseiten der Jury-Mitglieder, u.a. mit den MusikerInnen Oyémi Noize und DIE P! Dort kannst du die sehr lesenswerten Interviews mit ihnen lesen, meistens mit deren Bezug zur Vinyl Schallplatte.

Update 1. Dezember 2024 - Die Preisträger 2024

Foto: VUT, Christian Rothe

1. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Neugründung: Plattenladen - Freiburg

2. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Innovation: VARY - Leipzig

3. Herausragendes Schallplattenfachgeschäft - Strukturschwache Region: Fatplastics - Jena

4. Bestes Schallplattenfachgeschäft:

• Bebop Schallplatten, Rosenheim
• Drop Out Records, Dresden
• Echt Optimal, München
• Groove City Recordstore, Hamburg
• Kontor Records, Kyritz
• Sound Metaphors, Berlin
• Studio Illegale, Bremen
• Underdog Records, Köln
• Underworld Recordstore, Chemnitz
• Vinylnerds, Übersee

Zusätzlich gab es noch ein undotiertes Gütesiegel als "Bestes Schallplattenfachgeschäft" an Coretex Records in Berlin, dessen Jahresumsatz in den vergangenen drei Jahren im Schnitt über einer Million Euro lag.