Neueste Beiträge
Neu im Blog
-
28
Jan 2024
- Kategorie: Fan-Blog
- Geschrieben von Manfred Krug
Die neue Dimension des Platten-Bügeln - FLAT.DUO
Schallplatten bügeln? Wer das noch als Joke betrachtet, dürfte wohl nicht in der Analog-Szene zuhause sein. Längst gibt es jede Menge DIY zu diesem Thema, mit wechselndem Erfolg. Wer es besser machen wollte, hat die LPs zum Fachhändler gebracht, der die Vinyl begradigen kann. Und wer es sich leisten kann, hat sich einen Plattenbügler gekauft. Nun gibt es ein neues Gerät vom bekannten deutschen Hersteller AFI aus Ludwigsburg, das nicht nur günstiger als der bisherige Flattener, sondern auch einige weitere Vorzüge aufweist. Hier der Testbericht dazu.
Der neue Schallplatten-Bügler FLAT.DUO von AFI im Test
Schallplatten-Bügler oder auch Record Flattener gibt es schon lange und mindestens genauso lange auch die Do-It-Yourself-Methoden. Wie auch immer der Weg zur planen LP führt, das notwendige Ergebnis ist für ernsthafte Schallplatten-Hörer wichtig: eine plane Vinylscheibe sieht nicht nur besser aus, sondern schont die Nadel UND die Schallplatte!
An dieser Stelle möchte ich aber nicht auf die grundsätzliche Thematik des Schallplatten begradigen eingehen, sondern ein neues Gerät vorstellen, das die professionelle Bearbeitung verwellter Schallplatten in gewisser Weise auf ein neues Niveau anhebt. Mehr dazu gleich im Detail.
Zuvor noch kurz ein Wort zur Firma AFI (Audio Fidelity Improvement). Der Entwickler des Plattenbügler FLAT. hatte 2016 das erste Gerät präsentiert und damit allen Leuten ein Gerät in die Hand gegeben, das zuverlässig LPs bügeln kann. Auch wenn es zuvor schon diverse andere Geräte gab, so hatte man mit dem FLAT. eine zusätzliche Funktionen, die kein anderer Bügler bieten konnte/kann. Acht Jahre später folgt nun der FLAT.DUO, der wieder einige Innovationen bietet. Ein Prototyp davon wurde auf der High End 2023 vorgestellt und mir liegt nun ein Gerät vor, das im Wesentlichen dem Serienmodell entspricht.
Also nun los - hier ist er:
Schallplatten-Bügler FLAT.DUO
Bei dem FLAT.DUO handelt es sich um eine Neuentwicklung, die nur teils auf die Technik des Vorgängermodells zurückgreift. Schon optisch unterscheiden sich beide Geräte erheblich: bestand das 2016er Modell aus zwei Glasplatten plus Elektronik und Netzgerät, so besteht der FLAT.DUO aus einem gänzlich anderen Gehäusematerial - einem so genannten EPP (Expandiertes Polypropylen). Erst mit diesem geschäumten Kunststoff war es letztendlich möglich, die Ideen des Entwicklers umzusetzen.
In der Vorab-Bedienungsanleitung werden die u.a. folgende Vorzüge dieses Materials beschrieben:
- „Dank der sehr hohen Wärmeisolierung wird weniger Energie verbraucht“. Dem darf ich hinzufügen, EPP-Boxen werden aus genau diesem Grund z.B. als Thermobox beim Speisentransport genutzt.
- „Das Gehäuse ist 100% recyclingfähig und absolut Schadstoff-frei“. Info dazu: es ist frei von FCKW, anderen Treibgasen und Schadstoffen, es lässt sich beliebig einschmelzen und wiederverwerten.
- „Trotz der Zusammensetzung aus 92% Luft und nur 8% Polypropylen zeichnet sich das Material durch eine hohe Festigkeit aus“. Auch aus diesem Grund wird EPP im Fahrzeugbau verwendet, auch wegen seines extrem niedrigen Gewichtes.
- „Die Herstellung erfolgt Verschnitt-frei und energiesparend, da keine spanende Fertigung notwendig ist“. Ich meine dazu: heutzutage sind solche Ansätze wichtiger denn je.
Meine Anmerkung zu dem Material:
Im Laufe der Zeit, seitdem der FLAT.DUO bei mir im Einsatz ist, sind mir einige Dinge aufgefallen.
Auch wenn ich kein Fan solcher Kunststoffmaterialien bin, zeigt sich das EPP robust und doch gleichzeitig schonend im Kontakt mit den empfindlichen Schallplatten. Auch wenn man bei unvorsichtigem Handling mit der LP an eine der Kanten streift, hat man nicht gleich eine Schramme verursacht.
Was mich jedoch stört, ist die Vertiefung, wohin man die LPs legt, das Entfernen von Fusseln und Staub gestaltet sich etwas schwierig.
Und tatsächlich ist das Gerät extrem leicht, ohne dem Netzteil wiegt es weniger als 3 Kilo!
Die Neuerungen des FLAT.DUO
Neben dem Gehäusematerial sind es drei wesentliche Punkte, welche dieser neue AFI Bügler zu bieten hat:
1. Es können zwei LPs gleichzeitig bearbeitet werden!
2. Der Bügler-Vorgang ist je nach gewähltem Programm sehr viel schneller fertig als bisher.
3. Als erster (mir bekannter) Plattenbügler kann der FLAT.DUO auch Schellack-Platten begradigen.
Hinzu kommen diverse Einstellmöglichkeiten, welche die Bearbeitung noch individueller gestalten kann als alle anderen Geräte am Markt. Neben den bisher vom Modell 1 bekannten Programmen „Standard“ und „Relax“ (darauf komme ich gleich noch zu sprechen) kommt eben auch „Schellack“ hinzu. Und schließlich das vermutlich wichtigste ist das nun „Individuell“ genannte Programm, das sich ergibt, wenn man einen der Parameter „Zieltemperatur“ oder „Haltezeit“ ändert. Ausserdem kann man die Temperaturanzeige (Celsius/Fahrenheit), den Kontrast des Display, den Signalton aus-/einschalten und sogar den Ventilator-Betrieb verändern (ausschalten, halbe oder volle Kraft). Letzteres, also der Ventilator, ist ein nicht ganz unwichtiger Bestandteil, denn damit wird die Dauer des Begradigen deutlich beeinflusst.
Und so nebenbei: der Verbrauch des FLAT.DUO ist extrem niedrig und liegt laut Angaben bei nur 25W!
Die Bestandteile des FLAT.DUO
Wie beschrieben besteht das Gehäuse des Gerätes aus dem EPP-Material, das im Inneren die Elektronik und die Heizelemente beherbergt. Vorne befindet sich das Display, das im Unterschied zum FLAT 1 nicht mit einem Magnetstift, sondern mit den Fingern bedient wird, da es als Touchdisplay ausgelegt ist. Das transflektive Anzeige-Element sorgt dafür, dass man das Display auch bei heller Umgebung gut lesen kann.
Klappt man den Deckel auf, so findet man darin weitere Besonderheiten des FLAT.DUO: zum Einen zwei Aluscheiben, welche auf die LPs gelegt werden und zum Anderen eine Klemme, die ich sehr gut beurteile. Denn sie hat eine Drehmoment-Einstellung, d.h. legt man die LPs mit den Aluscheiben ein, dreht man diese Klemme auf den Aufnahmedorn und hört dann ein Knacken, dann ist der genau definierte Anpressdruck erreicht - clever und sicher gelöst! Zwischen der obersten Aluscheibe und dieser Klemme ist noch eine Beilagescheibe, die das Verkratzen der Dekorfolie verhindern soll.
Lediglich bei Schellack muss man unbedingt auf die Klemme verzichten, da die empfindlichen Platten sonst brechen können.
Die Alu-Scheiben bzw. dem im Gerät festverbauten Pendant haben Vertiefungen im Bereich des Plattenlabel und für die Wulst der Einlaufrille einer 7-Zoll-Single.
Ansonsten gibt natürlich ein separates Netzteil und an der Unterseite des Gerätes einen Schalter zum Ein-/Ausschalten.
Die Bedienung des FLAT.DUO
Grundsätzlich:
Begradigt werden können Vinyl LPs (12“) und Singles (7“, eingeschränkt auch 10“!) sowie Schellackplatten. Bei Vinyl können dank der zwei Aluscheiben auch zwei Platten gleichzeitig behandelt werden. Aufgrund meiner bisherigen Tests empfehle ich jedoch nur gleichartige LPs mit weitgehend ähnlichem Verwellungsgrad zusammen zu bügeln - z.B. die Doppel-LP eines Albums. Sollte man LPs mit sehr starker Welle (mehr als ca. 2mm - genau messen!) haben, würde ich auch immer nur diese eine LP und keine weitere einlegen.
Also dann los: Deckel auf, die beiden Aluscheiben mit der Klemme herausnehmen, eine LP (bei zwei LPs noch die Zwischen-Aluscheibe) einlegen, die Beilagescheibe und zum Schluss das Ganze mit der Klemme festziehen. Was ist bei diesen Vorgang unbedingt noch empfehle: die LPs müssen natürlich vorher gereinigt werden und damit meine ich kein DIY-Putzen mit dem Küchentuch! Ausserdem noch die Aluscheiben abwischen. Staub ist an dieser Stelle keine gute Sache. Im Übrigen sind in diesen Scheiben Aussparungen vorhanden, damit sowohl die Wulst am Rand einer Platte als auch das Innenlabel Platz haben und der wichtige Bereich der Rille perfekten Kontakt bekommt - also die Wärme optimal übertragen wird.
So, nun Deckel zu, am Display die gewünschte Bügel-Methode und sonstige Einstellungen vornehmen und schon gehts los. Auf die Menü-Führung möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen, da gegenüber meinem Modell eventuell noch Änderungen möglich sein könnten. Ich finde das Menü bei diesem Stand teils unlogisch und umständlich, eine intuitive Bedienung geht meiner Ansicht nach anders. Allerdings erklärt es die Bedienungsanleitung ausführlich und vermutlich wird man schnell damit klar kommen.
Die Ergebnisse des Begradigen mit dem FLAT.DUO
Um es kurz zu machen: die Ergebnisse sind vergleichbar mit dem FLAT 1 und somit top! Nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass es deutlich schneller funktioniert und dank der Möglichkeiten, zwei LPs gleichzeitig zu bearbeiten, ohnehin mit Tempovorteil.
Die grundsätzliche Einschränkung liegt bei den LPs selbst. Nach vielen Jahren mit dem Begradigen von LPs stellten sich folgende „Problemfälle“ heraus, die eine individuelle Behandlung benötigen. Da wären einmal insbesondere US-LPs zu erwähnen, die generell mit etwas niedrigerer Temperatur gebügelt werden müssen, ansonsten sind sie Schrott. Dann wären da noch ältere LPs, die eine Welle mitunter schon 20 oder 30 Jahre haben - solche Platten benötigen meist mehrere Durchgänge, ehe sie die gewünschte plane Form annehmen.
Kurze Anmerkung zum Thema DIY-Bügeln im Backofen: man kann es schon machen, wenn man den Mut dazu hat oder es schlicht egal ist, ob das Ergebnis erfolgreich sein wird. Es ist nämlich beim Begradigen extrem wichtig, dass die Haltetemperatur (also die Maximal-Temperatur und deren Dauer) präzise eingehalten wird und da kann der Erfahrung nach 1-2°C bereits über den Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Ein Backofen wird das allenfalls mit einem genauen Thermometer und ständiger Kontrolle ermöglichen.
Die AFI-Geräte können die eingestellten Temperaturen exakt einhalten und genau das macht den Unterschied.
Und noch ein Hinweis: die mir vorliegende Bedienungsanleitung enthält noch eine Info, die nicht zu unterschätzen ist: Vinyl kann Feuchtigkeit aufnehmen! Was an sich eigenartig klingen mag, ist für Experten der Kunststoff-Branche völlig normal. In dem Lexikon eines Ingenieurbüros ist gar von der „Quellung von Kunststoffen“ die Rede und von „Rissbildung oder Blasenbildung im Material“ die Rede. Was das mit dem Schallplatten-Begradigen zu tun hat? Nun, geht man diese Bearbeitung einer Vinyl-LP professionell an, so muss man eben alle Parameter berücksichtigen und zu denen gehört neben der Dauer, der Temperatur, dem Druck sowie der Beschaffenheit des Materials auch dessen Feuchtigkeitszustand, jeder dieser Parameter hat einen Einfluss auf das Gesamtergebnis!
Die Besonderheit des Relax-Programm - Klangverbesserung
Dazu gibt es einen Erfahrungsbericht bei Vinylclean, hier zu lesen.
Technische Daten:
Masse (ohne Netzgerät): 2,8 kg
Geeignet für: LPs, Singles, Schellackplatten
Umgebungstemperatur bei Betrieb: 5 ... 35 °C Anpressung: Drehmoment-limitierte Klemme + AlMg3-Scheiben mit Polyesterbeschichtung + dauerhaft befestigte Polycarbonat-Distanzringe
Abmessung äußerer Distanzring: di = 175, da = 292
Preis: ca. 2000 EUR
Kontakt Vertrieb:
HiFi-STUDIO WITTMANN
Dipl.-Ing. (FH) Oliver Wittmann
+49 711 696774
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Aktuell sind 121 Gäste und keine Mitglieder online