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Aus welchem Grund sollte ein Vinyl-Fan eine Schallplatte bügeln

Dr. Kathe - Entwickler des Plattenbügler flat. im Interview mit interessanten Information

Plattenbügeln, was für ein Unsinn. Oder doch nicht? In dem Interview mit Dr. Ulrich Kathe - Entwickler des Plattenbügler flat. wird nicht nur diese Frage geklärt, sondern auch technische Hintergründe erläutert und Tipps für Vinyl-Fans gegeben.

 

Warum Plattenbügeln Sinn macht

Das ist in der wachsenden Fan-Gemeinde für Vinyl Schallplatten durchaus umstritten. Viele Sammler gingen seit Jahren eigene Wege, da entsprechende Geräte sehr teuer waren. So genannte DIY- (Do it yourself) Verfahren mit Glasplatten im heimischen Backofen und manch andere Experimente führten teilweise zu Erfolge, aber auch zu ruinierten LPs. Aber wer will schon seine Lieblingsplatte im Ofen dahinschmelzen sehen? Oder als flache Scheibe ohne Rille bewundern?

Mittlerweile haben sich Geräte wie der japanische ORB (Air Tight) oder der amerikanische Furutech - DF-2 durchgesetzt. Seit Mitte 2015 gibt es allerdings auch ein deutsches Gerät, das in seinen besonderen Eigenschaften eine herausragende Stellung am Markt genießt: den flat. von AFI (Audio Fidelity Improvement). Einen Testbericht dazu gibt es hier zu lesen.
Ich hatte während des Analog Forum in Krefeld 2016 die Gelegenheit, den Entwickler dieses Gerätes - Herrn Dr. Ulrich Kathe - zu interviewen. Er hatte einige sehr interessante Information parat.

 

Interview mit Dr. Kathe - Entwickler des Plattenbügler flat.

 

Aus welchem Grund sollte ein Vinyl-Fan eine Schallplatte bügeln?

Zunächst natürlich einmal deshalb, dass die verwellte LP wieder normal plan wird. Bedenkt man, welche Mühe man sich macht, um alle geometrischen Bedingungen bei einer Tonabnehmerjustage (Azymuth, VTA, Auflagekraft) optimal einzustellen, so muss man sich im klaren sein, dass dafür die Basis eine ebene Schallplatte ist. Sobald die Nadel eine Berg- und Talfahrt macht, verändern sich diese geometrischen Bedingungen mitunter gravierend.
Wir haben während der Entwicklung auch festgestellt, dass sich der Klang einer nicht verwellten Platte durch das Tempern (Begradigen durch Wärmezufuhr) verbessert.

Wie funktioniert der Bügelvorgang vereinfacht gesagt?

Es ist ein Prozess, der unter Zuführung von Wärme abläuft und relativ viel Zeit erfordert. Wenn das Vinyl erwärmt wird, geht es vom starren in einen elastischeren Zustand über. Zusammen mit der Wärme wirkt noch ein moderater Druck auf die Platte, wodurch sie geebnet wird. Beim Abkühlen wird der nun ebene Zustand „eingefroren".

Worauf muss man beim Bügelvorgang besonders achten?

Da sehe ich drei besonders wichtige Aspekte:
1. Man darf die optimale Temperatur, die wir „Plateau-Temperatur" genannt haben, nicht überschreiten. Sicher wird die Platte um so schneller eben, je höher die Behandlungstemperatur ist. Andererseits kommt es bei zu hohen Temperaturen zu Beeinträchtigungen der Schall-Informationen in den Rillen. Unsere Plateau-Temperatur liegt im Standardprogramm bei 59°C.
2. Damit die Platte hörenswert bleibt und vielleicht sogar den Klang verbessert, muss während des gesamten Bügelvorganges, also während des Aufheizen, der Plateauphase und während des Abkühlen an jeder Stelle der Platte die gleiche Temperatur herrschen.
3. Aufheiz- und der Abkühlprozess dürfen nur sehr langsam und gleichmäßig erfolgen. Man sollte also Geduld haben und den Bügelvorgang nicht zu früh abbrechen.

Kann es Probleme beim Begradigen geben?

Es kann sein, dass die LP nicht gerade wird, wenn die Verwellung zu groß ist und bereits radiale Verformungen der Rille hat.
Ebenso sollte man, wenn eine Platte älter ist (Jahrzehnte alt), etwas mehr Geduld haben. Sie muss dann mehrmals gebügelt und auch dabei herumgedreht werden.
Ausserdem kann es sein (was sehr selten vorkommt), dass das Vinyl Feuchtigkeit aufgenommen hat (Anm d.Red.: die LP befand sich längere Zeit in einem feuchten Raum). Das Vinylmaterial (PVC und PVAC) hat leider die Eigenschaft, in einem geringen Maß Wasser aufzunehmen. Dann kann es beim Aufheizen passieren, dass das Wasser zu schnell nach aussen gedrängt wird und dabei die Oberfläche des Vinyl aufplatzt. Die so entstandenen kleinen Krater sind sichtbar und hörbar. Allerdings kann man diesem Problem aus dem Weg gehen, indem man mit dem Expert-Programm des flat. eine niedrigere Temperatur wählt und so die Platte erst mal trocknet.

Waren es die verschiedenen Schwierigkeiten mit dem Plattenbügeln, die Sie dazu veranlasst hat, den flat. zu entwickeln?

Zunächst einmal war es mein Interesse als Vinylfreund. Dann hab ich mich informiert, welche Geräte es am Markt gab und festgestellt, dass es zumindest kein deutsches Gerät gab und dies somit eine Marktlücke war. Ich hab mich erkundigt, welche Probleme und Schwachpunkte es bei dem vorhandenen japanischen Bügler gibt, um sie bei einer eigenen Entwicklung zu berücksichtigen.

Gab es Momente, wo Sie das Projekt aufgeben wollten?

Ich bin ein Typ, der das zu Ende bringt, was er angefangen hat. Natürlich gab es Schwierigkeiten, die gibt es immer. Zum Beispiel, bestimmte Teile zu bekommen. Man muss auch immer den Aufwand im Blick haben, die wirtschaftliche, unternehmerische Seite. Wie viel Zeit investiert man, wie viel Zeit steckt man rein, hier gab es schon mal Zweifel.

Was würden Sie den Leuten mit dem DIY-Gedanken mitgeben?

Ich hab mich auch mit den DIY-Versuchen beschäftigt. Eigentlich möchte ich solchen Leuten den Rat geben, Kontakt mit mir* aufzunehmen (lacht, meint es aber durchaus ernst). Die Versuche im Backofen scheitern oft daran, dass die einstellbare Temperatur Schwankungen von zwei oder mehr Grad hat und das ist dann einfach zu groß.

 

*Anfragen bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sie werden dann an Herrn Dr. Kathe weitergeleitet.

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