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Starker Sound, zwiespältiger Eindruck von der Musik: The Punishment Of Luxury | Foto: Foto Mark McNulty

Also darauf war ich echt neugierig: eine meiner Helden aus der Jugend kommt mit einer neuen Platte: Orchestra Manoeuvres in the Dark! Sie schufen sich im Feld zwischen New Romantic Pop, Electro-Pop und New Wave ein eigenes Markenzeichen, Generationen von Musikern hatten sie als Vorbild. Nun präsentieren Andrew McCluskey und Paul Humphreys mit „The Punishment Of Luxury" ein Statement, das ich in meiner Rezension durch eine besondere Sichtweise ausleuchte.

 

Orchestra Manoeuvres in the Dark - The Punishment Of Luxury (LP, 150g Vinyl)

OMD-2017 Vinyl photocredit-Mark-McNulty

Foto: Mark McNulty

Schon anno 1980, als die beiden ersten Alben „Orchestral Manoeuvres in the Dark" und „Organisation" veröffentlicht wurden, erkannte man die Inspiration von OMD: Kraftwerk. Nur ein Jahr darauf kam schon der große Erfolg: „Architecture & Morality" mit dem Super-Hit „Maid of Orleans (The Waltz Joan of Arc)" und „Souvenir" - OMD waren nun einer breiten Öffentlichkeit ein Begriff. Ihre teils abstrakten Popmelodien gingen trotzdem ins Ohr, Synthie Pop war gesellschaftsfähig und „Maid of Orleans" ein typisches Beispiel.

Heute, 36 Jahre später, hat sich die Musikwelt gründlich verändert, alles wird rasend schnell verarbeitet - vieles kommt und geht im Eiltempo. In diesen knapp vier Jahrzehnten entwickelten sich viele Musikstile, immer wieder tauchten neue Ideen auf, wie wohl auch immer wieder gerne Altes aufgegriffen wurde. Und nun kommt OMD mit einer neuen LP, die es mir wahrlich nicht einfach macht. Denn ich finde keinen echten Draht zu diesem Album. Dabei hat mich die Vinyl-Ausgabe wahrlich positiv überrascht.

 

The Punishment Of Luxury - die Vinyl Schallplatte mit starkem Sound

OMD-The-Punishment-Of-Luxury VinylMich hatten die Vorabstreams, die mir vom Plattenlabel zur Verfügung gestellt wurden, überhaupt nicht begeistert. Zu sehr schien mir OMD krampfhaft an ihre alten Tage anknüpfen und gleichzeitig die Synthies von einst mit modernen Beats verbinden zu wollen. Das wirkte für mich unausgegoren und ohne roten Faden. Doch ich wollte abwarten, was die LP zu bieten hat. Und dann kam sie.

Über die grafische Gestaltung des Covers darf man geteilter Meinung sein, ich persönlich steh nicht auf so etwas. Aber: immerhin hat man Streifen aus dem stilisierten Gesicht ausgestanzt, was den Blick auf die Innenhülle freimacht, die ebenfalls bunt bedruckt wurde. So etwas lieben wir Vinyl-Fans ja. Also LP rausziehen, schnell noch waschen und dann drauf auf den Plattenteller. Und ich sag euch, der Sound macht einen echt an! Das sage ich als jemand, der eher auf feingeistig Analogaufnahmen steht und das Akustische dem Elektronischen vorzieht. „The Punishment Of Luxury" sollte man laut hören, insbesondere die beiden ersten Tracks machen einen da richtig an. Und eines muss ich deutlich sagen: der Quervergleich zu meinen alten LPs dieser britischen Pop-Band macht es deutlich, wie viel mehr das heutige Klangvolumen einer solchen Produktion zu bieten hat. Da ist weit mehr Druck und ein viel spannenderes Sound-Erlebnis.

Nun ja, musikalisch bin ich noch immer zwiegespalten. Die LP hat viele Elemente der frühen OMD, die Kraftwerk-Zitate sind auch heute noch zu hören. Trotzdem gibt es so klasse Tracks wie „Isotype", die tatsächlich die Melodien von damals gekonnt mit zeitgemäßen Beats verknüpfen. Aus den Ideen, die McCluskey und Humphreys entwickelten, standen zunächst Klangstrukturen und Geräusche, erst dann entstanden die Melodien. Und das hört man zu meinem - ganz persönlichen Leidwesen - auch recht deutlich. Mitunter klingen solche Songs richtig nett („What Have We Done" ist ein solches Beispiel), aber auch sehr konstruiert - auf „Robot Man" oder das blöde Geballere in „La Mitrailleuse" könnte ich bestens verzichten (auch wenn es thematisch-textlich ganz anders gemeint ist).

Inhaltlich wollen Andrew McCluskey und Paul Humphreys, die beiden Köpfe aus der Anfangszeit von OMD, mit „The Punishment Of Luxury" darauf aufmerksam machen, dass der Konsum und Luxus eine Bestrafung sein kann. Wir merken nicht, dass wir nie richtig zufrieden sind, obwohl es uns so gut wie nie zuvor geht.

Andrew im Interview: „Den meisten Menschen in der westlichen Welt geht es heute wirtschaftlich sehr viel besser als ihren Vorfahren und doch sind wir nicht glücklicher als sie, weil wir die illusorische Ordnung der Religion und der königlichen Verordnungen durch die illusorische Ordnung des Marketings und die Propaganda der Werbung ersetzt haben. Jeder denkt, er habe noch nicht genug, und so haben wir jetzt haufenweise Dinge, die wir nicht brauchen, nur weil wir zum Kauf überredet werden. Wir alle sind unglücklich und verzweifelt - und genau das ist die ‚Strafe des Luxus'."

 

Fakten

Erstveröffentlichung: 1. September 2017
Label: Sony Music
Bestell-Nummer: 88985435501
Pressung: GZ Media
Inhalt: 150g Vinyl
Besonderheit: Cover mit Ausstanzung

 

Besetzung

Andrew McCluskey - vocals, keyboards, bass guitar
Paul Humphreys - keyboards, vocals
Martin Cooper - keyboards
Stuart Kershaw - drums
David Watson - backing vocals

 

Trackliste

Seite 1

1. The Punishment of Luxury
2. Isotype
3. Robot Man
4. What Have We Done
5. Precision & Decay
6. As We Open, So We Close

Seite 2

7. Art Eats Art
8. Kiss Kiss Kiss Bang Bang Bang
9. One More Time
10. La Mitrailleuse
11. Ghost Star
12. The View From Here

 

OMD - THE PUNISHMENT OF LUXURY TOUR

25.11. Erfurt, Traum Hits Festival
26.11. Hamburg, Große Freiheit
28.11. Berlin, Huxleys
29.11. Leipzig, Haus Auensee
30.11. München, Tonhalle
02.12. Offenbach, Stadhalle
03.12. Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

 

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